Bargteheide. An der Jersbeker Straße ist ein Neubau geplant. In direkter Nachbarschaft entsteht auch die neue Rettungswache.

Bargteheider, die die Polizei aufsuchen wollen, haben künftig einen weiteren Weg: Die Polizeistation soll von ihrem derzeitigen Standort an der Alten Landstraße an den Stadtrand umziehen. Dafür hat sich der Planungs- und Verkehrsausschuss ausgesprochen. In direkter Nachbarschaft soll auch die neue Rettungswache entstehen.

Bei der etwa 5300 Quadratmeter großen Fläche westlich der Einmündung des Westrings am Ortsausgang in Richtung Jersbek handelt es sich um den vom Kieler Innenministerium bevorzugten Standort. Derzeit haben die 27 Beamten der Bargteheider Polizei ihren Sitz im 1867 noch unter dänischer Herrschaft errichteten ehemaligen Amtsgericht an der Alten Landstraße 68.

Polizeistation Bargteheide soll in Neubau am Stadtrand umziehen

Das Gebäude ist sanierungsbedürftig, Rettungswege und Raumorganisation in dem Altbau genügen nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Vor der Festlegung auf den Standort an der Jersbeker Straße hat die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GM.SH) eigenen Angaben zufolge im Auftrag des Innenministeriums mehrere Alternativflächen im Bargteheider Stadtgebiet begutachtet. Die Ergebnisse wurden im Ausschuss vorgestellt.

Betrachtet wurden demnach unter anderem Standorte im südwestlichen Verlauf der Alten Landstraße, an der Ecke Hamburger Straße/Südring, an der Straße Am Redder, an der Ecke Jersbeker Straße/Rammshus und an der Bahnhofstraße.

Grundstück an der Alten Landstraße ist zu klein für Erweiterung

„Teils gab es keinen Zugriff auf die Grundstücke, die weitgehend in Privatbesitz waren, andere kamen aus polizeitaktischen Gründen oder wegen unzureichenden Zufahrtsmöglichkeiten nicht in Betracht“, heißt es von der GM.SH. Auch eine Erweiterung oder ein Neubau am bisherigen Standort wurden demnach geprüft. Dafür sei das derzeitige Grundstück jedoch zu klein, zudem erschwere der vorhandene Baumbestand mögliche Baumaßnahmen.

Die Planungen der Polizei sehen ein einstöckiges Dienstgebäude mit etwa 830 Quadratmetern Fläche, Innenhof und Parkplätzen für Besucher und Mitarbeiter vor. Später wäre bei Bedarf eine Erweiterung des westlichen Gebäudeteils nach Süden möglich. An der östlichen Seite des Innenhofs könnten einen Garage für die Dienstfahrzeuge und ein Hundezwinger errichtet werden.

Neuer Standort biete gute einsatztechnische Lage

Der Standort am Stadtrand bedeute zwar, dass die Polizei künftig weniger im Stadtbild präsent sei. Als Vorteile einer Ansiedlung an der Jersbeker Straße hebt die GM.SH die gute einsatztechnische Lage und die geringe Lärmbelästigung für Anwohner bei Einsatzfahrten hervor. Zudem könnten Synergieeffekte mit der neuen Rettungswache genutzt werden.

Polizeistation und Rettungsdienst in Bargteheide sollen an die Jersbeker Straße umziehen.
Polizeistation und Rettungsdienst in Bargteheide sollen an die Jersbeker Straße umziehen. © HA Grafik | Frank Hasse

Diese soll in direkter Nachbarschaft, auf einer 4000 Quadratmeter großen Fläche an der Ecke Jersbeker Straße/Westring entstehen. Derzeit betreibt der Rettungsdienst Stormarn in Bargteheide zwei Wachen an der Straße Alter Sportplatz neben der Feuerwehr und am Carl-Benz-Weg im Gewerbegebiet Langenhorst. Ein Neubau, der beide Standorte vereinigt, ist schon länger in Planung. Am Westring soll künftig Platz für vier Fahrzeuge und bis zu 42 Rettungskräfte sein.

Kreis Stormarn plant Neubau von vier Rettungswachen

Der Kreis Stormarn als Träger des Rettungsdienstes plant den Neubau von vier Wachen, neben Bargteheide im Barsbütteler Ortsteil Stemwarde, in Reinfeld und in Trittau. Hintergrund ist, dass einer Erhebung zufolge die vorgeschriebenen Hilfsfristen oftmals nicht eingehalten werden können.

Die vorhandenen Gebäude seien zum Teil „stark mängelbehaftet“ und würden die Anforderungen des Arbeitsschutzes längst nicht mehr erfüllen, hieß es Anfang Juni von der Kreisverwaltung im Sozial- und Gesundheitsausschuss des Kreises.

Rettungsdienst nutzt derzeit ehemaliges Schulungszentrum

Gerade die Wache am Carl-Benz-Weg sei nur eine Interimslösung, für die es absehbar eine deutliche Verbesserung geben sollte, erklärte Ralf Timmermann, Geschäftsführer des Rettungsdienst-Verbunds Stormarn (RVS) und der kreiseigenen Rettungsdienst Stormarn gGmbH (RDS). „Unsere Fahrzeuge stehen dort in einem Carport, die Räume befinden sich in einem ehemaligen Schulungszentrum.“

Auch der Kreis hat eigenen Angaben zufolge mehrere Standortalternativen geprüft. Im Ergebnis seien diese Flächen aber entweder zu klein, aufgrund ihrer Lage und der verkehrlichen Anbindung ungeeignet oder schieden aus Gründen des Lärmschutzes aus.

Kreis und Land übernehmen die Bau- und Planungskosten

Für den Umzug von Polizei und Rettungsdienst müssen der Flächennutzungsplan und der Bebauungsplan angepasst werden. Beides haben Bargteheides Politiker jetzt auf den Weg gebracht. Die Kosten für das Verfahren sowie sämtliche weitere Planungs- und Baukosten übernehmen Kreis und Land.

Von CDU, WfB und FDP gibt es Zuspruch. WfB-Fraktionschef Norbert Muras sagt: „Der neue Standort ist durch den Westring verkehrlich hervorragend angebunden und trotz der Lage am Stadtrand gar nicht so weit von der derzeitigen Polizeistation entfernt.“

SPD fordert Anbindung der neuen Wache an das Stadtbusnetz

Genauso sieht es sein CDU-Pendant Mathias Steinbuck. Mit den Neubauten sei Bargteheide auch für den Fall eines weiteren Bevölkerungswachstums gerüstet. Gorch-Hannis la Baume (FDP) sieht durch den Umzug die Chance, am aktuellen Standort der Polizei innenstadtnah dringend benötigten Wohnraum zu schaffen.

Bedenken gibt es bei SPD und Grünen. „Für uns ist wichtig, dass die Polizei gut erreichbar und jederzeit ansprechbar bleibt“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Mehmet Dalkilinc. Bei einem Umzug an den Stadtrand müsse sichergestellt sein, dass die Wache etwa durch eine Haltestelle des Stadtbusverkehrs an den Öffentlichen Personennahverkehr angebunden werde.

Grüne: Vorhaben darf keiner weiteren Bebauung Vorschub leisten

Den Grünen ist wichtig, dass das Vorhaben keiner weiteren Wohn- und Gewerbebebauung im Außenbereich Vorschub leistet. „Wir haben uns seinerzeit zwischen den Fraktionen darauf verständigt, dass wir den Grüngürtel um die Stadt erhalten wollen, insofern muss diese Bebauung eine Ausnahme bleiben“, sagt Fraktionschef Matthias Leidner.

Die künftige Lage der Polizei halte er für „nicht glücklich, aber alternativlos“. SPD und Grüne pochen zudem darauf, einen zweigeschossigen Bau zu prüfen, um die Flächenversiegelung zu reduzieren. Letztlich trugen beide Fraktionen die Entscheidung für den Standort Jersbeker Straße/Westring aber mit, sodass der Ausschuss der Verwaltung einstimmig grünes Licht gab, die Planungen weiter voranzutreiben.