Wentorf/Billbrook. E-Lkw, Aufbereitung von Fotovoltaik-Zellen sind nur einige Etappen des Unternehmens auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Zuerst stößt der 27-Tonner auf Skepsis, dann auf Begeisterung: Der Elektro-Lkw ist mittlerweile Norbert Sengers liebster Arbeitsplatz: „Kein Dröhnen mehr in den Ohren, kein Brummen, und ich habe abends keine Kopfschmerzen mehr“, erzählt der 53 Jahre alte Lkw-Fahrer der Wentorfer Buhck-Gruppe angetan. Seit 1995 fährt er hauptberuflich Lkw und seit vier Monaten einen der beiden vollelektrischen 27-Tonner von Volvo für die Buhck Umweltservices GmbH & Co. Für neun weitere vollelektronische Containerfahrzeuge hat Buhck bereits die Förderung des Bundes beantragt, berichtet Dominic Burzlaff, Fuhrparkleiter der Buhck Abfallverwertung und Recycling GmbH in Hamburg-Billbrook. Denn auch im Alltag haben die E-Lastwagen überzeugt.

Eine Frage, die Norbert Senger immer wieder hört, ist die nach der Reichweite. Die hat er sich zu Beginn auch gestellt: „Zuerst hatte ich immer Sorge, komme ich auch wieder zurück?“ erzählt der 53-Jährige grinsend. Das habe sich mittlerweile gegeben. In der warmen Jahreszeit kommen die Abrollkipper an einem Tag etwa 150 Kilometer weit. Norbert Sengers Mittagspause wird so auch zur Ladepause am Schnelllader für seinen Lkw.

E-Mobilität: Buhck als Vorreiter im Klimaschutz

Lkw-Fahrer Norbert Senger ist begeistert von seinem Elektro-Lkw.
Lkw-Fahrer Norbert Senger ist begeistert von seinem Elektro-Lkw. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

„Nur nach Ahrensburg möchte ich nicht unbedingt noch einmal“, sagt er. Sein Chef versteht sofort, was er meint: „An der A1 gibt es keine Möglichkeit zum Laden.“ Und der Geschäftsführer Markus Horstkötter ergänzt: „Wir sind gern Vorbild in Sachen Klimaschutz, allerdings müsste der Bund auch für die angemessene Infrastruktur sorgen.“

Denn die Lkw seien immerhin 8,50 bis zehn Meter lang. Im Gewerbegebiet Hamburg-Billbrook sei dies nicht problematisch, an den Autobahnen schon. Im Stadtverkehr lade sich der Akku durch das Bremsen teilweise sogar wieder auf, dieser Vorgang nennt sich Rekuperation. Dominic Burzlaff schwärmt von einer faszinierenden Testfahrt über einen Alpenpass, bei der der Akku bei der Abfahrt ebenso viel Energie aufgeladen hatte wie er zuvor bei der Fahrt hinauf verbraucht hatte. „Unsere ersten Erfahrungen sind sehr positiv. Die E-Lkw stehen Diesel-Lkw in nichts nach“, lautet Horstkötters Fazit.

Unternehmen vom Bund ausgezeichnet

Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Buhck-Gruppe jetzt in Berlin als Klimaschutz-Unternehmen ausgezeichnet. Ausschlaggebend waren ihre innovativen Strategien zur Erreichung der Klimaziele sowie kreative Projekte zur Mitarbeitermotivation für den Klimaschutz. Denn seit 2009 zeichnen das Bundeswirtschaftsministerium, das Bundesumweltministerium und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag Firmen als Klimaschutz-Unternehmen für ihre ambitionierten Klimaschutzziele sowie Anstrengungen bei der Energieeffizienz und dem Einsatz Erneuerbarer Energien aus.

Die Unternehmen nehmen dabei eine Vorreiterrolle ein und entwickeln ihre eigenen Lösungen für die betriebliche Energieeffizienz bei Produkten, Dienstleistungen und Produktionsprozessen, die messbar und als Erfolgsmodelle im Arbeitsalltag auch für andere Unternehmen umsetzbar sind.

Bis 2030 will das Unternehmen komplett klimaneutral sein

Thomas Buhck, der gemeinsam mit seinem Bruder Dr. Henner Buhck die Unternehmensgruppe führt, erklärt: „Wir sehen besonders als Entsorger natürlich die Notwendigkeit, dass sich auch in der Wirtschaft etwas zugunsten des Klimaschutzes ändern muss, machen das aber auch aus Überzeugung. Wir glauben als Gesellschafter, dass andere mitziehen, wenn wir auf dem Markt eine Vorreiterrolle übernehmen.“

Dabei sei es gar nicht so schwer, klimaneutrale Maßnahmen zu installieren und habe durchaus auch Vorteile, als erste am Markt zu agieren. „Das ist nicht nur von Verzicht gekennzeichnet“, stellt der Unternehmer fest. „Es hat auch viel mit Innovationen zu tun.“

Geschäftsführer Thomas Buhck ist überzeugt von der Mission Klimaschutz.
Geschäftsführer Thomas Buhck ist überzeugt von der Mission Klimaschutz. © Susanne Tamm

Bereits seit 2019 arbeitet die Buhck-Gruppe klimaneutral, bisher allerdings unterstützt durch Gold-Standard zertifizierte Kompensationsprojekte. Das erklärte Ziel der Firmengruppe ist es jedoch, bis zum Jahr 2030 auf die Kompensationen verzichten zu können und die Klimaneutralität durch eigene Projekte zu erlangen. „Es ist unsere Mission, unsere Kunden, unsere Mitarbeitenden und alle um uns herum zu überzeugen, in Sachen Klimaschutz aktiv zu werden“, sagt Thomas Buhck.

Angebot: Ob recycelte Fotovoltaik-Module oder Strom aus Bioabfällen

Die Unternehmen der Buhck-Gruppe haben nicht nur zwei E-Lkw in ihrem Fuhrpark vorzuweisen, sondern noch viele andere Projekte: Die Hamburger Müllentsorgung Rohstoffverwertungsgesellschaft (HME) bereitet beispielsweise gebrauchte Fotovoltaik-Module neu auf. Dabei wird in einem geschlossenen, ressourcenschonenden Kreislauf jedes Modul eingängig auf Tauglichkeit geprüft. Nach einer ersten Sichtprobe und einer gründlichen Reinigung durchläuft es in einer TÜV-zertifizierten Erstbehandlungsanlage eine tiefgehende technische Prüfung.

Neben der Funktion, die dort geprüft wird, werden auch die elektrische Sicherheit kontrolliert und die Leistung gemessen. Die Leistung umfasst auch ein TÜV-zertifiziertes Prüfprotokoll. Die daraus hervorgegangenen, wiederverwendbaren Zellen können sowohl zum Austausch einzelner defekter Module einer Großanlage oder für den Aufbau einer gesamten Anlage genutzt werden. Gebrauchte Fotovoltaik-Module sind günstiger in der Anschaffung und dennoch leistungsstark. Ersparnisse von bis zu 70 Prozent seien möglich.

E-Mobilität: Stromtankstelle bietet selbst produzierten Strom

Zudem gewinnt das Unternehmen in der unternehmenseigenen Biogasanlage beim Abfallwirtschaftszentrum Trittau (AWT) aus verwertbaren Bioabfällen Strom und betreibt eine komplett grüne Stromtankstelle für Elektrofahrzeuge. Hinzu kommen mehr als 40 Elektro- und Hybrid-Firmenfahrzeuge und ein gruppenweites Ladenetzwerk für die Mitarbeitenden und Besuchenden, das kontinuierlich erweitert wird. Außerdem legt die Unternehmensgruppe auch bei ihren Neubauten Wert auf eine möglichst umweltverträgliche Bauweise sowie auf Fotovoltaik oder Wärmepumpen.

Über die Unternehmensgruppe

Als einer der größten Umweltdienstleister in Norddeutschland erwirtschaftete die Buhck-Gruppe mit rund 1200 Mitarbeitern 2021 einen Umsatz von etwa 180 Millionen Euro. Die Gruppe ist auf den Geschäftsfeldern Abfallverwertung, Rohr- & Kanalservice und Beratungsdienstleistungen aktiv. Ihre 35 Unternehmen verteilen sich auf 21 Standorte in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Die Brüder Dr. Henner Buhck und Thomas Buhck leiten das 1899 in Hamburg-Bergedorf gegründete Familienunternehmen in der vierten Generation.