Glinde. Entwicklungsgesellschaft will Gelände des Sportvereins bebauen. Fußball- und Tennisplätze sollen in Richtung Norden verlegt werden.
Dieses Projekt könnte viele Sorgen auf einmal beseitigen, Glinde dringend benötigte Sozialwohnungen bringen und den örtlichen Sportverein fit für die Zukunft machen: Auf dessen Areal möchte die Entwicklungsgesellschaft Gut Glinde bis zu 600 Einheiten bauen, dafür soll der TSV umziehen und 200 Meter weiter in Richtung Norden eine neue Anlage bekommen. Um das Vorhaben umzusetzen, bedarf es der Zustimmung der Politik. Am Donnerstag, 13. August, werden den Mitgliedern des Bauausschusses im nicht öffentlichen Teil der Sitzung Details vorgestellt.
Der Diplom-Kaufmann ließ das TSV-Gelände prüfen
Hauke Asmussen spricht noch von Visionen und sieht die Anzahl der Wohnungen nicht in Stein gemeißelt. Der 63-Jährige ist neben Matthias Sacher, der 2017 seinen Baustoffhandel in Glinde verkauft hat, und Birgit Lebender Mitglied der Entwicklungsgesellschaft. Diese wurde 2014 gegründet. Asmussen denkt in großen Maßstäben, war auch in dem Neubaugebiet Alte Wache involviert, das 2014 abgeschlossen wurde. Zwischen Möllner Landstraße und Oher Weg sind seinerzeit 750 Einheiten, darunter Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser, Eigentums- sowie Mietwohnungen entstanden. Rund 2500 Menschen sind in das Quartier gezogen.
Der Diplom-Kaufmann ließ das TSV-Gelände von einem Stadtentwickler prüfen, der dann Möglichkeiten aufzeigte. Für eine Bebauung sind die Fußballplätze und die Tennisanlage vorgesehen, eine rund 40.000 Quadratmeter große Fläche. Hinzu kommt ein 1,4 Hektar angrenzendes Areal, das der Entwicklungsgesellschaft gehört. Sie möchte zu je einem Drittel Eigentums-, frei finanzierte und Sozialwohnungen schaffen.
Ehemalige Kiesgrube war bis 2015 Altlastenverdachtsfläche
Asmussen sagt: „Wir könnten auch eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft gründen. So etwas wäre finanzierbar. Das ist alles durchgerechnet.“ In diese müssten dann 200 öffentlich geförderte und 100 frei finanzierte Wohnungen einfließen. Manch ein Glinder Politiker wünscht sich ein solches Konstrukt mit Beteiligung der Stadt. Insbesondere die SPD äußert dafür in Ausschüssen immer wieder Sympathie. Bezahlbarer Wohnraum ist knapp. Im Rathaus stehen rund 300 Menschen auf einer Liste, die eine Sozialwohnung suchen.
Das TSV-Gelände gehört der Stadt, der Verein hat die Fläche per Erbbaurechtsvertrag gepachtet. Das für die Sportler angedachte neue Areal ist in Besitz der Entwicklungsgesellschaft. Allerdings war dort früher eine Kiesgrube. Sie wurde auch mit Stoffen verfüllt, die das Entweichen von Methan zur Folge hatte. Bis 2015 war der Bereich eine sogenannte Altlastenverdachtsfläche, die 30 Jahre nicht bebaut werden durfte. „Wir brauchen den Nachweis, das gesundes Sporttreiben dort möglich ist. Erst wenn das der Fall ist, mache ich mir Gedanken über das Projekt“, sagt Glindes Bürgermeister Rainhard Zug. Die Idee von Asmussen und seinen Mitstreitern finde er jedoch spannend.
Es handle sich um eine Win-win-Situation
Hauke Asmussen sagt, eine Sportanlage sei dort möglich und ergänzt: „Wir müssen weitere Untersuchungen machen.“ Er kann sich einen Grundstückstausch mit der Stadt vorstellen. Auf rund 190 Millionen Euro beziffert der Geschäftsmann das Investitionsvolumen, sollte das Vorhaben im größtmöglichen Umfang von der Politik genehmigt werden. Die Parteien entscheiden, ob Bebauungspläne aufgestellt werden.
„Es ist eine Win-win-Situation. Stadt und Sportverein müssen kein Geld in die Hand nehmen“, sagt Asmussen. Die geschätzten Kosten in Höhe von vier Millionen Euro für die neue Sportanlage sollten laut Joachim Lehmann, hauptamtlicher Vorstandsvorsitzender des 2700 Mitglieder zählenden TSV Glinde, Bestandteil des Grundstückstausches sein und somit von der Entwicklungsgesellschaft getragen werden.
Trainingszeiten in kalter Jahreszeit flexibler gestaltbar
„Das Projekt wäre ein Meilenstein und Zukunftssicherung für den TSV“, sagt Lehmann. Auf der 4,5 Hektar großen Fläche seien ausreichend Parkplätze für Autos möglich. Daran mangele es jetzt. „Nachweislich fehlen uns 69 Stück“, sagt Lehmann. Die neue Sportanlage soll zwei große und einen kleinen Kunstrasenplatz bieten, zehn Tenniscourts, zwei Kleinfelder und zwei Beachvolleyballplätze. Ein zweigeschossiger Bau ist als Ersatz für das alte Sportlerheim beim Tennisclub beabsichtigt.
Matthias Sacher nennt einen weiteren Vorteil der Sportanlagenverlegung: „So spart der TSV Geld bei Sanierungen, die demnächst anstehen würden.“ Gut für die Fußballer: Durch die Aufstockung auf zwei große Kunstrasenfelder bei Wegfall des Naturrasens könnten Trainingszeiten in der kalten Jahreszeit flexibler gestaltet werden. Schließlich ist die Nutzung nahezu wetterunabhängig.
Erschließung des Wohngebiets eventuell 2023
Auf der Mitgliederversammlung des TSV am Montagabend hat ein Sportstättenplaner den Umzugsplan vorgestellt. Rund 40 Personen inklusive Vorstand waren dabei. „Es gab viele Fragen, zum Beispiel nach der Finanzierung. Aber die Tendenz ist positiv“, sagt Lehmann. Offen sei noch, ob die Mitglieder abstimmen werden, sollte das Projekt konkreter werden. Die Pläne will der Sportverein auf seiner Internetseite sowie über Facebook veröffentlichen.
Bei der Mitgliederversammlung war auch der Bauausschussvorsitzende Stefan Nowatzki (CDU) zugegen. Er sagt: „Ich finde das Projekt gut, will aber noch mehr Fakten wissen.“
Hauke Asmussen hofft, 2023 mit der Erschließung des Wohngebiets beginnen zu können. Erste Erkenntnisse, in welche Richtung die Politik tendiert, wird der Bauexperte womöglich am Donnerstagabend haben.