Reinbek. Seit neun Monaten werden Kinder der Gruppe Kunterbunt in Reinbek in Containern betreut. Schnelle Lösung scheint nicht in Sicht.
Es waren eindringliche Worte, die Jeannette Scharwächter, Leiterin der Kindergruppe Kunterbunt in Reinbek, kürzlich an die Mitglieder des Ausschusses für Finanzen und Wirtschaft richtete. Im August 2023 musste der Verein aus den bisherigen Räumen in der Grundschule Klosterbergen ausziehen, weil sie die Anforderungen des Gute-Kita-Gesetzes nicht mehr erfüllten. Es fehlte an ausreichend Toiletten und Waschplätzen, einer separaten Küche, Büro und Personalraum.
Seitdem werden die rund 30 Kinder in zwei Gruppen in Containern betreut. Diese befinden sich auf dem Gelände der Grundschule Klosterbergen, hatten übergangsweise Schüler beherbergt, die mittlerweile ins Schulzentrum am Mühlenredder gezogen sind. Doch: Der Alltag für die Kinder und Erzieher sei „herausfordernd und frustrierend“, wie Scharwächter berichtete.
Ratten und Vandalismus: Schlimme Zustände in Kindergruppe Kunterbunt
„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“, so die Kita-Leiterin. Die Container seien extrem fußbodenkalt, worunter die drei- bis sechsjährigen Kinder vor allem in der kälteren Jahreszeit leiden würden. „Die hygienischen Bedingungen sind inakzeptabel“, so Scharwächter weiter. Weil es nicht möglich sei, Wasseranschlüsse in den Betreuungsräumen zu installieren, müssten Kinder und Erzieher für jedes Händewaschen einen weiten Weg zurücklegen.
Auch der Lärmpegel sei für alle Beteiligten eine Belastung, die Geräusche der einen Gruppe in der anderen deutlich zu hören. „Es ist nicht möglich, mit den Kindern der einen Gruppe eine Traumreise zu machen, während die anderen wilde Kerle spielen“, sagt Scharwächter. Nicht nur für Kinder und Erzieher sei die Situation schwierig.
Situation sei für Kinder und Erzieher eine große Belastung
„Wir stehen in Konkurrenz zu anderen Einrichtungen“, so Scharwächter. „Angesichts des Eindrucks, den Eltern bekommen, überlegen sie, ob sie so ihr Kind unterbringen möchten.“ Auch als Arbeitgeber müsse die Einrichtung attraktiv für potenzielle Fachkräfte sein. „Wenn man Menschen einlädt und Bewerbungsgespräche im Container führt, muss man schon viel Überzeugungsarbeit leisten, dass es bei uns schön sein kann“, sagt die Leiterin.
Die Kindergruppe Kunterbunt des Vereins zur Förderung im Vorschulalter besteht seit rund 50 Jahren. Auch eine Mutter, die Mitglied im Vorstand ist, meldete sich zu Wort und berichtete von herausfordernden Umständen unter anderem wegen Schädlingsbefall und Vandalismus. „Kinder spielen neben Rattenfallen“, so die Mutter. „Auf dem Außengelände liegen jeden Morgen Scherben und Zigaretten.“
Neubau kostet zwei Millionen Euro, schnelle Lösung ist nicht in Sicht
Problem: Eine schnelle Lösung scheint nicht in Sicht. „Wir haben eingewilligt, für den Übergang in die Container zu ziehen“, so Jeannette Scharwächter. Sie und ihre Kolleginnen hätten, das berichtet sie im Gespräch mit unserer Redaktion, schon damit gerechnet, dass es sich bei dem Zeitraum um zwei bis drei Jahre handeln würde. Doch: „Dann haben wir mitbekommen, dass wir in der Finanzplanung nirgendwo mehr auftauchen, das war ziemlich frustrierend.“
Deshalb auch das Vorsprechen im Finanzausschuss. Laut der im Ausschuss besprochenen Prioritätenliste nämlich sind die Kosten für den Neubau, der etwa zwei Millionen Euro kosten wird, nicht für 2024, 2025, 2026 und auch nicht für 2027 eingeplant. Nikolaus Kern (SPD) befürwortete die Erfassung des Bauvorhabens. Die Kosten seien an anderer Stelle einzusparen.
Statt Neubau: Git es ein Gebäude, das umgebaut werden kann?
„Wir haben aufgenommen, dass es ein Problem ist“, sagte der Ausschussvorsitzende Volker Dahms (FDP). Es seien auf der einen Seite Probleme im laufenden Betrieb zu lösen und auf der anderen Seite müsse eine langfristige Planung her. Dazu müssten sich die Fraktionen beraten. Angeregt wurde auch, dass weitere Ausschüsse sich mit der Thematik befassen. Im jüngsten Sozial- und Schulausschuss sprachen die Verantwortlichen des Kindergartens erneut vor, wollten wissen, was denn nun Sache ist.
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„Wir haben die Prioritätenliste geändert und den Neubau wieder auf die Liste gesetzt, er ist im Finanzplan 2028 vorgesehen“, sagte Bernd Uwe Rasch (FDP). So richtig zufrieden ist Jeannette Scharwächter damit nicht: „Das ist noch eine Weile hin. Und: Das heißt ja auch nicht, dass ein Neubau dann fertig ist, sondern, dass dann erst das Geld da ist.“ Ein Neubau wird also noch einige Jahre auf sich warten lassen.
Aus Sicht von Schwarwächter muss es aber gar nicht unbedingt ein Neubau sein, wenn dieser zu kostenintensiv ist. „Wenn es eine passende, leerstehende Räumlichkeit in der Nähe gibt, die wir umbauen und langfristig nutzen könnten, ist uns das genauso recht. Die Container sind einfach keine gute Lösung“, so die Kita-Leiterin. Doch es fehle an freien Liegenschaften, sagte Antje Pfeiffer (CDU), stellvertretende Vorsitzende des Finanzausschusses, in der jüngsten Sitzung. In dieser Sache wolle sie keine allzu großen Hoffnungen wecken.