Reinbek. Mehrheit der Politiker spricht sich für einen neuen Standort im Gewerbegebiet Haidland aus. Die Verwaltung bekommt einen Prüfauftrag.

Die Stadt Reinbek nimmt einen neuen Anlauf, um der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) einen Umzug des Recyclinghofs zu ermöglichen. Das kommunale Entsorgungsunternehmen betreibt eine Anlage im Stadtteil Schönningstedt an der Glinder Straße. Anwohner sind ob der Verkehrssituation seit Jahren genervt, klagen über Lärm, Abgase, Staus und pöbelnde Autofahrer, die regelmäßig ihre Einfahrten blockieren. Vor allem an Sonnabenden ist es schlimm.

Verwaltung soll geeignete Flächen präsentieren

Jetzt gibt es für die frustrierten Bürger Hoffnung, dass sich die Situation ändert. Politiker haben als neuen Standort das Gewerbegebiet Haidland auserkoren, das in Sichtweite liegt. Es wird für die Verlagerung per Bauleitplanung erweitert. Das beschlossen die Stadtverordneten auf ihrer jüngsten Sitzung mit großer Mehrheit. Nur Mitglieder der Wählergemeinschaft Forum 21 zogen nicht mit.

„Die Anwohner tun mir leid, der Zustand ist untragbar. Es ist dringend erforderlich, jetzt konkret vorzugehen“, sagt der fraktionslose Klaus-Peter Puls. Die Verwaltung wurde damit beauftragt, nach der Sommerpause geeignete Flächen zu präsentieren. Ein Umzug ist jedoch keine Sache von wenigen Wochen oder Monaten. Um den Anliegern schon jetzt mehr Ruhe zu verschaffen, wird Bürgermeister Björn Warmer mit der AWSH sprechen, wie die Abfertigung auf dem Gelände schneller geregelt werden kann. Ziel ist es, Blechlawinen auf der Straße zu verhindern.

Freie Flächen gehören mehrere Landwirten

Die freien Flächen nahe dem Gewerbegebiet sind im Eigentum von mehreren Landwirten. Womöglich muss Reinbek keine Vertragsverhandlungen zwecks Kauf führen. „Es macht durchaus Sinn, dass die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn das Land erwirbt und entwickelt“, sagt Bauamtsleiter Sven Noetzel. Die WAS erschließt unter anderem den Stormarner Teil des ersten gemeinsamen Gewerbegebietes von Hamburg und Schleswig-Holstein in der Gemeinde Stapelfeld.

Geht es nach der Mehrheit der Reinbeker Politiker, werden sich noch weitere Unternehmen im Haidland ansiedeln. Dieses Thema soll in eine Stadtteilplanung für Schönningstedt einfließen, genauso wie die Standortsuche für die örtliche Feuerwehr sowie die Verkehrsentlastung auf der Königstraße. Einen entsprechenden Entwurf mit all den Schwerpunkten wird Verwaltungschef Warmer erarbeiten und den Parteien vorlegen. Auch das wurde beschlossen.

Grüne sind gegen Ausweisung neuer Gewerbeflächen

Günther Herder-Alpen (Grüne), sprach sich für die Verlagerung, aber gegen zusätzliche Ausweisung neuer Gewerbeflächen aus.
Günther Herder-Alpen (Grüne), sprach sich für die Verlagerung, aber gegen zusätzliche Ausweisung neuer Gewerbeflächen aus. © René Soukup

„Wir wären glücklich gewesen, wenn man sich auf die Recyclinghof-Verlagerung beschränkt hätte“, sagt der Grünen-Fraktionsvorsitzende Günther Herder-Alpen. Seine Partei ist gegen die Ausweisung von weiteren Gewerbeflächen und hatte einen Antrag gestellt, der unter anderem mehr Firmen in dem Bereich verbietet. Das wurde abgeschmettert. Bestandteil des Schreibens war auch ein exakter Standort für die AWSH auf einem Acker im Nordosten.

Eine Erweiterung des Gewerbegebietes in Richtung Schönningstedt war schon vor Jahren angedacht. Der Papiergroßhändler Michaelis & Co. hatte dort einen Gebäudekomplex mit Gewerbehallen und angeschlossenem Hochregallager, der zwischen 14 und 25 Meter hoch ist, vorgesehen. Dagegen wehrte sich eine Bürgerinitiative und hatte Erfolg.

Umzug des Recyclinghofs schon lange ein Thema

„Jetzt befürchte ich aber keine Anwohnerproteste“, sagt Klaus-Peter Puls. Denn die Bürger sollen in den Planungsprozess für die Stadtteilentwicklung eng eingebunden werden. Das haben die Politiker ebenfalls festgelegt.

Die Parteien beschäftigen sich schon seit Langem mit einem Umzug des Recyclinghofs. Die AWSH hatte sich 2015 um ein Grundstück nahe der Carl-Zeiss-Straße bemüht, das wollten die meisten Politiker aber nicht. Zuletzt hatte die Verwaltung im November 2019 zwei Vorschläge geprüft: einen beim Kalksandsteinwerk in Neuschönningstedt und den anderen zwischen Büchsenschinken und dem Munitionslager in den Oher Tannen. Beide Projekte waren nicht umsetzbar.

Bis zu 1000 Kunden am Tag entsorgen auf Anlage Müll

Die Abfallwirtschaft Südholstein hat die Fläche an der Glinder Straße von der Stadt gemietet und stets betont, im Fall eines Umzugs das Areal auch kaufen zu können. Das Unternehmen mit Sitz in Elmenhorst betreibt im Süden Schleswig-Holsteins 13 Recyclinghöfe. Die 7500 Quadratmeter große Anlage in Reinbek, mit bis zu 1000 Kunden am Tag die höchst frequentierte in Stormarn und im Kreis Herzogtum Lauenburg, besteht seit 1995. AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke sagt zur Situation in Reinbek: „Ich kann die Anwohner verstehen. Wenn ein geeignetes Gebiet zur Verfügung steht, würden wir natürlich umziehen.“