Bargteheide. Bei einem Weinfest mit Livemusik kann der Jahrgang 2023 am 1. Juni in Bargteheide erstmals verkostet werden. Wie es dazu kam.

Vier lange Jahre hat es gedauert, nun ist so weit: Sämtliche Weine aus der Ernte 2023 des Weinguts Schatoh Feldmark, des einzigen im Kreis Stormarn, sind erstmals als Bio-Weine zertifiziert. Das nehmen die Winzer Piet Zijlstra und Jörn Andresen zum Anlass, um das traditionelle Hoffest der Gartenbaumschule Andresen in Bargteheide (Langenhorst 4) am Sonnabend, 1. Juni, von 14 bis 21 Uhr in ein zünftiges Weinfest zu verwandeln. „Der Weg zum Bio-Zertifikat war lang. Jetzt ist es aber endlich geschafft, das muss gefeiert werden“, sagt Zijlstra. Gemeinsam mit dem Team der Gartenbaumschule habe man einiges vorbereitet, das nicht nur Weinfreunde erfreuen dürfte.

Los geht es am frühen Nachmittag mit Kaffee und Kuchen. Weil am 1. Juni internationaler Kindertag ist, sollen auch die jüngsten Besucher nicht zu kurz kommen. Neben einer Hüpfburg haben die Organisatoren zudem die beliebte Tonnenbahn geordert, die von einem Rasentraktor gezogen wird. „Außerdem bekommt jedes Kind eine Kürbispflanze geschenkt. Wer sie gut pflegt und im September beim Wiegen einen schönen Kürbis vorweist, kann tolle Preise gewinnen“, so Andresen.

Wein von Schatoh Feldmark aus Bargteheide – besonders im Geschmack und total bio

Für gute Laune unter den erwachsenen Gästen soll unter anderem Livemusik der Hamburger Coverband Ebb & Flow sorgen. Außerdem locken eine Pflanzentombola, Sonderangebote und Deftiges vom Grill. „Insbesondere die Abendstunden sollen dann ganz im Zeichen der neuen Weine stehen. Die sind gerade erst eingetroffen und wollen unbedingt verkostet werden“, wirft der 60-Jährige einen Blick voraus.

Piet Zijlstra (l.) und Axel Krone gehören zum harten Kern des Teams von Schatoh Feldmark.
Piet Zijlstra (l.) und Axel Krone gehören zum harten Kern des Teams von Schatoh Feldmark. © HA | Lutz Kastendieck

Entstanden ist die Idee des ersten Stormarner Weinguts 2016, als das schleswig-holsteinische Landwirtschaftsministerium neue Pflanzrechte für Rebflächen vergeben hat. Von den fünf Hektar genehmigter Anbauareale durften schließlich zwei in Stormarn entstehen. Die Geburtsstunde des Labels Schatoh Feldmark.

Während Andresens Vater Hans die neue Leidenschaft des Sohnes als „Schnapsidee“ bezeichnete, die den Familienbetrieb womöglich noch die Existenz kosten werde, verhießen Experten des namhaften Weinbauforschungsinstituts Geisenheim dem Projekt beste Erfolgsaussichten.

Weingut Schatoh Feldmark: Diese Sorten gedeihen im rauhen Norden am besten

Der Bodenstruktur des Ackers zwischen Bargteheide und Delingsdorf, auf dem zuvor vor allem Eiben und Lebensbäume standen, wurde bescheinigt, „erstaunlich divers“ zu sein. So orderten Zijlstra und Andresen 6000 Rebstöcke der Sorten Solaris, Johanniter, Riesel und Muscaris aus Neustadt an der Weinstraße. „Es sind ausnahmslos pilzwiderstandsfähige und sehr anpassungsfähige Rebsorten, die auch das herbere und feuchtere Klima bei uns im Norden gut vertragen“, erklärt Andresen.

Ihm war es zudem gelungen, viele Freunde und Bekannte für seine Idee zu begeistern. Schon an der Pflanzung der Rebstöcke Ende April 2017 hatten sich mehr als 200 freiwillige Helfer beteiligt. „Es war ein echtes Happening, an das ich mich noch heute gern erinnere“, berichtet Andresen. Als gutes Omen bezeichnet er, dass nach getaner Arbeit Pastor Jan Roßmanek den Weingarten auch noch segnete.

Weingut bei Hamburg: Auch Promis finden sich freiwillig zur Weinlese ein

Seitdem finden sich alljährlich zudem genügend Helfer für die Weinlese im Frühherbst ein. „Mein Mailverteiler umfasst inzwischen mehr als 300 Namen. Dazu zählen sogar Prominente wie der Filmregisseur Lars Jessen und NDR-Sportreporter Martin Roschitz“, erzählt Andresen. Mindestens 50 würden sich immer einfinden. Im September des Vorjahres waren es 55, vom Bargteheider Altbürgermeister bis zu Weinfreunden aus den nahen Hansestädten Hamburg und Lübeck.

Andresens Kompagnon Piet Zijlstra, ein gebürtiger Niederländer, der berufsbedingt 1992 nach Bargteheide kam, hatte sich durch seinen Sohn Leon inspirieren lassen. Jener hatte seine Bachelorarbeit an der Wein-Uni in Geisenheim zum Thema „Weinanbau im hohen Norden“ geschrieben und mit Jörn Andresen den Weingarten gegründet. Er habe das anfangs ziemlich verwegen gefunden, gesteht Piet Zijlstra. Doch im Alter müsse man eben ab und an mal was Verrücktes machen, so der 68-Jährige.

Warum ausgerechnet Backpulver den Reben guttut

„Wir haben aber von Beginn an auf Bioqualität gesetzt, das fand ich reizvoll und spannend“, sagt Zijlstra. So wurde von vornherein auf giftige Unkrautvernichter verzichtet. Stattdessen kamen ausschließlich Biodünger und streng reglementierte Biomittel für den Pflanzenschutz zum Einsatz. Etwa VitiSan, ein Backpulverpräparat gegen Mehltau, Schorf und andere Pilzerkrankungen.

„Nur so ist ein nachhaltiger Anbau gewährleistet, den wir stets praktiziert haben“, so Jörn Andresen. Trotzdem dauere es halt einige Jahre, bis nach vielen Kontrollen und einer lückenlosen Dokumentationspflicht das Bio-Zertifikat zuerkannt werde. Es sei ein langwieriger Prozess gewesen, der aber alle Mühen gelohnt habe.

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„Wir hoffen, das schmecken unsere Gäste am ersten Juni-Sonnabend auch“, hofft der norddeutsche Weinbaupionier. Unter sieben verschiedenen Weißweinen könne dann gewählt werden, die durchweg im niederländischen Bentelo unweit von Enschede fachmännisch gekeltert, cuvéetiert und abgefüllt werden. Neben dem trockenen „Nørd“ aus Johanniter, dem Cuveé „Drei Trauben“ aus Solaris, Johanniter und Riesel, dem im Barrique gereiften „Sieben Eichen“ aus Solaris und der feinperligen „Landbrise“ aus Muscaris kann dann erstmals auch der neue Syd, ebenfalls aus der Muscaris-Rebe, probiert werden.

Doch nicht nur vom Bio-Siegel sollten sich die Weinfreunde verführen lassen, finden die beiden Bargteheider Winzer. Das besondere Geschmackserlebnis entspringe schließlich vor allem dem besonderen Aroma der in Stormarn angebauten Rebsorten. Das eben ganz anders sei als jenes der allseits bekannten Klassiker Riesling, Silvaner, Burgunder, Chardonnay und Sauvignon Blanc.