Reinfeld. Kirchengemeinde Reinfeld trennt sich von der Kita Sternschnuppe. Was die Gründe sind und wie es für Eltern und Kinder nun weitergeht.

Diese Nachricht wird bei Eltern und Kindern für sehr große Trauer sorgen: Die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Reinfeld gibt nach 70 Jahren die Trägerschaft für die Kita Sternschnuppe auf. Das hat Pastorin Christina Duncker bekannt gegeben.

„Als erste Kinderbetreuungseinrichtung der Stadt hat die Kirchengemeinde alle Veränderungen in der Kindergartenarbeit miterlebt und etwaige Herausforderungen gemeistert. Auch während der Corona-Pandemie war das Team der Kita Sternschnuppe für die Kinder und die Eltern da“, so Duncker.

Schock: Kirchengemeinde Reinfeld gibt Kita Sternschnuppe in Reinfeld auf

Doch: „Jetzt kommen verschiedene Umstände zusammen, die den Kirchengemeinderat seit geraumer Zeit intensiv beschäftigt und letztlich zur Entscheidung geführt haben, die Trägerschaft der Kita Sternschnuppe schweren Herzens aufzugeben“, sagt die Pastorin. Am 16. Mai habe der Kirchenkreisrat des Kirchenkreises Plön-Segeberg die Kündigung genehmigt. Er stehe mit ebenso großem Bedauern hinter der Entscheidung der Kirchengemeinde Reinfeld. Die Trägerschaft ist zum 31. Juli 2025 gekündigt worden.

Auch Gründe für das Aus nennt die Kirchengemeinde – und äußert unter anderem Unmut in Richtung der Kommunen. „Vor gut zehn Jahren waren sich die Stadt Reinfeld, das Amt Nordstormarn und die Kirchengemeinde Reinfeld einig, dass eine Sanierung des Gebäudes aus dem 19. und 20. Jahrhundert nicht sinnvoll sei. Die Kosten stünden in keinem Verhältnis zu einem Neubau, der den heutigen Anforderungen der Kita-Arbeit besser entsprechen würde“, so Duncker.

Gebäude ist stark sanierungsbedürftig, ein Neubau nicht in Sicht

Die Kirchengemeinde Reinfeld sei Forderungen und Wünschen der Kommunen mit Blick auf den Neubau sehr oft nachgekommen. Sie habe für dieses Projekt Geld in den Grundstückskauf, die B-Planänderung und einen Architektenwettbewerb investiert. Die Kommunen seien zu jeder Zeit beteiligt gewesen. Duncker: „Mit Verwunderung musste die Kirchengemeinde nun zur Kenntnis nehmen, dass die Kommunen den Neubau nie in ihren langfristigen Finanzplan eingearbeitet hatten und sich darum nicht in der Lage sehen, einen Neubau zeitnah zu realisieren.“

Notwendige Sanierungen seien in den vergangenen Jahren auf Wunsch der Kommunen stets zurückgestellt worden, da ein Neubau angestrebt wurde. Das Gebäude sei nun stark sanierungsbedürftig und entspreche inzwischen nicht mehr den Anforderungen des Kita-Gesetzes. So können statt 75 nur noch 65 Kinder aufgenommen werden.

Weiterer Grund: Fachkräftemangel bei zugleich komplexeren Aufgaben

Ein weiterer Umstand, der zur Aufgabe der Trägerschaft geführt habe, sei, dass die Kita-Arbeit pädagogisch und administrativ im Laufe der Jahre immer umfangreicher und komplexer geworden sei. „Der zunehmende Fachkräftemangel im Kita-Bereich erreicht inzwischen auch die Kirchengemeinde selbst. Im kommenden Jahr reduzieren sich die Pfarrstellen in Reinfeld von 2,5 auf 1,75. Die Arbeit als Träger ist für die Kirchengemeinde weder pastoral noch ehrenamtlichen durch Kirchengemeinderäte zukünftig angemessen zu leisten“, so Pastorin Duncker dazu.

Deswegen war eigentlich ein Wechsel in die Trägerschaft des Kita-Werkes Plön-Segeberg angestrebt worden. „In Vorbereitung auf diesen Wechsel wurde jedoch deutlich, dass zum jetzigen Zeitpunkt die baulichen Mängel so umfassend sind, dass dem neuen Träger vom Kreis Stormarn keine Betriebserlaubnis erteilt werden würde“, sagt die Pastorin. Die unumgänglichen Sanierungsmaßnahmen würden etwa 450.000 Euro kosten. Damit in den kommenden Jahren Kita-Arbeit gemäß dem Kita-Gesetz stattfinden könnte, müssten laut Duncker sogar rund 4,4 Millionen Euro investiert werden.

Sanierungskosten im Haushaltsplan reichen nicht aus

Die Kommunen hätten zwar Sanierungskosten in den Haushaltsplan eingestellt, diese reichten jedoch nicht aus, um am Neuhof 8 langfristig eine Kita betreiben zu können. „Ein Neubau der Kita ist vonseiten der Kommunen zurzeit nicht denkbar. Die Vorschläge der Kommunen, wie die Kirchengemeinde weitere Sanierungsmittel bereitstellen könnte beziehungsweise unter welchen Umständen die Kommunen bereit wären, die Sanierung doch zu übernehmen, sind für die Kirchengemeinde Reinfeld kirchenrechtlich nicht umsetzbar und unzumutbar. Vorschläge der Kirchengemeinde zur Lösung der Situation wurden abgelehnt“, so Duncker.

Statt einen Neubau mit bis zu 100 Plätzen voranzutreiben hätten die Kommunen daran festgehalten, ein Altgebäude notdürftig instand zu setzen. Das Kita-Werk Plön-Segeberg habe sich unter diesen Voraussetzungen als Träger zurückgezogen.

Rechtliche Grundlage: Nach wie vor ist viel vage und unberechenbar

Zu dieser misslichen Lage komme hinzu, dass bis vor Kurzem unklar war, welche rechtliche Grundlage für die Kita-Arbeit ab 2025 in Schleswig-Holstein gelten würde. Auch jetzt bleibe vieles vage und unberechenbar. „Es ist verständlich, dass die Kommunen und der Kreis unter diesen Umständen nicht bereit waren, Vertragsverhandlungen mit der Kirchengemeinde Reinfeld aufzunehmen. Doch auch jetzt sind noch keine Gespräche in Aussicht gestellt“, so Pastorin Duncker.

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Und weiter: „Ebenso verständlich ist es aber auch, dass die Kirchengemeinde bei dieser unsicheren Rechtslage abwägen muss, welches finanzielle Risiko sie tragen kann. Und die Kirchengemeinde Reinfeld kann dieses finanzielle Risiko nicht tragen.“

Wird ein anderer Träger am Standort einen Neubau realisieren?

Der Kirchengemeinderat Reinfeld habe viel Zeit und Engagement in den Fortbestand der Kita Sternschnuppe gesteckt. Es sei aber nicht gelungen, alle Beteiligten in ein gemeinsames Handeln für die Kinder zu bringen. Sollte sich ein anderer Träger finden, der am Neuhof eine Kita bauen und betreiben will, stehe die Kirchengemeinde Reinfeld für Gespräche zur Verfügung. Grundstück und Gebäude gehören der Kirche.

Die Kirchengemeinde Reinfeld wolle die Eltern unterstützen, einen Betreuungsplatz für die Kinder im kommenden Jahr zu finden. Auch um die rund zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wolle man sich kümmern, wie Pastorin Christina Duncker auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt: „Unsere Mitarbeitenden sind teilweise Jahrzehnte bei uns. Es tut uns alles wirklich leid, und wir sind unendlich traurig. Wir machen das seit 70 Jahren, wir schneiden damit wirklich etwas aus unserer Gemeindeidentität“, sagt Duncker.

„Wir werden die Mitarbeitenden nach allen Kräften unterstützen, damit sie eine neue Arbeit finden“, sagt die Pastorin. „Wir haben ja im Kirchenkreis das Kita-Werk, dementsprechend hoffen wir, ihnen Stellen in anderen evangelischen Kitas in der Nähe vermitteln zu können.“ Sie hoffe, dass das Ende der Trägerschaft nicht das Ende der Kinderbetreuung an dem Standort überhaupt ist, sondern dass sich vielleicht ein neuer Träger findet. Duncker: „Kinder, die die Kita einst besuchten, bringen heute ihre Enkelkinder in die Kita Sternschnuppe. Es wäre wunderbar, wenn die Kita am 31. Juli 2025 nicht endgültig schließen würde, sondern eine Lösung für die Kinder gefunden wird.“