Ammersbek. Nicola Albrecht war Leiterin des ZDF-Studios in Tel Aviv. In Ammersbek berichtet sie von Reiseerlebnissen und beleuchtet Hintergründe des Gaza-Konflikts.
Sie hat für das ZDF als Korrespondentin aus der ganzen Welt von Terroranschlägen, aus Krisen- und Kriegsgebieten berichtet: Das Gesicht von Nicola Albrecht dürfte vielen Zuschauern aus den Fernsehnachrichten bekannt sein. Bevor sie im Herbst 2020 das ZDF-Studio Brandenburg übernahm, leitete Albrecht sechs Jahre lang das Studio in Tel Aviv. Auf einer Reise entlang der Road 90, die sie von der libanesischen Grenze bis ans Rote Meer führte, entdeckte sie das Land, knüpfte Kontakte zu den Menschen in Israel und dem Gazastreifen. Ihre Erfahrungen schilderte sie in dem 2022 erschienenen Buch „Mein Israel und ich“.
Am Sonntag, 5. Mai (16 Uhr), ist Nicola Albrecht zu Gast beim Ammersbeker Kulturkreis. Ursprünglich sollte der Reisebericht im Mittelpunkt der Lesung im Pferdestall (Am Gutshof 1) stehen. Doch dann kam es zum Überfall der militant-islamistischen Hamas-Terroristen auf israelisches Staatsgebiet im Oktober. Die dramatischen Ereignisse haben dazu geführt, dass Albrecht ihr Programm geändert hat: Statt Reisebericht legt sie nun den Schwerpunkt auf die Hintergründe des aktuellen Geschehens und die Menschen, die unter den Auswirkungen des politischen Konflikts zu leiden haben.
Journalistin schildert schöne und Schattenseiten Israels und ordnet Gaza-Konflikt ein
Im Vorwort zu ihrem Buch kommt Claus Kleber, ehemaliger „heute journal“-Moderator, zu Wort. „Nicola Albrecht holt einen dort ab, wo die News enden, und nimmt einen mit an unbekannte Orte und zu Menschen, die ihre Geschichten erzählen und vertrauensvoll ihre Herzen öffnen“, schreibt er. So haben die Menschen Nicola Albrecht mal mit „Schalom“, mal mit „Salam“ auf ihrer Reise willkommen geheißen.
Nicola Albrecht betont, dass „ich nicht im Auftrag der einen oder anderen Seite unterwegs bin“. Der Konflikt sei immens komplex. „Man kann ihn nicht immer so schwarzweiß betrachten.“ Die Menschen seien immer die Leidtragenden in einem Krieg. Sie kenne den Gazastreifen besser als Berlin, obwohl sie dort seit vier Jahren zu Hause sei. „Ich habe die gesamte Hamas-Führung getroffen“, sagt sie. Die Geschehnisse würden oft nur holzschnittartig präsentiert.
Nicola Albrecht plädiert für lösungsorientierte Ansätze und Völkerverständigung
Es sei ein Balanceakt, die Menschen mitzunehmen. „Auch wenn wir weit weg sind, geht es den Menschen hier nahe“, stellt sie fest. „Viele haben das Bedürfnis, sich auf die ein oder andere Seite zu schlagen. In Konflikten und der Geschichte ist das oft so, dass wir auf der richtigen Seite stehen müssen.“ Doch es gebe zwei ganz unterschiedliche Narrative.
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Von den aktuellen Ereignissen ist sie auch persönlich betroffen: Sie hat Freunde auf beiden Seiten, bangt beispielsweise um das Leben ihres ehemaligen Producers und Übersetzers in Gaza. Umso mehr ist es ihr Anliegen, für Völkerverständigung, Toleranz und Offenheit zu werben, immer den Menschen und nicht in erster Linie seine Religions- oder Staatsangehörigkeit zu sehen, einen sachlich-kritischen Blick in alle Richtungen zuzulassen. Israel sei ein Land „mit Vorurteilen, Sehnsüchten und historischen Gegebenheiten“, so Albrecht.
Obwohl sie ein Spezialgebiet hat, „verstehe ich mich nicht als jemand, der die Deutungshoheit gepachtet hat. Ich versuche nur, ein bisschen Licht auf das Grau zu werfen.“ Wer sich von der Expertin Informationen zu diesem hochkomplexen Thema aus erster Hand holen und die Zusammenhänge erläutern lassen will, kann sich Tickets zu zwölf Euro im Vorverkauf bei Sichtbar-Augenoptik (Georg-Sasse-Straße 11) besorgen. Am Veranstaltungstag gibt es sie auch an der Tageskasse im Pferdestall.