Reinbek. Schönningstedter (67) ist neuer SPD-Fraktionschef. Passion fürs Segeln und die Politik in die Wiege gelegt.

Schon Mitte der 2000er hatte Baldur Schneider versucht, Nikolaus Kern für eine Mitarbeit in der SPD-Fraktion in Reinbek zu motivieren. 2018 klopfte Schneider erneut bei dem Wahl-Schönning–stedter an – diesmal erfolgreich. Nun tritt Kern die Nachfolge von Volker Müller als Fraktionsvorsitzender an. In seiner ersten Legislaturperiode ist er quasi ein „Newcomer“, doch bringt er mit seinen 67 Jahren viel Erfahrung mit aus leitenden Positionen in verschiedenen Firmen, etwa bei der Holsten Brauerei und bei der Fürst Bismarck Quelle oder im Vorstand des Segelvereins Clipper. Die Leidenschaft für Traditionsschiffe wurde Nikolaus Kern ebenso in die Wiege gelegt wie die für die Politik.

Vater Helmuth Kern (†2016), vielen noch bekannt als „Mr. Hafen“, war von 1966 bis 1976 umtriebiger Wirtschaftssenator in Hamburg. Neben Großprojekten wie dem Ausbau des Hamburger Hafens, dem Bau der Köhlbrandbrücke und des neuen Elbtunnels blieb wenig Zeit für die Familie. Gut in Erinnerung sind Nikolaus Kern jedoch die Wochenenden, an denen sein Vater ihn mit auf Segeltörns genommen hatte. Daher rührt auch seine Begeisterung für Traditionsschiffe, für deren Erhalt er sich seit 1988 beim Verein Clipper einsetzt. Am liebsten segelt er die 1974 erbaute „SS Johann Smidt“.

Segeln, Familie und Job lange Zeit Priorität für Nikolaus Kern

Neben seinem großen Hobby hatten immer Familie und Job Priorität für Nikolaus Kern. Ein Leben führen wie sein Vater? Das reizte ihn damals nicht. Und: „Das wollte ich meinen Kindern nicht antun“, erklärt er. „Ich nehme es ihm aber nicht übel. Damals war das in Hamburg ein hartes Geschäft. Ich bewundere ihn vielmehr.“

Um mit seiner Frau Christiane (59) eine Familie zu gründen, war das Paar 1994 aus einer schicken Wohnung in Hamburger Alsternähe in ein Schönningstedter Neubaugebiet gezogen. Damals hatte ihn der dörfliche Charakter sowie die Nähe zu Schule, Kita und Hamburg gereizt. Nikolaus Kern findet Reinbek „traumhaft schön“, möchte den grünen Charakter erhalten.

Mehr Frauen und Verjüngung für die SPD auf dem Plan

Heute sind seine Kinder aus dem Gröbsten heraus und er hat als selbstständiger Unternehmensberater Zeit und Energie für Kommunalpolitik. Tochter Mareen (20) arbeitet im Servicebereich im Forsthaus in Friedrichsruh, und Sohn Henry ist 25 Jahre alt und ebenfalls in der SPD-Fraktion aktiv. Nikolaus Kern startete 2018 als bürgerliches Mitglied im Finanzausschuss. Seit Februar ist er Stadtverordneter, als Nachrücker für Volker Müller. Kern schätzt Müller und dessen reichen Erfahrungsschatz, freut sich, dass dieser ihm beratend zur Seite steht.

Die Zusammenarbeit mit seinem 25 Jahre jungen Vize Philipp Quast – eine „gute Symbiose“. Die Verjüngung der Fraktion liegt Nikolaus Kern am Herzen. Am liebsten wäre es ihm, wenn auch noch 50 Prozent der Mitglieder Frauen wären. Vielleicht klappt das zu 2023, wenn die Kommunalwahl ansteht. Nikolaus Kern will seine Partei auf die Wahl vorbereiten und auch darüber hinaus anpacken. „Ich bin kein Übergangskandidat“, betont er.

Mehr Gewerbe, Digitalisierung und Wohnraum

Als gelernter Betriebswirt bei der Bundeswehr und als Geschäftsführer lernte er, Krisen zu bewältigen, Kurs zu halten, Ruhe zu bewahren und lösungsorientiert zu arbeiten. Als SPD-Fraktionschef will er versuchen, die Stadt Reinbek aus einer schwierigen Zeit zu steuern. Die drei Millionen Miese im Haushalt sind für ihn ein Dorn im Auge, schließlich hat die Stadt einige Infrastrukturprojekte vor dem Bauch. „2021 muss eine absolute Ausnahme bleiben“, sagt Kern. Nun könne man entweder sparsam haushalten oder neue Einnahmequellen schaffen. Letzteres ist ihm lieber. Er denkt an die Schaffung von Gewerbegebieten. Etwa am Senefelder Ring, der auch als neuer AWSH-Standort im Gespräch ist.

Ganz vorn mit dabei für Nikolaus Kern: Die Digitalisierung an Schulen. Da müsse es eine einheitliche Lösung geben. Bezahlbaren und klimafreundlichen Wohnraum zu schaffen, ist ebenfalls ein Anliegen des Schönningstedters. „Wir müssen jetzt Entscheidungen treffen“, sagt Nikolaus Kern.