Reinbek. Eine Bürgerinitiative macht sich für den Erhalt des Baumes in Reinbeks Ortsmitte stark. Das schlägt sie vor.

Aktuell ist der Anblick der kahlen amerikanischen Roteiche auf dem Landhausplatz etwas trostlos. „Doch ab Frühjahr ist der Baum sehr imposant und im Herbst die Laubfärbung ein Traum“, schwärmt Mario Schaper. Reinbeks Ortsmitte ohne diesen Baum sei nicht vorstellbar, sagt der 68-Jährige. „Auf allen alten Fotos ist an dieser Stelle ein Baum zu sehen.“ Dass dieser nun bald gefällt werden könnte, kann der Reinbeker nicht verstehen. Um das zu verhindern, ist er gestern dem Aufruf der Interessengemeinschaft Bushaltestelle Landhausplatz gefolgt.

Die Bürgerinitiative will die Roteiche auf dem Landhausplatz erhalten.
Die Bürgerinitiative will die Roteiche auf dem Landhausplatz erhalten. © Privat

Bei allen drei Varianten würde die gesunde Eiche fallen

Die hatte zu einer kleinen Demonstration auf dem Platz geladen, um darauf aufmerksam zu machen, dass die rund 50 Jahre alte Roteiche bedroht ist. Die nämlich müsste weichen, wenn die Bushaltestelle an der Bergstraße barrierefrei ausgebaut wird – zumindest, wenn eine der drei vorliegenden Varianten der Verkehrsplaner umgesetzt wird. Eine sieht eine Doppelbushaltestelle an der Wildkoppel, eine zweite eine Doppelbushaltestelle auf dem Landhausplatz vor. In der dritten Variante würde die Haltestelle an der Bergstraße mit Einbeziehung des Landhausplatzes verbreitert. „Bei allen drei Varianten aber würde die gesunde Eiche fallen“, sagt Michael Gadow von der Initiative kopfschüttelnd.

Etwas, was er und seine rund 500 Mitstreiter – darunter Anwohner der Sophienstraße, Parkallee und Wildkoppel – unbedingt verhindern wollen. Sie haben bereits 2019 eine vierte Variante entwickelt, bei der die Eiche erhalten bleibt. „Wir plädieren für drei dezentrale Halts – an der Bahnhof-, Berg- und an der Hamburger Straße“, sagt Gadow. Die Busse würden über die Bahnhofstraße fahren. „Das hätte auch den Vorteil, dass die Wohnstraßen vom Verkehr stark entlastet würden“, ist Wilfried Völter überzeugt.

240 Busse fahren aktuell über Reinbeks zentrale Kreuzung

Der Anwohner hat nachgezählt: Aktuell fahren täglich rund 240 Busse über den Landhausplatz. „Das ist für Passanten, die die Straße queren, eine riesige Unfallgefahr“, sagt Völter. Zugleich schwärmt der Reinbeker von dem Potenzial, das sich aus einem verkehrsberuhigten Platz ergeben würde: „Die Ortsmitte von Alt-Reinbek würde um Längen attraktiver. Man könnte Bänke unter der Eiche aufstellen“, sagt er.

Rund 20 Reinbeker sind gestern dem Aufruf der Initiative gefolgt. Sie alle setzen sich für den Erhalt des ortsprägenden Baumes ein und hoffen, auch die Politiker davon überzeugen zu können. Die Chancen stehen nicht schlecht, seitdem ihre Variante im Oktober in den Planungsprozess aufgenommen wurde. Ob sich ihr Vorschlag am Ende durchsetzt, kann kein Politiker aktuell versprechen: „Möglich ist auch, dass am Ende eine fünfte Variante herausspringt“, sagt Günther Herder-Alpen. Als Fraktionsvorsitzender der Grünen steht er für den Erhalt des Baumes, weiß als erfahrener Politiker aber auch, dass verschiedene Interessen – Naturschutz, Barrierefreiheit, Verkehrssicherheit und ein guter Verkehrsfluss – unter einen Hut gebracht werden müssen.

Vor der Kommunalwahl rechnet niemand mit einer Entscheidung

Noch allerdings ist alles offen, ist nichts entschieden. „Wir sind erst in der Beratungsphase“, sagt Niklas Schwab, Vorsitzender im Bau- und Planungsausschuss. Der CDU-Mann geht fest davon aus, dass der Prozess im nächsten Jahr fortgesetzt und hoffentlich beendet wird. „Nach Jahren des Hin und Her brauchen wir endlich eine Entscheidung“, sagt Schwab. Wenn die am Ende heißt: „Wir lassen alles, wie es ist“, könnte er damit auch leben. Michael Gadow und seine Mitstreiter aber nicht: „Das wäre die schlechteste Variante von allen.“

Schwabs Stellvertreter im Ausschuss ist Volker Dahms. Der FDP-Mann glaubt nicht, dass so schnell eine Lösung in Sicht ist: „Das Problem ist, dass es in dieser Frage keine gute Entscheidung gibt. Irgendjemanden tut man immer weh. Vor der Kommunalwahl im Mai 2023 werden die Parteien dazu aber nicht die Traute haben“, sagt Dahms.