Bargteheide. Bei einem Info-Treffen am 12. Mai wollen Stormarner Muslime bei Döner und Tee die Weichen für neuen Standort stellen.
Wenn sich Muslime aus Bargteheide an Freitagen und islamischen Feiertagen in einer größeren Glaubensgemeinschaft zum Gebet treffen wollen, müssen sie seit Jahrzehnten in die benachbarten Städte Ahrensburg oder Bad Oldesloe fahren. Das könnte sich schon bald ändern. Nach Informationen dieser Redaktion ist die Gründung einer Moschee im Gewerbegebiet an der Lohe geplant. Vor dem Gewerbehaus Am Redder 1, in dem sich unter anderem die Event-Location Fabrik befindet, soll es am kommenden Sonntag, 12. Mai, von 12 bis 18 Uhr zu einem Info-Meeting kommen, bei dem die islamische Gemeinde ihre Pläne vorstellen will.
„Wir sehen das Treffen in gewisser Weise als Testballon, wie groß das Interesse an einer Moschee in Bargteheide tatsächlich ist“, sagte Fatih Mutlu, Vorsitzender des Dachverbands der Islamischen Religionsgemeinschaft Schleswig-Holsteins Schura. Es gehe darum, Vorschläge und Ideen für eine mögliche Ausgestaltung des künftigen Gotteshauses zu sammeln.
In und um Bargteheide leben mehr als 1000 Muslime
„Der Bedarf ist auf jeden Fall da, denn die islamische Gemeinde in und um Bargteheide ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen, ohne bis heute einen verlässlichen Treffpunkt zu haben“, so Mutlu. Die Muslime dort bräuchten einfach eine Alternative zu den Stormarner Moscheen in Ahrensburg und Bad Oldesloe.
Schätzungen zufolge leben in der Stadt und im Amt Bargteheide-Land inzwischen mehr als 1000 Muslime. Erheblichen Zuwachs erhielt die islamische Gemeinde nicht zuletzt durch die Flüchtlingsbewegungen der vergangenen Jahre, insbesondere aus Ländern wie Syrien, Afghanistan, dem Irak und Eritrea.
Moscheen in Ahrensburg und Oldesloe an Kapazitätsgrenze
Das bekamen auch und vor allem die beiden Moscheen in Ahrensburg und Bad Oldesloe zu spüren. An Freitagen und islamischen Feiertagen sind sie regelmäßig überfüllt und längst nicht mehr in der Lage, alle Gläubigen aufzunehmen. Regelmäßig wird dann auch vor den Gotteshäusern gebetet, selbst wenn es in Strömen regnet.
Aus diesem Grund hält die islamische Gemeinde in Bargteheide bereits seit vielen Jahren nach geeigneten Räumen für eine eigene Moschee Ausschau. Nun scheint man am Redder fündig geworden zu sein. Und will bei Döner, anderen Grillgerichten, Tee und Kuchen darüber ins Gespräch kommen, ob das Veranstaltungszentrum Fabrik zum Gotteshaus taugt.
Gewerbekomplex gehörte früher der Firma Indimant
„Wir sind aber wirklich noch ganz am Anfang“, betont Fatih Mutlu. Noch würden die Verhandlungen mit dem Eigentümer laufen, ein Mietvertrag sei noch nicht unterschrieben. „Da es sich um recht weitläufige Räumlichkeiten mit einem Obergeschoss handelt, muss gründlich abgewogen werden, wie viel Fläche wirklich benötigt wird und wie groß der Aufwand für den Um- und Ausbau am Ende sein wird“, so Mutlu.
Entstanden ist der Gewerbekomplex 1961 als Produktionsstätte der Firma Indimant. Die stellte auf dem 10.000 Quadratmeter großen Grundstück am Redder jahrzehntelang Diamantpräzisionswerkzeuge her, vornehmlich für die Druckindustrie. 2007 erfolgte die Verlagerung nach Norderstedt, bevor Indimant 2010 mit 18 Mitarbeitern nach Bargteheide zurückkehrte, wo das Unternehmen heute an der Heinrich-Hertz-Straße ansässig ist.
Enge Kooperation mit Bündnis islamischer Gemeinden
Das zwei- und dreigeschossige Gewerbehaus am Redder, gegenüber dem Famila-Neubau mit zwei Fachmärkten und Tankstelle gelegen, beherbergt heute neben der Fabrik, einen Imbiss, ein Fitnessstudio, ein Motel und eine Spielhalle. „Vor allem gibt es im Umfeld aber viele Parkplätze, was den Standort für uns umso interessanter macht“, sagt Fatih Mutlu.
Um das Projekt zu realisieren, sucht der schleswig-holsteinische Dachverband Schura die Kooperation mit dem Bündnis der Islamischen Gemeinden in Norddeutschland (BIG). Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von 16 Moschee-Gemeinden in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen, zu denen unter anderen die Islamische Gemeinde in Glinde gehört, die die Moschee am Tannenweg betreibt.
3500 Kinder werden in Religion unterrichtet
In der BIG engagieren sich mehr als 800 Menschen ehrenamtlich für die rund 7200 Mitglieder der Gemeinden. Mit seinen Aktivitäten erreicht das Bündnis über seine Vereine und Initiativen eigenen Angaben zufolge indes wöchentlich 28.000 Musliminnen und Muslime sowie zahlreiche Nichtmuslime, die von verschiedenen Angeboten profitieren können.
An den Wochenenden werden in den Moscheen des BIG etwa 3500 Kinder in Religion unterrichtet. Mit seinen offenen Jugendangeboten, zu denen auch zahlreiche kulturelle Veranstaltungen zählen, erreicht das Bündnis weitere 2000 Jugendliche in den drei genannten Bundesländern.
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Im Gegensatz zu den Moscheegemeinden des Verbands Ditib, der von der übergeordneten türkischen Religionsbehörde Diyanet gesteuert wird und unter anderem die beiden Moscheen in Ahrensburg und Bad Oldesloe betreibt, bildet das BIG seine Imame in Deutschland selbst aus. Das Bündnis, gegründet von Gastarbeitern, gilt als politisch und finanziell unabhängig und fühlt sich der Prinzipien der freiheitlich-demokratischen Grundordnung dieses Landes verpflichtet.
Das BIG unterstützt die Neugründung von Moscheegemeinden logistisch wie finanziell, in der Regel für die Dauer von drei Jahren. So soll es auch in Bargteheide sein, wenn denn die Anmietung der Fabrik-Räume am Redder vertraglich fixiert ist. Deshalb hoffen jetzt alle Beteiligten auf eine große Beteiligung am kommenden Sonntag.