Reinbek. Entertainer Andreas Ellermann und sein Cousin Nico arbeiten ihre Familiengeschichte auf – demnächst auch im Fernsehen.

Hätte Carl Julius Hermann Ellermann vor 150 Jahren das Schiff nach Amerika genommen – denn so war’s geplant – dann würde es diese Geschichte nicht geben. Dann wäre Reinbek um ein Fachgeschäft ärmer. Doch genug des Konjunktives. Der Ururgroßvater von Nico Ellermann, Inhaber des gleichnamigen Eisenwarenladens am Schmiedesberg, und Entertainer Andreas Ellermann, hat das Schiff ja nicht genommen.

Dabei wollte er sein Glück in Amerika machen, wie so viele Deutsche zu der Zeit. Der gebürtige Pommer aus Stargard war nach Hamburg gekommen, um in die Neue Welt auszuwandern.

Doch den Plan durchkreuzte die Reinbekerin Johanna Cecilia Sophia Jacobsen, in die er sich 1872 Hals über Kopf verliebte. Und statt in New York, Chicago oder Boston landete er in Reinbek.

„Ellermanns Welt“ – zwei TV-Ausstrahlungen im Februar

Nico (l.) und Andreas Ellermann mit Fotos von Carl Julius Hermann (l.) und Siegfried Martin Friedrich Ellermann. 
Nico (l.) und Andreas Ellermann mit Fotos von Carl Julius Hermann (l.) und Siegfried Martin Friedrich Ellermann.  © Funke/ Ellermann | Denise A. Funke/ Ellermann

„Das war der Anfang unserer Familiengeschichte, die in diesem Jahr genau 150 Jahre zurückliegt“, sagt Nico Ellermann, der das Geschäft in der mittlerweile fünften Generation führt. Zusammen mit seinem Cousin Andreas Ellermann hat er sich auf Spurensuche begeben. Für Andreas Ellermanns Fernsehmagazin „Ellermanns Welt“ ist daraus ein Reportage entstanden. Die Sendung ist am Sonntag, 20. Februar, um 19.45 und 21.45 Uhr auf dem Sender Hamburg 1 zu sehen.

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Zurück ins Jahr 1872. Carl und Johanna heiraten. Er verdient sein Geld als Klempner. Zwei Jahre später schenkt ihm Johanna den Sohn Siegfried Martin Friedrich Ellermann (1874–1963). Die Geburt des Sohnes allerdings überlebt die junge Mutter nicht. Sie stirbt mit gerade mal 30 Jahren.

Warum Siegfried Ellermann Sigi Lötenlöten genannt wurde

Doch allein muss Carl Julius Hermann Ellermann den kleinen Siegfried nicht aufziehen. Ein Jahr später heiratet er Gesche Rohde, die seinen Sohn sehr verwöhnt. Wie sein Vater wird auch er Klempner. „Er dürfte vielen Alt-Reinbekern noch in Erinnerung sein. Er war ein richtiger Filou, der das Kino liebte“, berichtet Nico Ellermann. Zu der Zeit, als es noch keinen Fernseher gab, hatte er einen Stammplatz im Kino. „Einmal die Woche besuchte unser Urgroßvater die Vorstellungen“, sagt Nico Ellermann. Andreas Ellermann schiebt noch eine Anekdote nach. „Er wurde Sigi Lötenlöten genannt“ – und das nicht etwa deshalb, weil er so fleißig seinem Handwerk nachging, sondern weil er nichts anbrennen ließ. Sobald irgendwo Musik zu hören war, ließ er alles stehen und liegen und feierte mit, in der Damenwelt war er auch beliebt“, sagt Andreas Ellermann schmunzelnd.

Den umtriebigen Urgroßvater haben die beiden gebürtigen Reinbeker nicht mehr kennengelernt. Die Familiengeschichten um ihn kennen sie gut. „Er war ein zäher Bursche. Als er einen bösen Bruch hatte, diagnostizierten ihm die Ärzte, wenn er den nicht operieren lasse, sei er in sechs Monaten tot. Die Operation lehnte er ab. Insgesamt drei Hausärzte überlebte er, bis er im Alter von 89 Jahren verstarb“, berichtet Urenkel Andreas Ellermann.

Mehrere Generationen „Ellermänner“ unter einem Dach

Diese Aufnahme aus dem Familienalbum der Ellermanns zeigt den von Adolf Ellermann eröffneten Porzellanladen. Die Fotografie müsste aus den späten 1940er-Jahren stammen. 
Diese Aufnahme aus dem Familienalbum der Ellermanns zeigt den von Adolf Ellermann eröffneten Porzellanladen. Die Fotografie müsste aus den späten 1940er-Jahren stammen.  © Funke/ Ellermann | Denise A. Funke/ Ellermann

Sein Urgroßvater heiratet die Reinbekerin Frieda Wilhelmine Elsa, das Paar bekommt sechs Kinder. Adolf Ellermann erblickt im Jahr 1918 als Erstgeborener das Licht der Welt. Die Familie lebt, genauso wie einst Hermann und Johanna, in dem großen Wohnhaus Schmiedesberg. Dort, wo heute eine Spielhalle ihr Domizil hat, ist die Klempnerwerkstatt untergebracht. Hier leben mehrere Generationen „Ellermänner“ unter einem Dach.

„Tanten, Onkel und die Opas lebten dort, ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern“, sagt Andreas Ellermann, der in dem Ellermannschen Haus einen Teil seiner Kindheit verbrachte. „Als das Haus später zum Verkauf stand, habe ich es nicht mitbekommen, sonst hätte ich es gern gekauft“, sagt der Entertainer. Dafür gehöre ihm jetzt das Bankgebäude, in dem früher das Nagels war, in dem Urgroßvater Siegfried immer ordentlich gefeiert habe.

Dessen Sohn Adolf Ellermann, ebenfalls Klempner von Beruf, legt den Grundstock für das heutige Unternehmen und betreibt ein Geschäft für Pfannen und Töpfe am Landhausplatz. Das Geschäft läuft so gut, dass sich die Familie einen Neubau am Schmiedesberg leisten kann: 1962 wird das Ellermansche Kaufhaus eröffnet – mit einem Porzellanladen, den Martha Emma Alwine Ellermann (1919–1999) führt und der später von Schwiegertochter Ute Ellermann übernommen wird. Dieser Teil ist mittlerweile an die Bäckerei Baumgarten vermietet.

Nico Ellermann führt daneben die Familiengeschichte weiter. Weil sein Ururgroßvater nicht aufs Schiff gegangen ist.