Ahrensburg/Lübeck. 42-Jähriger soll mit gestohlenen Autos gehandelt und Steuern hinterzogen haben. Einigung mit der Staatanwaltschaft ist gescheitert.

Im Prozess gegen den ehemaligen Chef eines Ahrensburger Autohauses, Fatic B. (Name geändert), sind die Gespräche zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung über einen Deal geplatzt. „Eine Verständigung ist gescheitert“, informierte Richterin Corinna Wiggers am zweiten Verhandlungstag am Freitag vor dem Amtsgericht Lübeck.

Die Staatsanwaltschaft legt B. diverse Straftaten zur Last, die er zwischen November 2014 und Oktober 2020 als Betreiber des Autohandels begangen haben soll, darunter Steuerhinterziehung, Hehlerei, Betrug, Urkundenfälschung und Unterschlagung (Az. 725 Js 55324/16). Die Anklageschrift umfasst insgesamt 43 Punkte.

Prozess gegen Autohaus-Chef aus Ahrensburg: Deal mit Staatsanwaltschaft geplatzt

Unter anderem soll der 42-Jährige in mehreren Fällen mit Fahrzeugen gehandelt haben, die andere zuvor gestohlen hatten. Darüber hinaus soll der 42-Jährige mehrere Autos zur Finanzierung sowie Bankkredite erworben haben, ohne die gewährten Darlehen anschließend zu begleichen.

Dazu nutzte er demnach gefälschte Identitäten und Papiere. Teilweise überredete er auch Bekannte, die Finanzierungsverträge auf ihren Namen abzuschließen. Die Autos, alles hochwertige Modelle der Hersteller BMW, Mercedes und Audi, habe der Angeklagte auf sich zugelassen und selbst genutzt. Außerdem soll der Ahrensburger über Jahre hinweg Geschäftsunterlagen und Bilanzen manipuliert haben. Laut Anklage entstand ein finanzieller Gesamtschaden von mindestens 353.000 Euro.

Ehemalige Geschäftsführerin des Autohauses sitzt ebenfalls auf der Anklagebank

Verschiedene Personen sollen als Strohmänner und -frauen auf dem Papier als Geschäftsführer die Geschicke des Autohauses gelenkt haben, darunter B.s im Kosovo lebender Bruder, während die Verantwortung in Wahrheit die gesamte Zeit über bei dem 42-Jährigen lag, der alleiniger Gesellschafter war.

Die Vorsitzende Richterin Corinna Wiggers (l.) mit den Schöffen und Verteidiger Merlin Böttcher (r.) warten im Gerichtsaal darauf, dass der Angeklagte hereingebracht wird.
Die Vorsitzende Richterin Corinna Wiggers (l.) mit den Schöffen und Verteidiger Merlin Böttcher (r.) warten im Gerichtsaal darauf, dass der Angeklagte hereingebracht wird. © HA | Filip Schwen

Eine jener Strohpersonen, die 39 Jahre alte Jacqueline K. (Name geändert), die den Unterlagen zufolge zwischen August 2016 bis August 2017 die Geschäfte des Autohauses leitete, sitzt neben B. auf der Anklagebank. Laut Staatsanwaltschaft handelte es sich um eine Scheinbeschäftigung. Die Anklagebehörde legt K. zur Last, während ihrer Tätigkeit im Autohaus in 13 Fällen für die Buchführungsdelikte und Steuerhinterziehungen mitverantwortlich gewesen zu sein.

Amtsgericht Ahrensburg verurteilte Fatic B. erste Ende März wegen Betruges

Fatic B. sitzt zurzeit in Untersuchungshaft. Für ihn ist es nicht das erste Strafverfahren rund um kriminelle Geschäfte in seinem Autohaus. Erst Ende März hatte das Amtsgericht Ahrensburg den 42-Jährigen wegen Betruges und Unterschlagung zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Der Unternehmer soll zwischen November 2017 und September 2020 Versicherungen um mehr als 140.000 Euro geprellt haben, indem er mit den Autos, die Kunden zur Reparatur in seine Werkstatt brachten, Unfälle fingierte. Gegen das Urteil hat B. Rechtsmittel eingelegt.

Mehr aus Ahrensburg

Um das Verfahren abzukürzen, hatte die Staatsanwaltschaft dem 42-Jährigen am ersten Verhandlungstag am Dienstag, 21. Mai, einen Deal angeboten. Im Gegenzug für ein umfassendes Geständnis sollte es von Gericht und Staatsanwaltschaft die Zusage geben, dass die Freiheitsstrafe im Fall einer Verurteilung zwei Jahre und neun Monate nicht überschreitet. Mindestens müsste B. zwei Jahre und drei Monate ins Gefängnis.

Ein Geständnis des 42-Jährigen hätte das Verfahren erheblich verkürzt

Der Unternehmer hatte sich zunächst Bedenkzeit erbeten. Zu den Gründen, warum der Deal mit der Staatsanwaltschaft nun doch nicht zustande kommt, wollte sich B.s Verteidiger Merlin Böttcher auf Nachfrage unserer Zeitung nicht äußern.

Für Gericht und Staatsanwaltschaft ist ein Geständnis von Interesse, da es den Prozess erheblich abgekürzt hätte. Nun müssen zahlreiche Zeugen und Ermittler gehört sowie Akten gesichtet werden, um jeden der 43 Anklagepunkte einzeln aufzuarbeiten. Dazu hat das Gericht bereits neun weitere Verhandlungstage bis Ende Juli festgesetzt.

Mitangeklagte wird sich laut Anwältin am kommenden Verhandlungstag äußern

Der nächste Termin ist am Freitag, 7. Juni. Dann will sich die Mitangeklagte Jacqueline B. laut ihrer Verteidigerin zu den Vorwürfen äußern. Außerdem sollen voraussichtlich erste Zeugen angehört werden, darunter ein Insolvenzverwalter, der zwischenzeitlich für das Autohaus zuständig war. Der Hauptangeklagte wird nach Angaben seines Anwaltes vorerst zu den Vorwürfen schweigen.