Ahrensburg. Auf der Alten Reitbahn im Zentrum wird auch ein Edeka-Markt gebaut. Auch Zeitplan für neues Kino steht. Wann läuft dort der erste Film?

Das neue Quartier auf der Alten Reitbahn in Ahrensburg nimmt Form an. Langsam, aber stetig wachsen die beiden Gebäudekomplexe an der Stormarnstraße im Zentrum der Schlossstadt in die Höhe. 52 Wohnungen und ein Edeka-Markt entstehen hier. Auf zwei Tiefgaragen-Ebenen sollen 196 Autos Platz finden. Zum Jahresende soll der Rohbau stehen.

„Die Tiefgarage und das Erdgeschoss des Hauptgebäudes sind im Rohbau nahezu fertig“, sagt Jost Paarmann, Geschäftsführer des Projektentwicklers Plankontor aus Bremen, der zum Investor Melchers-Gruppe gehört und das Projekt realisiert. Im Anschluss sollen die restlichen der insgesamt vier Stockwerke entstehen.

Ahrensburg: Wohnungen und Edeka-Markt auf Alter Reitbahn sollen 2025 fertig sein

Das andere Gebäude, das nördlich davon entsteht, und 13 öffentlich geförderte Wohnungen auf vier Geschossen beinhalten wird, sei sogar noch weiter. „Dort bauen wir als Nächstes die Fenster und Türen ein“, sagt Paarmann. „Unser Ziel ist es, dass beide Gebäude im Frühjahr 2025 bezugsfertig sind.“

Im Erdgeschoss des südlichen, größeren Gebäudes soll auf 2400 Quadratmetern der Edeka-Markt einziehen. 39 frei finanzierte Wohnungen sollen in fünf voneinander getrennten Blocks auf dem sogenannten Sockelgeschoss umgesetzt werden.

Investor hat noch nicht entschieden, ob Wohnungen verkauft oder vermietet werden

Auf der Dachfläche dazwischen ist eine gemeinschaftliche Gartenlandschaft für die Bewohner vorgesehen. Zusätzlich sollen die Wohnungen Balkone und ein Gründach erhalten. „Mit Wohnungsgrößen zwischen 45 und 108 Quadratmetern bieten wir einen guten Flächenmix an“, sagt Paarmann.

Ob die Einheiten als Eigentumswohnungen verkauft werden oder man sie selbst vermiete, werde derzeit noch abgewägt, so der Projektplaner. Etwaige Mieten oder Kaufpreise kann Paarmann noch nicht nennen. Sie würden sich aber „nah an dem für Neubauwohnungen üblichen Niveau“ orientieren.

Das Projekt ist in der Ahrensburger Lokalpolitik umstritten

Die Bauarbeiten auf der Alten Reitbahn hatten im August 2022 mit einem halben Jahr Verspätung begonnen. „Wir wären gern schon weiter, aber das Wetter ist uns leider immer wieder in die Parade gefahren“, sagt Paarmann.

Auch während der jahrelangen Planungsphase hatte es immer wieder Verzögerungen gegeben. Lange rangen Ahrensburgs Stadtverordnete in den Ausschüssen um das Projekt. Nicht nur, weil 135 innenstadtnahe Parkplätze wegfallen, ist es umstritten, sondern auch, weil Ahrensburg damit eines der letzten zentral gelegenen städtischen Grundstücke aus der Hand gibt.

Seit 2006 gibt es in Stormarns größter Stadt kein Kino mehr

SPD, FDP und die damals noch im Stadtparlament vertretene Linkspartei lehnen das Vorhaben ab, wollten die Parkplätze erhalten oder das Grundstück lieber zum Bau von Sozialwohnungen verwenden. Letztlich machten CDU, Grüne und die Wählergemeinschaft WAB den Weg für das Projekt mit ihrer Mehrheit im April 2022 frei. Neben der Möglichkeit, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, war für die drei Fraktionen vor allem ausschlaggebend, dass Ahrensburg im Zuge dessen das lang ersehnte Kino erhalten soll.

So sollen die Wohn- und Geschäftsgebäude auf der Alten Reitbahn nach der Fertigstellung aussehen.
So sollen die Wohn- und Geschäftsgebäude auf der Alten Reitbahn nach der Fertigstellung aussehen. © Plankontor Bremen | DREIDESIGN

Seit das „Mini & Maxi“ an der Klaus-Groth-Straße im Mai 2006 schloss, ist Stormarns größte Stadt ohne Filmtheater. Heute steht an der Stelle das Einkaufszentrum CCA. Ein neues Kino soll nun an der Bahnhofstraße entstehen. Mit dem Umzug des dortigen Edeka-Marktes in den Neubau an der Alten Reitbahn wird das derzeitige Grundstück des Supermarktes frei.

An der Bahnhofstraße soll ein Kino mit sieben Sälen und 660 Plätzen entstehen

Die 4500 Quadratmeter große Fläche neben dem Park-and-ride-Parkhaus Alter Lokschuppen gehört bereits der Melchers-Gruppe. Das Kino soll über sieben Säle mit insgesamt 660 Plätzen verfügen, dazu eine Tiefgarage mit 70 Stellplätzen. Betreiber soll die K-Motion GmbH aus Hamburg werden, die bereits 15 Kinos in Nord- und Ostdeutschland führt. Auf der westlichen Seite des Edeka-Grundstücks ist zusätzlich ein viergeschossiges Wohngebäude mit 38 „Kleinstwohnungen“ mit Größen zwischen 30 und 45 Quadratmetern geplant

Der Bau des Kinos war für Ahrensburgs Lokalpolitiker die Bedingung, um die Alte Reitbahn aus der Hand zu geben. Im Juli 2020 wechselte das rund 6000 Quadratmeter große Grundstück unweit der Polizeiwache den Besitzer. Den Kaufpreis hat die Ahrensburger Verwaltung bis heute nicht preisgegeben und verweist darauf, dass es sich um eine „private Vertragsangelegenheit“ handele.

Kritiker: Ahrensburg hat keine Garantie, dass das Kino gebaut wird

Kritiker haben immer wieder moniert, dass die Schlossstadt keine Garantie habe, dass das Kino auch gebaut wird. Derartige Zweifel seien unbegründet, betont Paarmann. „Wir wollen das Kino bauen und ziehen das durch. Wir haben zu viel Zeit, Geld und Planung da reingesteckt, um dieses Vorhaben nicht umzusetzen.“ Rund 50 Millionen Euro investiert die Melchers-Gruppe ihm zufolge insgesamt in Ahrensburg.

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Darüber hinaus habe man mit dem Kauf der Alten Reitbahn auch einen Durchführungsvertrag mit der Stadt Ahrensburg geschlossen. „Wir sind verpflichtet, innerhalb eines Jahres nach der Fertigstellung des Projektes Alte Reitbahn den Bauantrag für das Kino einzureichen“, so Paarmann.

Künftiger Betreiber K-Motion sieht in Ahrensburg als Standort großes Potenzial

„Sobald das Gebäude auf der Reitbahn abgenommen ist, wird Edeka umziehen und direkt im Anschluss beginnen wir mit den Abrissarbeiten an der Bahnhofstraße“, sagt der Planer. Paarmann rechnet damit, dass beides im Laufe des Jahres 2025 passieren wird. Die Bauzeit für das Kino gibt er mit 17 bis 20 Monaten an. „Unser Wunsch ist es, dass die Ahrensburger spätestens 2027 im Kinosessel sitzen können.“

Die Visualisierung aus dem Jahr 2018 zeigt, wie das Kino an der Bahnhofstraße aussehen könnte.
Die Visualisierung aus dem Jahr 2018 zeigt, wie das Kino an der Bahnhofstraße aussehen könnte. © LH Architekten | LH Architekten

Auch der künftige Betreiber K-Motion steht weiterhin zu dem Projekt. „Wir glauben total an das Medium Kino“, sagt Geschäftsführer Mathias Kemme. Von einem Ende des Kinozeitalters, wie es nach der Corona-Pandemie prognostiziert wurde, möchte er nichts wissen. Die Besucherzahlen hätten bereits wieder annähernd das Vor-Corona-Niveau erreicht. „Der Standort Ahrensburg hat großes Potenzial“, sagt er. „Die Lage am Bahnhof ist top.“

In Norderstedt war der Neubau eines Kinos 2023 gestoppt worden

Kritiker verweisen nach Norderstedt, wo K-Motion an der Ulzburger Straße ein großes Multiplex-Kino errichten wollte, das Projekt im vergangenen Jahr aber aus wirtschaftlichen Gründen gestoppt hatte. „Die Situation in Norderstedt war eine andere, dort hatten wir keinen Investor“, sagt Kemme. Infolge von Pandemie und steigenden Baukosten habe sich kein Partner für das Vorhaben finden lassen. „Wir betreiben Kinos, sind aber keine Immobilieninvestoren“, so der Unternehmer.

Gleichwohl habe man bei den Details des Ahrensburger Projektes an der einen oder anderen Stelle nachgesteuert. „Wir denken statt der ursprünglich geplanten sechs Säle über sieben etwas kleinere nach“, so der Geschäftsführer. Damit wolle man dem Trend am Kino-Markt Rechnung tragen, der weg von möglichst vielen Sitzen hin zu weniger Plätzen gehe, dafür aber mit mehr Komfort.

K-Motion investiert in Ahrensburg zwischen 3,5 und vier Millionen Euro

„Säle für 400 Besucher sind nicht mehr zeitgemäß“, sagt Kemme. Der größte Saal in Ahrensburg werde 180 Gästen Platz bieten. Es werde bequeme Sessel mit viel Beinfreiheit geben „Wir wollen uns damit auch ein Stück weit von der Konkurrenz in Form der großen Ketten abheben“, sagt er. 3,5 bis vier Millionen Euro will K-Motion in Ahrensburg investieren. Kemme sagt: „Sobald das Kino steht, betreiben wir es auch.“