Oststeinbek. Geplantes Quartier auf 4,7-Hektar-Areal in Oststeinbek. Neues Gutachten beschäftigt die Politik. Sie kommt Investor nicht entgegen.

Es ist eine Hängepartie: Bereits zweimal fasste die Politik in Oststeinbek einen Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan mit der Nummer 45 hinter dem Breedenweg – im Februar 2020 sowie im März 2022 . Dort soll auf einem 4,7 Hektar großen Areal ein Quartier entstehen mit rund 250 Wohneinheiten. Baurecht gibt es noch immer nicht. Die Firma Bauland mit Sitz in Bad Bramstedt hat das Projekt inzwischen überarbeitet. Gutachten wurden angefertigt, zum Beispiel zur Entwässerung. Und bei diesem Thema gibt es jetzt ein Problem. Die Gebäudeanordnung lässt kein Regenrückhaltebecken zu. Das Problem könnte gelöst werden, indem ein benachbartes Grundstück zwischen Sporthalle und Golfplatz dafür genutzt wird, das der Gemeinde gehört. Die will es aber nicht zur Verfügung stellen.

Über die Angelegenheit haben Parteienvertreter hinter verschlossenen Türen beraten und eine Entscheidung getroffen. Bürgermeister Jürgen Hettwer will nicht bestätigen, dass er sich ein Meinungsbild eingeholt hat. Er sagt lediglich: „Das Vorankommen hängt an der Entwässerung. Man muss Alternativen finden oder weniger Wohnbebauung machen.“ Manch einer stellt sich jetzt die Frage, ob Bauland unter diesen Voraussetzungen am Vorhaben festhält. „Meine große Zuversicht hat nach der letzten Sitzung einen Dämpfer erhalten“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Mielcarek. Details gibt er ebenfalls nicht preis. Die CDU würde sich gewiss freuen, wenn die Sache beerdigt wird. Sie hatte als einzige Partei gegen das Projekt gestimmt. „Wir wollen nach wie vor erstmal eine Bedarfsanalyse“, sagt Fraktionschef Patrick Klose.

Firma Bauland will Grundstücke an Investoren veräußern

Rund die Hälfte der Fläche ist im Eigentum der Firma Bauland, auf den Rest hat sie Zugriff. Das bestätigte Geschäftsführer Andree Sell-Begemann dieser Redaktion. Sein Unternehmen agiert nur planerisch und wird keine Gebäude errichten. Man will die Grundstücke an Investoren veräußern. Das könnten zum Beispiel auch Baugenossenschaften sein.

Rückblick: 2020 präsentiert Bauland der Politik ein Konzept samt Visualisierung. In einer Skizze sind 168 Mietwohnungen aufgezeichnet, die Hälfte davon öffentlich gefördert. Hinzu kommen 40 Eigentumswohnungen, 16 Reihen-, zwölf Einfamilien- und sieben Doppelhäuser. Außerdem sind 400 Stellplätze angedacht. Mit Ausnahme der Christdemokraten sind alle angetan. Der Vertreter geht mit einer Absichtserklärung, genau das ist ein Aufstellungsbeschluss, nach Hause. Ob die Dimension passt, ist jedoch offen. Dazu braucht es Gutachten. Jenes für den Verkehr fertigt die Ingenieurgesellschaft Masuch + Olbrisch an. Im November 2022 wird bekannt: Eine Umsetzung mit diesem Volumen ist mit Blick auf die Autos möglich. Die städtebauliche Grundausrichtung für 250 Wohneinheiten hatte die Politik bereits ein halbes Jahr davor festgelegt. Das war nochmal ein deutliches Signal an Bauland.

Drei Mehrfamilienhäuser werden mit Tiefgaragen ausgestattet

Das Unternehmen hat aber Wünsche der Fraktionen zu berücksichtigen. Also wird der ursprüngliche Plan nochmal konkretisiert. Die Arbeit erledigt das Büro Evers & Partner aus Hamburg, zeichnet einen neuen Entwurf. Nun sind es 259 Einheiten, 222 Wohnungen, dazu Reihen- und Doppelhäuser. Hinzu kommt eine Quartiersgarage mit 220 Stellplätzen, 176 davon oberirdisch. Außerdem gibt es drei Tiefgaragen unter Mehrfamilienhäusern. Die Erschließung wird über den Barsbütteler Weg, der auch zum Kunstrasenplatz des Oststeinbeker SV führt, sowie primär über den Willinghusener Weg vom Gewerbegebiet aus geregelt.

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Die Politik findet das gut. Im Juni 2023 fasst der Bauausschuss folgenden Beschluss: Der städtebauliche Entwurf wird bestätigt und zur Vertiefung der weiteren Planung freigegeben. Bei den Geschosswohnungen sollen mindestens ein Drittel öffentlich gefördert sein. Die verbleibenden werden aufgeteilt zu jeweils 50 Prozent in Eigentums- und Mietwohnungen zu marktüblichen Preisen. Die CDU als stärkste Kraft kritisiert das Projekt erneut, fordert zumindest eine Halbierung des Volumens. Darauf lässt sich die Konkurrenz nicht ein.

Der Bereich ist auch als Allianz-Gelände bekannt

Für Bauland ist es ein weiterer Schritt auf dem Weg zum B-Plan, allerdings stehen Gutachten aus. Es verstreichen Monate. Erst jetzt wird das Dokument zur Entwässerung den Parteien vorgelegt. Dass Oststeinbek der Firma kein Grundstück für die diesen Zweck verkauft, ist für Geschäftsführer Sell-Begemann zwar ärgerlich. Seinen Optimismus hat der Mann aber nicht verloren. Er sagt: „Aufgeben ist keine Option. Es wird Lösungen für das Problem geben.“

Der Bereich hinter dem Breedenweg ist auch als Allianz-Gelände bekannt. Dieses umfasst neben dem Bauland-Areal ein weiteres Feld und misst etwas mehr als acht Hektar. Der Versicherungskonzern hatte mit einem Umzug in die 9000-Einwohner-Gemeinde geliebäugelt, Gespräche waren weit fortgeschritten. Im Juli 2010 sagte die Allianz ab, blieb stattdessen in Hamburg. Dreieinhalb Jahre später stellte das Unternehmen Semmelhaack den Oststeinbekern ein Generationenpark-Konzept in dem Bereich vor mit 270 Wohnungen, davon 170 für ältere Menschen. In der Politik war das nicht mehrheitsfähig. Semmelhaack hat dafür inzwischen ein Seniorenquartier mit 80 Mietwohnungen an der Brückenstraße neben der Feuerwehrwache gebaut.