Glinde. Schlechte Nachricht für Kinder, die schwimmen lernen sollen: Lehrschwimmbecken öffnet kürzer. Gibt es Alternativen?
Für kommenden Sonnabend wird Maik Reiser, Leiter der Glinder Volkshochschule, die inzwischen als selbstständige Sparte mit dem Namen Glinder Kultur- und Bildungswerk in der Sönke-Nissen-Park-Stiftung integriert ist, einen Shuttle-Bus nach Bergedorf organisieren. Dieser bringt Kinder ins Bille-Bad. Eigentlich sollen die 36 Jungen und Mädchen in drei Gruppen im Lehrschwimmbecken auf dem Gelände der Grundschule Tannenweg schwimmen lernen. Doch die Stadt hat die Nutzungszeiten eingeschränkt. An Wochenenden ist jetzt nicht mehr geöffnet, zu späten Stunden von montags bis freitags nur noch teilweise. Schuld sind Überstunden der Hausmeister. Für die Kleinen ist bis zu den Sommerferien eine Übergangslösung gefunden, andere Kurse fallen jedoch aus. Das sorgt für Ärger.
„Ich finde es schade, dass wir als Mitnutzer nicht involviert gewesen sind bei der Entscheidung“, sagt Reiser und gibt sich im Wortlaut diplomatisch. Anfang vergangener Woche habe er die Nachricht aus dem Rathaus erhalten und sofort die angemeldeten Gruppenteilnehmer informiert. Der VHS-Chef hat eine Liste angefertigt mit Kursen und Stunden, die ausfallen: Schwimmen für Erwachsene jeweils montags und mittwochs von 18 bis 21 Uhr, dazu Termine im Juli für Jungen sowie Mädchen und speziell für Frauen mit Migrationshintergrund. Betroffen sind rund 90 Personen. „Weil an Sonnabenden bis Ende des Jahres die neuen Schließzeiten gelten sollen, habe ich nach den Sommerferien keine Halle für das Kinderschwimmen“, so Reiser.
Schwimmkurse in Glinde fallen aus – Überstunden sind schuld
Bäderland stellt ihm nur bis Juli in Bergedorf von 10 bis 12 Uhr ein Becken zur Verfügung und ist kulant. Zu zahlen ist ein Drittel des regulären Eintrittspreises. Reiser sagt, er werde die Summe und jene für den Shuttle-Bus der Stadt in Rechnung stellen. Für die Zeit nach der Sommerpause hat er sich Gedanken gemacht, ist aber kein Stück weitergekommen: „Ich habe überall herumtelefoniert, alle Bäder sind voll ausgelastet. Den Wegfall von Erwachseneneinheiten kann ich schweren Herzens verkraften, aber mit Seepferdchenkursen ist eine rote Linie überschritten.“
In kleinerem Umfang ist auch der TSV Glinde betroffen. Er kann laut aktueller Planung nur in einer Woche keinen Schwimmunterricht anbieten. Die Hallenzeiten des Sportvereins sind montags bis freitags von jeweils 16 bis 18 Uhr. In zehn Kursen wird 120 Kindern gelehrt, wie sie sich über Wasser halten. „Wir haben wegen der Corona-Pandemie extremen Nachholbedarf. Es gibt Siebtklässler, die nicht schwimmen können“, sagt TSV-Geschäftsführer Joachim Lehmann. Er wollte für den Kreissportverband demnächst an Wochenenden eine Trainerassistentenausbildung anbieten am Tannenweg mit 15 Praxis- und identischer Anzahl an Theorieeinheiten. Auch das ist abgeblasen.
Der Betrieb des Lehrschwimmbeckens wird durch die beiden Hausmeister der Grundschule geregelt. Sie machten in der Vergangenheit zahlreiche Überstunden, hatten mit der Stadt sogenannte Nebenabreden für Bereitschafts- und Wochenenddienste. Das brachte ihnen nach Informationen dieser Redaktion mehrere Hundert Euro zusätzlich im Monat. Diese Zuschläge waren allerdings nicht tarifkonform. Deshalb kündigte die Verwaltung die Absprachen. „Die Öffnung der Schwimmhalle an sechs Tagen in der Woche können wir nicht mehr gewährleisten, ohne gegen das Arbeitsschutzgesetz zu verstoßen“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Die beiden Hausmeister arbeiten jetzt im Schichtsystem und nicht mehr parallel mit Dienstbeginn am Morgen. Mit dieser Variante sind die bisherigen Zeiten trotzdem nicht abzudecken.
CDU pocht auf Beibehaltung der Öffnungszeiten
Die Hausmeister haben ein Zertifikat zur Entnahme von Wasserproben. Dreimal pro Tag werden im Lehrschwimmbecken unter anderem PH-und Chlorwert gemessen. Nur Personen mit dieser Lizenz kann die Stadt in der Halle einsetzen. Lehmann fürchtet weitere Kursausfälle für Kinder und Jugendliche im Krankheitsfall. Er sagt: „Das alles zermürbt und frustriert.“ Die VHS wirtschaftet beim Schwimmangebot nach eigener Aussage kostendeckend, zahlt von den Beiträgen die Honorarkräfte. „Ich weiß nicht, ob uns die Trainer unter diesen Voraussetzungen erhalten bleiben“, so Reiser.
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Der Bürgermeister ist bestrebt, die Situation in der zweiten Jahreshälfte zu verbessern. Er will Hausmeister aus dem Rathaus im Juni oder Juli auf Seminare schicken, um das Zertifikat zu erlangen. Ob die städtischen Angestellten einen Platz erhalten, ist allerdings nicht sicher. „Ich brauche eine Ad-hoc-Lösung, dann muss sich die Stadt eben einen externen Dienstleister holen für diese Aufgaben“, sagt Reiser. Lehmann hat diesbezüglich schon bei der Schwimmhalle in Barsbüttel angefragt, ist aber abgeblitzt. „Dort gibt es ebenfalls nur zwei Kräfte, Kapazitäten für Hilfe an anderen Orten sind nicht vorhanden“, berichtet der 66-Jährige.
Inzwischen ist auch die Politik eingeschaltet. Christdemokrat Matthias Sacher sagt: „Es darf keine Einschränkungen bei den freiwilligen Leistungen geben.“ Er ist Vorsitzender des Kulturausschusses und hat für die nächste Sitzung am Montag, 8. Mai, einen Antrag für seine Fraktion verfasst. Inhalt: Es muss an den bisherigen Nutzungszeiten festgehalten werden. „Sollte es dazu einer Budgeterhöhung bedürfen und bestünde keine anderweitige Möglichkeit der Deckung, bliebe nur der Weg der Aufstellung eines Nachtragshaushaltes“, heißt es in dem Dokument. Die Schwimmhalle am Tannenweg ist die einzige in Glinde und verhältnismäßig klein. Die Beckengröße beträgt acht mal zwölf Meter. An Vormittagen unterrichten dort Lehrkräfte der Grundschule Klassen.