Glinde. Der Komplex am Glinder Marktplatz gehört der Firma Glunz Immobilien. Darin befinden sich 25 Wohnungen und Gewerbeflächen.
Sie hat drei Funktionen, dient dem Staub-, Regen- und UV-Lichtschutz. Die helle Folie ist gewaltig in ihren Ausmaßen, ummantelt seit Kurzem den zwei- bis dreigeschossigen Komplex, der an den Glinder Marktparkplatz grenzt und 2500 Quadratmeter umfasst. Beim Blick auf das Objekt denkt manch einer gewiss an den 2020 verstorbenen Verhüllungskünstler Christo, der einst den Berliner Reichstag spektakulär verpackte. Die Immobilie im Stormarner Süden ist in die Jahre gekommen und ein sogenanntes „Worst Performing Building“. Diese Bezeichnung verwendet die KfW-Bank für Gebäude, die 1957 oder früher gebaut wurden und bei denen mindestens 75 Prozent der Außenwandflächen nicht energetisch saniert sind. Jetzt wird das Haus, in dem früher eine Commerzbank-Filiale gewesen ist, auf Vordermann gebracht. Kosten: zwischen 2,5 und drei Millionen Euro.
„Bislang hatten wir einen Verbrauch von 298 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr, nach der Sanierung sind es nur noch 14“, sagt Max Hartenstein, einer von vier Geschäftsführern bei Glunz Immobilien. Das Unternehmen mit Sitz in Bergedorf ist Eigentümer. Das Gebäude werde den KfW-Standard 55 plus haben, so der 30-Jährige. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau fördert das Projekt und vergibt zinsgünstige Darlehen. Die 1000-Quadratmeter-Dachfläche wird mit 200 Solarmodulen sowie mit vier Wärmepumpen bestückt. Alle 25 Wohnungen, die ein bis zweieinhalb Zimmer haben, werden mit neuen Heizkörpern und Fenstern ausgestattet. Hinzu kommen Außenwandlüfter. Sämtliche Wasserleitungen werden getauscht. Während des Umbaus bleiben die Mieter. In dieser Woche steht der Abriss der Balkone an. Sie werden ersetzt.
Dem Betreiber des griechischen Lokals wurde gekündigt
Beim Dach ist man schon weit fortgeschritten, große Teile des roten Klinkers an den Außenwänden sind mit einer 18-Zentimeter-Dämmschicht überzogen. Später wird die Fassade verputzt: im unteren Bereich im Grau- sowie darüber im Weißton. Zehn Arbeiter schuften derzeit auf der Baustelle, später werden es rund 15 sein, sagt Bauleiter Jannis Bauer, der beim Generalunternehmer Tereg beschäftigt ist. An der Wand seines Büros hängen zehn Zettel nebeneinander mit vielen Spalten, die unterschiedliche Farben haben. Es ist der Bauablaufplan, auf denen die Namen der Gewerke stehen und wann sie im Einsatz sind.
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Im April hatte die Sanierung begonnen, der letzte Tag für Restarbeiten soll der 29. November sein. „Das ist ganz flott, Puffer sind mit eingerechnet“, sagt der 39-Jährige. Mit der Modernisierung samt optischer Aufwertung des Gebäudes hofft Glunz Immobilien, zügig Mieter für die Gewerbeflächen zu finden. Diese sind allesamt im Erdgeschoss, kommen in Summe auf 1000 Quadratmeter. Derzeit ist nur ein Friseur dort untergebracht. Die Bankfiliale hatte 2022 geschlossen, auch das Nähstübchen existiert nicht mehr. Das griechische Lokal Sirtaki verwöhnte Gäste das letzte Mal am 29. Februar. Wie berichtet, wurde dem Betreiber gekündigt. Der Grund: Fette aus dem Abzugskanal hätten die Solarmodule bei ungünstigen Windverhältnissen verunreinigt.
Nur noch Autos der Mieter sollen auf Parkplatz stehen
„Wir wollen den Glinder Markt beleben“, sagt Co-Geschäftsführer Lucas Brendel. Anfragen für die Geschäftsflächen gibt es bereits, Kontrakte sind noch nicht unterschrieben. Der kleine Parkplatz auf dem Glunz-Areal, derzeit gesperrt und unter anderem mit Containern für das zu entsorgende Material bestückt, soll demnächst nicht mehr von jedermann angesteuert werden können. Hartenstein: „Wir wollen die Plätze unseren Mietern anbieten.“
Bürgermeister Rainhard Zug hatte versucht, das Bergedorfer Unternehmen für das Innenstadtkonzept zu gewinnen. Mit dem von der Politik beschlossenen Rahmenplan war die Hoffnung verbunden, die Glinder City rund um den Marktplatz komplett umzugestalten. Die wichtigsten Eckdaten: 300 neue Wohnungen, 100 davon öffentlich gefördert, 4000 Quadratmeter zusätzliche Einzelhandelsflächen und eine Tiefgarage als Ersatz für den großen öffentlichen Parkplatz.
Geschäftsführer: „Energetische Sanierung ist vergleichbar mit Neubau“
Ein Architekt präsentierte im Auftrag eines Hamburger Investors einen Entwurf, skizzierte für die rund 30.000-Quadratmeter-Fläche ein lebendiges Quartier mit einem Mix aus Wohnen, Einzelhandel und Dienstleistungen. Nur Rathaus, Bürgerhaus und ein Komplex im Norden werden demnach vom Abriss verschont. Doch die Eigner von Immobilien und Grundstücken wollen mit Ausnahme der Sparkasse Holstein nicht mitmachen. „Ein Neubau kostet inzwischen 4000 Euro pro Quadratmeter“, sagt Hartenstein und begründet damit seine Ablehnung. Außerdem sei die energetische Sanierung vergleichbar mit einem solchen.
Um überhaupt voranzukommen beim Citykonzept, haben Glindes Parteien nun den Marktparkplatz im Fokus. Eigentümer ist die Stadt. Es zeichnet sich ab, dass die Mehrheit der Entscheidungsträger die Fläche lediglich verpachten will. Angedacht ist ein sogenanntes Konzeptvergabeverfahren: ein Wettbewerb, bei dem Unternehmen mit ihren Entwürfen vor ein Preisgericht treten. Die Kommune muss vorher festlegen, was sie auf dem Areal will und ob beim Wohnungsbau auch hier der 30-Prozent-Anteil für öffentlich geförderte Einheiten gilt. Zug schlägt eine Reduzierung auf 20 Prozent vor. Der Bürgermeister sagt: „Sonst ist es für Firmen nicht wirtschaftlich, weil sie auch eine Tiefgarage bauen müssen.“