Glinde. Technik des Beckens auf Grundschulgelände ist veraltet, eine Sanierung fragwürdig. Politiker stellen spektakulären Plan vor.

Die Umkleidekabinen und die Toiletten sind gewienert an diesem Morgen um 8.30 Uhr, auch das Becken sowie alles drumherum machen einen gepflegten Eindruck. Alles paletti in der Schwimmhalle auf dem Areal der Grundschule Tannenweg in Glinde? Der Schein trügt. „Das Ding ist eine Energieverschwendungsschleuder“, sagt Matthias Sacher, zweiter stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU, ob des hohen Wasserverbrauchs. Um die Sportstätte fit für die Zukunft zu machen, müsste sie saniert werden. Das ist allseits bekannt. Die Christdemokraten möchten darauf verzichten. Ihre Idee ist es, das Gebäude abzureißen und den Neubau an anderer Stelle umzusetzen.

Die stärkste politische Kraft in der Stadt hat das Schulzentrum am Oher Weg im Blick, in dem das Gymnasium und die Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule untergebracht sind. „Auf dem Grundstück gibt es eine Fläche, die für ein Lehrschwimmbecken planerisch vorgehalten wurde“, berichtet Sacher. Diese liege hinter den Sporthallen in südlicher Richtung. „Ich fürchte, dass eine Sanierung die teurere Variante ist. Hinzu kommt, dass man in diesem Fall den Betrieb stilllegen muss, vermutlich für zwei Jahre.“ Ein langfristiger Ausfall des Schwimmunterrichts, das will Sacher den Kindern nicht zumuten.

Beckengröße am Tannenweg beträgt acht mal zwölf Meter

Die kleine Halle am Tannenweg wird von zwei Grund- und zwei Gemeinschaftsschulen genutzt. Der TSV Glinde sowie die Volkshochschule bieten hier Kurse an, drei verschiedene allein für Kinder sind es beim Sportverein: Schwimmsternchen für ab Vierjährige, wobei die Eltern mit ins Wasser gehen, Seepferdchen und Seepferdchen Plus. Beim Letzteren wird das Gelernte nach dem Erwerb des Abzeichens gefestigt. Die Inhalte: Ausdauertraining, vertiefende Technikschulung und Rückenschwimmen. Die Beckengröße beträgt acht mal zwölf Meter.

Die Christdemokraten wollen, dass die Verwaltung einen Kostenvergleich aufstellt – Sanierung versus Neubau. Sie haben einen entsprechenden Antrag für den Kulturausschuss am Montag, 3. Juni, gestellt. Die Sitzung beginnt um 19 Uhr im Festsaal des Marcellin-Verbe-Hauses (Markt 2). Bürgermeister Rainhard Zug sagt: „Grundsätzlich ist es gut, derartige Überlegungen anzustellen.“ Der FDP-Fraktionsvorsitzende Thomas Kopsch sieht das genauso und geht noch einen Schritt weiter: „Ein Prüfauftrag ist sinnvoll. Ich persönlich präferiere einen Neubau, selbst wenn er ein bisschen teurer sein sollte. Der Schwimmunterricht darf auf keinen Fall über mehrere Monate eingestellt werden.“ SPD-Fraktionsvizin Marlies Kröpke ist einverstanden, dass Zug eine Gegenüberstellung von Zahlen vorlegt. Sie sagt: „Ich kann mir aber schwer vorstellen, dass eine Sanierung zwei Jahre dauert. Klar ist, dass wir ein Schwimmbad brauchen und keine langen Ausfallzeiten haben dürfen.“

CDU-Antrag beinhaltet nicht nur die Schwimmhalle

Die Errichtung des Lehrschwimmbeckens könnte in das voluminöse Bauprojekt am Glinder Schulzentrum eingebettet werden. Dieses wird entkernt: Eine Schadstoff- und Brandschutzsanierung steht an. In der Verwaltung rechnete man mit einem Investitionsvolumen von bis zu 40 Millionen Euro. Es könnte wesentlich mehr werden. Vor Kurzem kam heraus, dass die Lehranstalt zu klein ist. 4100 bis 4500 Quadratmeter fehlen. Anbau oder ein zusätzliches Gebäude – beides ist möglich. Der Raumbedarf wurde auf Basis der Schulentwicklungsplanung ermittelt. Der Gemeinschaftsschule ohne Oberstufe mangelt es vor allem an Differenzierungszimmern. Mehr Platz wird zudem für die Schulsozialarbeit benötigt. 1248 Jungen und Mädchen lernen derzeit im Schulzentrum, 706 davon sind Gymnasiasten.

Bürgermeister Zug möchte die Architektenvergabe 2025 regeln und 2027 mit der Sanierung starten. Der CDU-Antrag beinhaltet nicht nur das Lehrschwimmbecken, sondern ist in vier Punkte gegliedert. Die Partei will einen Grundsatzbeschluss herbeiführen und die mehr als 4000 zusätzlichen Quadratmeter in die Planung einbeziehen. Die Erweiterung soll also in Stein gemeißelt werden. Außerdem möchten die Christdemokraten die Zahl der Sitzplätze im Forum erhöhen. Hier sind Theateraufführungen und Musikveranstaltungen. Etwas mehr als 400 Menschen passen rein. „600 bis 700 Plätze wären wünschenswert“, sagt Sacher.

Naturwissenschaftlicher Bereich im Schulzentrum wurde saniert und umgebaut

In das 50 Jahre alte Schulzentrum hat die Stadt bereits viel investiert in jüngster Vergangenheit. Erst wurden die beiden Sporthallen energetisch auf Vordermann gebracht, Umkleiden und die Sanitärbereiche saniert. Die zwischen den Hallen liegende Ex-Kneipe baute man zu einem Jugendzentrum um. Das alles kostete neun Millionen Euro. 2023 wurde die Modernisierung des naturwissenschaftlichen Bereichs für die Fächer Biologie, Chemie und Physik abgeschlossen. Alle Leitungen, die Heizungen samt Lüftungsanlagen sind ausgewechselt. Ein Hingucker ist der offene Lernbereich mit Lounge-Charakter. Vier Millionen Euro waren dafür zu entrichten, 1,7 steuerte das Land aus dem Förderprogramm mit dem Namen Impuls 2030 bei.

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Kräftig gewerkelt wird derzeit auch an der Grundschule Tannenweg. Der Neubau, ein zweigeschossiger 1930-Quadratmeter-Komplex mit Mensa samt Küche, zusätzlichen Horträumen, zehn Klassen- und fünf Differenzierungszimmern, soll direkt nach den Sommerferien nutzbar sein. Der anvisierte Fertigstellungstermin hat sich mehrfach verzögert. Wie berichtet, gab es heftigen Zoff zwischen der Stadt und dem Generalunternehmer. Das ursprünglich veranschlagte Budget in Höhe von 7,6 wurde auf 10,8 Millionen Euro erhöht. Ein weiteres Projekt auf dem Schulgelände ist die Umgestaltung des angrenzenden Sportplatzes für mehr als zwei Millionen Euro. Der Hauptplatz wird erneuert. Hinzu kommen zwei kleine Multifunktionsspielfelder, Seilparcours, Reck, Schaukel und Trampoline. Eine Tartanbahn in Wellenform umrundet Geräte und Felder. Ende 2025 sollen die Arbeiten beendet sein.