Reinbek/Bergedorf. Fotograf Michael Zapf und Autor Michael Seufert haben sich auf Recherchereise an Hamburgs Fluss begeben und bieten neue Perspektiven.
Elbe und Alster haben vielfältige Würdigungen in der Musik und der Literatur erfahren, etwa bei Heinrich Heine, Hans Christian Andersen oder in der von 1928 veröffentlichten Hamburg-Hymne, getextet von Georg Nikolaus und komponiert von Albert Methfessel. Aber nur in dem in der Interpretation der Schauspielerin Heidi Kabel bekannten Lied „An de Alster...“ von Richard Germer findet der dritte große Hamburger Fluss, „de Bill“ Erwähnung.
Nun sind der Fotograf Michael Zapf und der Autor Michael Seufert angetreten, die Wahrnehmung der Hamburger und aller, die sich für die Freie und Hansestadt interessieren, ein Stück weit geradezurücken. Schlicht „Die Bille“ ist ihr Buch überschrieben, doch im Untertitel wird ihre Intention klar, denn sie berichten über „Hamburgs unbekannte Schöne“. Im Reinbeker Schloss, das an der Bille liegt, ungefähr auf halber Strecke zwischen der Quelle in Linau und der Mündung in die Elbe, wurde das Buch jetzt vorgestellt.
Die Bille: Das Schloss findet einen würdigen Platz in dem Band
Als ein „literarisches Bild-Kunstwerk“ würdigte Helmut Busch vom Verein „Freunde des Schlosses Reinbek“ das Buch. Der Verein hat die Veröffentlichung finanziell unterstützt, denn dem Schloss wird in dem Buch ein würdiger Platz eingeräumt. Und Verleger Gerhard Richter vom Ellert & Richter Verlag berichtete, dass er sich am Beginn seiner bald 44-jährigen Unternehmensgeschichte nicht hätte träumen lassen, dass er innerhalb von eineinhalb Jahren bereits das zweite Buch über die Bille veröffentlicht.
Initiator des aktuellen Buches – genauso wie des 2021 erschienen Werkes „Die Bille. Was sonst“ – ist der gebürtige Bergedorfer Michael Zapf, der seine Jugend in unmittelbarer Nähe des Flusses verbrachte. Für seinen Verleger ist Zapf „der Hamburg-Fotograf überhaupt“, und seit mehr als vier Jahrzehnten als Bildberichterstattung in seiner Stadt aktiv. Er schuf ein vielfältiges Panorama von bekannten Motiven, wie dem Reinbeker Schloss oder der Bergedorfer Innenstadt nahe der Bille. Nur stattet er diese Bilder mit einem besonderen Touch aus, sodass der Betrachter meint, diese Motive so noch nie gesehen zu haben. Ferner hat Zapf auf den ausgedehnten Recherchetouren entlang des Flusses so manch unbekanntes Plätzchen ausfindig gemacht – für den ein Ausflug an die Bille lohnend erscheint.
Fotograf und Autor gemeinsam auf Recherchetouren
Seufert bekannte freimütig, dass er die Nummer drei der Hamburger Flüsse zuvor nur durch die Matjesregatta kannte. An dem von der Rudervereinigung (RV) Bille organisierten Traditionsrundkurs um die Billerhuder Insel hatte er als Aktiver teilgenommen. Zapf ging mit ihm zur Quelle des Flusses, in dessen Nähe einst die Burg Linau, Sitz der Ritter von Scharpenberg, stand. Heute zeugt davon nur noch das Fundament eines Burgturms.
Die vielfältigen, sich um die Burg rankenden Geschichten hatten es dem ehemaligen Mitglied der Stern-Chefredaktion sofort angetan. „Historie spannend wie ein Krimi“, stand für Seufert fest, der nach seiner Pensionierung als Sachbuchautor tätig ist. Die gemeinsamen Recherchetouren hätten grundsätzlich bei schlechtem Wetter stattgefunden, berichteten die Beiden, die der Verleger als „Dreamteam“ bezeichnete. Allerdings hätten sie bei den Touren „sehr viel Spaß gehabt“, so Zapf.
Schon im 18. Jahrhundert zog die Bille Bewunderer an
Der erfahrene Rechercheur Michael Seufert steuerte einige „Vertiefungsgeschichten“ bei, so Zapf. So bietet das Buch eine Zeitreise ins 17. Jahrhundert, als wohlhabende Hamburger sich herrschaftliche Landhäuser an der Bille bauen ließen, um der Enge der Stadt zu entkommen und die Sommerfrische zu genießen.
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Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zog es auch den Reeder Albert Ballin, der die Hapag zur größten Reederei der Welt machte, an den Oberlauf der Bille. Dorthin lud des Kaisers Reeder, wie er im Volksmund genannt wurde, gern internationale Gäste ein und bewirtete sie großzügig, wie historisch dokumentiert ist. Erwähnung müssen natürlich Sachsenwald-Patriarch Otto von Bismarck sowie Boxer Max Schmeling finden, der sich einst im Forsthaus Friedrichsruh auf einen Weltmeisterschaftskampf vorbereitete.
Autor und Fotograf
Michael Zapf fotografiert seit fast 40 Jahren seine Heimatstadt Hamburg. Als selbstständiger Fotojournalist arbeitet der gebürtige Bergedorfer seitdem für Verlage, unter anderem für diese Zeitung, Agenturen und für Pressestellen Hamburger Unternehmen und Institutionen. Ab 1993 zahlreiche Buchpublikationen hauptsächlich zu Hamburger Themen.
Michael Seufert startete seine journalistische Laufbahn bei den Bremer Nachrichten, war von 1970 bis 1997 Redakteur des Stern, die letzten Jahre in der Chefredaktion. Heute lebt er als Schriftsteller in Hamburg. Er hat mehrere Romane und Sachbücher veröffentlicht, darunter „Der Skandal um die Hitler-Tagebücher“.