Ahrensburg. Arbeiten auf Grundstück an der Manhagener Allee in Ahrensburg laufen. Für Unternehmer Roland Spahn hat das Projekt eine persönliche Bedeutung.
An der Manhagener Allee im Ahrensburger Stadtzentrum wird auf Hochtouren gearbeitet. Dort, wo einst unter anderem die Badeperle, die Boutique Schnieke Stücke und der stattLaden der Arbeiterwohlfahrt (Awo) zu finden waren, klafft eine Baugrube. Bereits im vergangenen Juli sind die beiden in die Jahre gekommenen Wohn- und Geschäftsgebäude, die hier standen, verschwunden.
Geschäftsräume und Wohnungen wird auch das neue Gebäude bieten, das die Ahrensburger Firma Heinrich Spahn auf dem etwa 1000 Quadratmeter großen Grundstück in bester Lage unter dem Projektnamen „Down Town“ errichtet – allerdings besondere: In die zwölf Wohneinheiten sollen junge Menschen mit einer geistigen Behinderung einziehen.
„Durch die zentrale Lage tragen wir nicht nur dem Inklusionsgedanken Rechnung, sondern bieten den Bewohnern auch ein so weit wie möglich eigenständiges und selbstbestimmtes Leben“, sagt Roland Spahn, Geschäftsführer der Firma Heinrich Spahn. Für den Ahrensburger ist das Projekt ein Herzensanliegen: Tochter Maria wurde mit dem Down-Syndrom geboren. Sie ist inzwischen 24 Jahre alt und soll eine der zwölf Wohnungen beziehen.
Ahrensburger Zentrum: An Manhagener Allee entstehen zwölf besondere Wohnungen
„Als Vater eines Kindes mit einer Behinderung kommt man zwangsläufig mit anderen betroffenen Eltern in Kontakt und erlebt, wie herausfordernd es sein kann, einen Wohnort zu finden, der auf die speziellen Bedürfnisse abgestimmt ist“, sagt Spahn. So sei die Idee für das Projekt entstanden. „Unsere Zielgruppe sind besonders jüngere Menschen zwischen 18 und 30 Jahren, die gern im Zentrum wohnen und am Treiben dort teilhaben möchten“, sagt er.
Im ersten und zweiten Stock des neuen Gebäudes wird es je fünf Wohnungen geben. Zwei weitere Appartements sind im Dachgeschoss vorgesehen. „Der Bebauungsplan schreibt im Erdgeschoss eine gewerbliche Nutzung vor“, sagt Spahn. Dort soll ein Café einziehen, außerdem sind Kursräume für Angebote wie Yoga oder Pilates geplant und es wird Gemeinschaftsräume für gemeinsame Mahlzeiten und Aktivitäten der Bewohner geben.
Die Ein-Zimmer-Appartements verfügen über eine Kochnische und ein Duschbad
Die Ein-Zimmer-Einheiten bieten ein Wohn- und Schlafzimmer mit Küchennische, ein Duschbad und einen Flur und sind etwa 25 Quadratmeter groß. Alle Wohnungen werden barrierefrei gestaltet und sind mit einem Fahrstuhl erreichbar. „Mehrere Wohnungen werden außerdem rollstuhlgerecht geplant“, so der Unternehmer. Dadurch könnten auch Menschen mit Mehrfachbehinderung dort einziehen.
Die beiden Dachgeschosswohnungen werden nach hinten raus über einen Balkon verfügen, außerdem wird es auf der von der Straße abgewandten Seite einen Nebenflügel mit einer Dachterrasse für die Bewohner geben. Hinter dem Haus ist ein Garten mit einer Außenfläche für das Café vorgesehen.
Die Monatsmiete soll deutlich unter den auf dem Markt üblichen Preisen liegen
Im Keller soll es neben Abstellräumen auch ein Wellness-Bad für die Bewohner geben. Ein Durchgang im Erdgeschoss sorgt zudem dafür, dass der Zugang zu dem Schleichweg erhalten bleibt, der die Manhagener Allee mit der Hagener Allee verbindet und neben der Commerzbank mündet.
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Die Appartements will Spahn zu gedämpften Preisen anbieten, kalkuliert zurzeit mit einer Monatsmiete von etwa 650 Euro. „Das ist deutlich weniger, als auf dem freien Markt“, sagt er. Damit orientiere man sich an der Höhe der Zahlungen, die Menschen mit Behinderung erhalten.
Spahn will das Projekt in das Eigentum einer gemeinnützigen Stiftung übergeben
„Abschreiben können wir das neue Gebäude damit nicht“, sagt Spahn. Welche Summe die Firma in das Projekt investiert, will der Ahrensburger auf Nachfrage nicht preisgeben. Spahn plant, die Immobilie nach der Fertigstellung in das Eigentum einer gemeinnützigen Stiftung zu übergeben, die sich derzeit in der Gründung befinde. Diese soll das Projekt künftig verwalten und möglicherweise auch betreiben. „Da sind wir noch in der Diskussion. Es gibt auch die Option, einen externen Träger dazuzuholen.“ Auch wenn die Bewohner in ihren eigenen vier Wänden leben, soll immer Betreuungs- und Pflegepersonal im Haus sein, um sie zu unterstützen.
Dass es einen Bedarf an weiteren Wohnmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung in Ahrensburg gibt, steht für Spahn fest. Schon jetzt seien die meisten Wohnungen in dem Neubau vergeben, ohne, dass er dafür Werbung gemacht habe. „Allein durch den Bekanntenkreis, den ich durch meine Tochter habe“, sagt er. Spahn ist sicher, dass bis zur Fertigstellung alle Einheiten belegt sein werden. „Das ist natürlich ein begehrtes Projekt, schon aufgrund der Lage.“
Die Wohnungen sollen Ende des kommenden Jahres bezugsfertig sein
Wichtig ist ihm eine Trennung zwischen Wohn- und Arbeitsplatz der Bewohner. „Auch wenn die Idee naheliegt, werden sie nicht in dem Café arbeiten“, sagt der Unternehmer. Er habe die Erfahrung gemacht, dass unterschiedliche Orte und Betreuer für Arbeit und Privatleben für Menschen mit Behinderung sinnvoll seien. Wer das Café betreiben wird, stehe indes noch nicht fest.
Bis die künftigen Bewohner einziehen können, dauert es noch ein wenig. Vor einigen Tagen wurde der Grundstein gelegt. „Die Arbeiten haben sich etwas hingezogen, weil wir die beiden Nachbargebäude stützen mussten, bevor wir die Baugrube ausheben konnten“, sagt Spahn. Bis Jahresende soll der Rohbau stehen. „Die Innenarbeiten dauern anschließend etwa ein Jahr“, so der Unternehmer. „Wenn alles gut geht, sind die Wohnungen bis Ende 2025 bezugsfertig.“