Hamburg. Ein neues Buch lädt dazu ein, den Fluss und seine Kulturgeschichte von der Quelle bis zur Mündung zu erkunden.

Corona führt auch Verleger zu neuen Ufern. Kaum zuvor wäre jemand auf die Idee gekommen, ein ganzes Buch über den kleinen Fluss Bille zu verlegen – transportfreundlich im Hand­taschenformat und mit Fotos von einem der besten Hamburger Fotografen. Doch in Zeiten begrenzten Reisens entdecken die Menschen zunehmend die heimatlichen Gefilde – eine Marktlücke für kompetente Regio-Reiseführer und deren Macher.

Und so entstand bei Ellert & Richter jetzt der reich illustrierte Band „Die Bille. Was sonst. Eine Entdeckungsreise von der Quelle bis ins Herz Hamburgs“. Auf 208 Seiten (Preis: 16,95 Euro) stimmen Autor Jan Peter Gehrckens und Fotograf Michael Zapf ihre Leser und Betrachter auf das Mikroabenteuer zwischen Linau (Quelle) und Brandshofer Schleuse (Mündung in die Elbe) ein.

Der Klappentext beschreibt die Bille als „elegant und räudig zugleich“, „mal pieselnd, mal mächtig“. Tatsächlich steht der 65 Kilometer lange Fluss gleichsam im Schatten von Elbe und Alster und lediglich im Evergreen gleichberechtigt nehmen ihnen: „An de Alster, an de Elbe, an de Bill, dor kann jeder eener moken, wat he will.“

Ausflüge um Hamburg: Ein Mikroabenteuer entlang der Bille

Das Buch ist als Tourenführer angelegt. Mal sind es Tipps zu Rundwanderungen, mal zu Radrundtouren und Spaziergängen, welche die ausführlich beschriebenen Kapitel mit einer regionalen Karte abschließen. Leider wird den Leserinnen und Lesern jedoch keine Gesamtkarte der Bille von der Quelle bis zur Mündung zur Verfügung gestellt. So geht es also von Trittau bis zum Sachsenwald, nach Bergedorf, den Boberger Dünen bis zur Billerhuder Insel, einem Eiland, das fest in der Hand der Kleingärtner ist. „Ein Paradies mit 80 Ufergrundstücken – Jahrespacht inklusive Vereinsbeitrag zwischen 300 und 350 Euro im Jahr“, schreibt der Autor.

Kulturgeschichtliches Highlight ist das Schloss Reinbek. Es liegt am Mühlenteich, zu dem sich der Fluss dort aufstaut. „In allen nur denkbaren Rot- bis Rotschwarztönen glüht der Backstein des Mauerwerks, keine industrielle Einheitlichkeit, sondern ein baulicher Organismus regt sich da“, schreibt der Autor, der vornehmlich für das Fernsehen arbeitet.

Am Schloss in Reinbek auf die Bille schauen

Ein kleiner Wasserfall unter der Brücke am Mühlenteich versetzt den Betrachter mit viel Fantasie an die Niagarafälle. Willkommen im früheren Reich von Herzog Adolf I. (1526–1586). Er galt als einer der bedeutendsten Herrscher an der Waterkant. Seine Renaissancebauten aus dem 16. Jahrhundert prägen bis heute das städtische Antlitz von Husum und Reinbek. Der machtbewusste Adelige war auch ein Freund feiner Gartenkultur. Rund um seine Nebenresidenz – das Schloss Reinbek – ließ er Lust- und Nutzgärten im Stil der Renaissance anlegen – mit Bogengängen, bei denen die antike Architektur Pate stand. Bald gesellten sich Lavendel, Salbei, Thymian, Tulpen und Lilien dazu.

Tipp von Jan Peter Gehrckens: „Unter der Rieseneiche am Mühlenteich einfach sitzen bleiben und die Gedanken beim Sundowner die Bille entlangschicken, irdisches Glück ist durchaus machbar in Reinbek am Schloss.“

"Die Bille. Was sonst" erschien im Ellert & Richter Verlag. © Ellert & Richter Verlag.

Die „Bille“-Publikation mit detailliertem Serviceteil zu nützlichen Adressen bietet überraschende Perspektiven auf die Stadt und ihre Umgebung. Sie leistet einen Beitrag zur Heimatgeschichte, gibt Tipps, den weitgehend unbekannten Fluss und sein Einzugsgebiet zu erkunden. In jedem Fall wird das Versprechen des Verlages eingelöst: „Kein Denkmal für den Fluss, sondern lebendige Uferstreifzüge mit Seitensprüngen zu Fuß und mit dem Rad, darum soll es gehen, in diesem Reiseführer.“

Das Buch im Abendblatt-Shop: https://shop.abendblatt.de