Reinbek. Vor zehn Jahren haben Jugendliche für den Erhalt ihres Treffpunkts an der Schulstraße gekämpft. Wie der Altbau heute genutzt wird.

Das Courvoisierhaus oder „C-Haus“, wie es in Reinbek genannt wird, bleibt der Stadt weitere zehn Jahren als Treffpunkt und Heimat verschiedener Umwelt- und Umweltbildungsinitiativen erhalten. Die Eigentümerfamilie Buhck und die Stadt haben dazu eine Vereinbarung geschlossen. Die Stadt zahlt nun eine geringfügige Miete, mit der die Eigentümer Instandsetzungen finanzieren können. Gerade lassen die Eigentümer die Elektrik erneuern. „Wir sind für diese Lösung sehr dankbar“, sagt Bürgermeister Björn Warmer.

Björn Warmer und Thomas Buhck gaben das Ergebnis der Gespräche jetzt bekannt. „Die ersten zehn Jahre unserer Vermietung waren ein Ergebnis des Verkaufs der städtischen Immobilien“, erläuterte Thomas Buhck. Damals hatten Reinbeker Jugendliche sowie der Kinder- und Jugendbeirat für den Erhalt ihres Treffpunkts neben der Sachsenwaldschule gekämpft. Und die Politik hatte dem Kaufvertrag der 89 städtischen Wohnungen nur zugestimmt, weil die Familie Buhck einem Bestandsschutz für das C-Haus zugestimmt hatte.

C-Haus bleibt Initiativen noch für mindestens zehn Jahre erhalten

Die Geschäftsführer Thomas und Henner Buhck der in der Region seit 1898 verwurzelten Buhck-Gruppe versicherten, dass sie keine eklatanten Mieterhöhungen planten. „Wir haben die Häuser für unsere Altersversorgung erworben“, sagt Thomas Buhck jetzt über den Ausflug seiner Familie ins Immobiliengeschäft. Die beiden Brüder hatten sich 2010 mit ihrem Konzept gegen 20 weitere Bieter durchgesetzt.

„In den zehn Jahren ist viel passiert“, sagt Bürgermeister Björn Warmer. „Die Arbeit im C-Haus war sehr erfolgreich und ist dabei zusehends ,grüner’ geworden.“ Neben zahlreichen Jugendbands, der Schülervertretung des Gymnasiums, den Falken, dem Deutschen Amateur-Radio-Club und den Wandervögeln waren auch der BUND und die Naturwerkstatt schon vor zehn Jahren im C-Haus beheimatet. Doch von ihnen sind nur die beiden Letzteren geblieben. Stattdessen treffen sich dort beispielsweise auch die Klimaschutzinitiative Sachsenwald, die Amphibiengruppe des BUND, der Verein Sonne für Reinbek, die Genossenschaft Bürgerenergie Bille und künftig möglicherweise auch die Reinbeker ADFC-Gruppe.

Das C-Haus bleibt Reinbek für weitere zehn Jahre als Treffpunkt erhalten.
Das C-Haus bleibt Reinbek für weitere zehn Jahre als Treffpunkt erhalten. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Haus war „ein Juwel der städtischen Jugendarbeit“

Der Kinder- und Jugendbeauftragte Ulrich Gerwe konnte bei der Gelegenheit den riesigen Schlüsselbund des Hauses jetzt an den Klimaschutzbeauftragten Lukas Rettmer übergeben. Denn künftig wird das Haus nicht mehr für die freie Jugendarbeit, sondern vor allem als Treffpunkt für die zahlreichen Umwelt- und Klimaschutzinitiativen der Stadt genutzt. „Mit dem C-Haus haben wir ein Juwel der städtischen Jugendarbeit gehabt“, sagt Gerwe. „Das war eines der tollsten Projekte. In einem Alter, in dem die jungen Leute gern ihre Grenzen ausgetestet haben, konnten sie sich dort in einem relativ selbstbestimmten Raum ausprobieren.“ Einige hätten dort über die Stränge geschlagen, aber dennoch habe das Projekt immer funktioniert insofern, dass sich die Jugendlichen entschuldigt und mögliche Schäden beseitigt hätten. Viele hätten nostalgische Erinnerungen an ihre Jugend im C-Haus.

Und auch von den Reinbeker Kindern seien das C-Haus und der dahinter liegende „wilde Garten“ immer heiß geliebt worden, weiß Umweltpädagogin Marlitt Quistorf. Denn die Reinbeker Kitakinder dürfen zweimal im Jahr für ein Projekt in die Naturwerkstatt kommen, die Grundschulkinder einmal. Daher sei die Bindung der Kleinen zum C-Haus riesengroß. „Die Schüler sind einfach glücklich hier“, stellt ihre Kollegin Christiane Sturm fest. „Häufig fragen sie von sich aus: Wann gehen wir denn mal wieder ins C-Haus?“

Klimaschutzmanager Lukas Rettmer freut sich sehr, dass diese Wurzeln der Reinbeker Umweltpädagogik nicht gekappt werden und dass die Arbeit jetzt fortgesetzt werden kann. „Schon jetzt gibt es große Synergieeffekte zwischen den Gruppen – das ist ein schöner Prozess. Durch die kurzen Wege und die direkte Kommunikation kann sich das noch weiter entwickeln, sagt er.“