Glinde. Der TSV Glinde darf auf seinem Gelände keine neuen Gebäude bauen. Das soll sich ändern. Politik stellt weitere Hilfen in Aussicht.
Vor Kurzem waren Politiker aller Fraktionen zu Gast beim TSV Glinde. Führende Köpfe des Sportvereins äußerten sich in kleiner Runde auch zum überraschenden Rücktritt von Joachim Lehmann als erster Vorsitzender. Geschäftsführer Carsten Henning kommentierte das Treffen so: „Es waren sehr konstruktive Gespräche mit dem gemeinsamen Ziel, den TSV Glinde für die anstehenden Herausforderungen zukunftssicher aufzustellen.“ Ein wichtiger Schritt ist jetzt getan: Die Stadt hat ein Bauleitverfahren für das Vereinsgelände eingeleitet. Die rund 2700 Mitglieder zählende Organisation soll in die Lage versetzt werden, marode Immobilien zu ersetzen. Denn das darf sie bislang nicht. Erlaubt sind lediglich Sanierungen. Der Investitionsbedarf ist enorm. Finanziell ist der Verein jedoch nicht auf Rosen gebettet. Parteienvertreter wollen aber auch diesbezüglich helfen.
Für den Bebauungsplan sind 100.000 Euro bewilligt. Bislang existiert keiner für das städtische Grundstück, das per Erbbaurechtsvertrag bis 2081 an den TSV abgegeben ist. Den Aufstellungsbeschluss für den B-Plan fasste der Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz einstimmig. Die Bestätigung der Stadtvertreter in der Sitzung am 30. Mai ist nur eine Formalie. Die Kommune wird Gutachten zu Lärm und Verkehr durch ein Büro anfertigen lassen. An das Sportgelände grenzen Wohngebiete. Womöglich muss deshalb eine Schallschutzwand gezogen werden. Auch könnte sich herausstellen, dass es nötig ist, Plätze für Ballspiele zu versetzen. „Ich glaube, dass alle Probleme zu lösen sind. Wir haben den TSV nie hängen lassen“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Das Verfahren dauere ein bis eineinhalb Jahre.
Verein schätzt Investitionsbedarf auf knapp fünf Millionen Euro
2022 hatte Stormarns viertgrößter Sportverein die Anlage genau unter die Lupe genommen und eine sogenannte Baustellenliste an die Fraktionen verschickt. Darauf waren Verbesserungen gelistet für den Zeitraum bis 2030. Die Betonung lag dabei auf nicht aufschiebbar. Das finanzielle Volumen: rund 4,8 Millionen Euro. Die Summe war geschätzt. Ein externer Experte sollte den Modernisierungsbedarf exakt beziffern. Daten hat er bisher nicht geliefert. Seinerzeit hatte der TSV noch Hoffnung, dass sich die Stadt auf einen Grundstücksdeal mit einem Investor einlässt und er selbst eine komplett neue Anlage bekommt ohne den Einsatz von Eigenmitteln.
Diesen Vorschlag unterbreite die Erste Golf Gut Glinde GmbH & Co KG. Ihr Plan: das eigene Areal mit dem Vereinsgelände tauschen, den TSV 200 Meter in Richtung Norden versetzen und ihm das neue Zuhause finanzieren. Auf den jetzigen Fußball- und Tennisplätzen sowie einer ohnehin eigenen Fläche wollte die Entwicklungsgesellschaft bis zu 600 Wohnungen bauen. Sie brachte auch die Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft ins Spiel, in die 300 Einheiten einfließen, 100 davon öffentlich gefördert. Das war als zusätzlicher Appetitanreger gedacht für die Politik. Der TSV war natürlich begeistert und hätte sofort eingeschlagen. Die Baustellenliste sollte dazu beitragen, dass die Parteien dem Umzug zustimmen. So hätte der Sportverein über viele Jahre Ruhe gehabt und auf Flickschusterei verzichten können. Das alte Sportlerheim mit seinen Umkleidekabinen ist zum Beispiel marode. Ein Vorteil für die Stadt: Zuschüsse für Renovierungen wären kein Thema mehr gewesen.
Politik lehnte Grundstückstausch samt TSV-Umzug ab
Doch die Sache hatte einen Haken: Der für den TSV bestimmte Grund war früher eine Kiesgrube, die unter anderem mit Bauschutt verfüllt wurde und aus der Methan austrat. Die Entwicklungsgesellschaft ließ von einem renommierten Sachverständigenbüro ein Bodenluftgutachten anfertigen. Dieses kam zum Ergebnis, dass kein relevantes Gasbildungspotenzial mehr vorliegt. Für den Bau der Sportanlage war ein Gassicherungskonzept angedacht mit einer 3,50 Meter tiefen Sperre. Am Kreis als zuständige Behörde für eine Genehmigung wäre es wohl nicht gescheitert. „Das vorgestellte Konzept sehe ich als eine geeignete Basis an, der vom Grundsatz her zugestimmt werden kann“, schrieb eine Verwaltungskraft aus Bad Oldesloe an den Investor. All das konnte die Zweifel der Politik nicht beseitigen. Sie setzte dem Projekt ein Stoppschild vor.
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Stattdessen betonte man mantraartig, dem Verein solle am jetzigen Standort geholfen werden. Mit dem Bebauungsplan ist zumindest der Weg geebnet, damit sich der TSV fit machen kann für die Zukunft. Aber wie sieht es mit Investitionen in Plätze und Immobilien aus? „Da werden wir unterstützen müssen, allein schafft es der Verein nicht“, sagt die stellvertretende FDP-Fraktionschefin Barbara Bednarz. Ähnlich klingt der CDU-Ortsvorsitzende Claus Peters: „Ich würde da immer Geld investieren. Der TSV hat eine wichtige soziale Funktion, holt Kinder und Jugendliche ab.“ Die soziale Komponente betont auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Lauterbach: „Über Finanzen reden wir aber erst am Ende des Prozesses, ich kann jetzt keinen Blankoscheck ausstellen. Wir werden alles versuchen, um den TSV zu unterstützen.“
Bebauungsplan umfasst auch angrenzende Grundstücke
Stefan Möhring, Fraktionsvize der Grünen, sieht das genauso: „Generell ist die Bereitschaft vorhanden. Wir können den Verein nicht den Bach runtergehen lassen. Er muss jedoch klären, was er leisten kann.“ Jüngst hatte die Politik zugestimmt, die Rückzahlung eines Darlehens für zwei Jahre auszusetzen. Der TSV muss nun im Intervall von sechs Monaten im Finanzausschuss über seine Situation und geplante Projekte berichten. Er hatte sich vor mehr als 20 Jahren mit einem Hotel samt Tanzsporthalle übernommen, stand kurz vor der Pleite. Die Immobilie wurde verkauft. Inzwischen sind die Schulden auf rund 800.000 Euro reduziert. Im vergangenen Oktober wurden die Beiträge um zwei Euro erhöht. Für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre sind nun 14 Euro pro Monat fällig, Erwachsene zahlen 22 Euro. Vorstandsmitglied Gerd Mucha sagt, er mache sich keine Sorgen um die Zukunft des Vereins.
Der Bebauungsplan umfasst übrigens nicht nur das Sportgelände, sondern auch angrenzende Grundstücke, die sich in Privateigentum befinden. Das vom Investor vorgeschlagene Ersatzareal für den TSV gehört nicht dazu.