Hamburg. Pro-palästinensische und islamistische Proteste lassen Umsätze wegbrechen. Nun große Gegen-Demonstration geplant. „Image wird zerstört.“

Immer wieder der Steindamm in St. Georg: Hier gingen nach dem Hamas-Angriff auf Israel im vergangenen Oktober wiederholt pro-palästinensische Demonstranten auf die Straße. Hier demonstrierten am vergangenen Wochenende islamistische Extremisten von „Muslim Interaktiv“ für die Einführung eines Kalifats, was den Steindamm angesichts empörter Reaktionen aus ganz Deutschland bundesweit bekannt machte. Und hier will ein Bündnis aus Bürgerschaftsparteien und Verbänden am Sonnabend, 4. Mai, mit einer Gegendemonstration ein Zeichen setzen gegen eben diesen Islamismus und Antisemitismus.

Auch die Händler und Interessengemeinschaften vor Ort finden die islamistischen Umtriebe unerträglich, sie brächten den ganzen Standort in Verruf. Vor allem aber leiden sie unter den vielen Demonstrationen. „Das Image des Steindamms wird durch diese ständigen zerstörerischen Demonstrationen zerstört“, sagt Wolfgang Schüler. Er ist seit dem Jahr 2000 Quartiersmanager am Steindamm und so etwas wie derzeit habe er noch nicht erlebt. Er ist aufgebracht: „Der Niedergang ist entsetzlich. Händler, Gastronomen und Hoteliers haben schwerste Einbußen“, sagt Schüler. Er bekomme ständig Anrufe von Menschen, die sagten, dass sie sich dort nicht mehr hintrauten. Bei den Hotels seien Buchungen storniert worden.

Standort in Gefahr: Händler am Steindamm genervt von Demonstrationen

Betroffen ist auch der Arpi Markt. „Die Demonstrationen, die mittlerweile fast jedes Wochenende stattfinden, schaden uns sehr“, klagt Arpi Tunc, Inhaberin des Lebensmittelmarktes.. „Wir haben weniger Geschäft, wenn die Straße gesperrt ist.“ Im Umfeld des Steindamms sind viele Moscheen, es gibt eine große muslimische Community, was für die Anmelder der Demos vermutlich der Grund für die Anmeldung der Protestveranstaltungen auf dem Steindamm ist.

Vural Yildiz betreibt das Restaurant Lades. „Der Sonnabend ist unser umsatzstärkster Tag. Wenn wir da Einbußen von 50 Prozent verkraften müssen, dann fehlen uns diese Einnahmen sehr“, sagt er. Seit dem 7. Oktober sei es extrem: Fast jede Woche gebe es Demos, oftmals mit pro-palästinensischem Tenor, immer am Steindamm. Wenn dann die Straßen gesperrt werden und schon morgens Mannschaftswagen der Polizei vor dem Restaurant stehen, dann schrecke das die Kundschaft ab.

Die Demonstrationen schaden den Gemüse- und Lebensmittelhändlern, Gastronomen und Hoteliers am Steindamm.
Die Demonstrationen schaden den Gemüse- und Lebensmittelhändlern, Gastronomen und Hoteliers am Steindamm. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

„Mir wurden für den morgigen Sonnabend schon wieder Reservierungen abgesagt“, berichtet Yildiz. Der zweite Vorsitzende der Unternehmergemeinschaft Steindamm sagt, er respektiere natürlich die Versammlungsfreiheit. Was ihn aber aufbringt: „Warum muss unbedingt immer am Steindamm demonstriert werden – warum nicht 100 Meter weiter an der Adenauerallee?“ Wegen der Einquartierung von ukrainischen Flüchtlingen in den umliegenden Hotels fehlten Händlern und Gastronomen bereits die Einnahmen durch Touristen.

Schaden für Hamburger Händler immens: Sonnabend umsatzstärkster Tag

Auch der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Markus Schreiber fürchtet um den Standort: Als Vorsitzender der Interessengemeinschaft Steindamm, in der vor allem Grundeigentümer organisiert sind, ist er „sehr stolz auf unser gutes Miteinander am Steindamm. Über alle Kulturen und Religionen hinweg gibt es eine tolle Zusammenarbeit“, wie er sagt. „Leider wird diese von der Salafisten-Demonstration überschattet. Das schadet den Geschäftsleuten am Steindamm massiv, weil der Sonnabend eigentlich der umsatzstärkste Tag ist.“

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Aber Schreiber hat auch grundsätzliche Einwände. Er wehrt sich dagegen, dass die muslimische Community mit radikalen Islamisten in Zusammenhang gebracht werde. „Die Salafisten haben gar nichts mit dem Steindamm zu tun. Sie könnten genauso gut jede andere Straße für ihre Demonstration nutzen, wobei die Demonstration gegen unsere Grundwerte und unsere Verfassung eigentlich verboten werden muss“, sagt Schreiber. Genauso ungünstig ist aus seiner Sicht die Anti-Salafisten-Demo an diesem Sonnabend. „Die können wir zwar inhaltlich gut nachvollziehen, aber warum muss sie wieder am Steindamm stattfinden?“