Trittau. Mit asiatischer Küche und viel Sushi mischt ein 25-Jähriger die Gastroszene in Trittau auf. Ohne Reservierung gibt es oft keinen Platz.
Das La Fayette an der Vorburg in Trittau genoss viele Jahre Kult-Status. In der urigen Gastwirtschaft von Bianka Timm kehrten nicht nur passionierte Skat- und Doppelkopfspieler gern ein. Hier trafen sich ebenso Knobler und Hobby-Zauberkünstler aus ganz Stormarn zum Stammtisch. Sogar Bürgermeister Oliver Mesch schaute regelmäßig vorbei und genoss bei einem kühlen Bier „ein Stück Heimat“, wie er es selbst einmal formulierte. Kurz vor dem Weihnachtsfest 2022 schloss das La Fayette nach 26 Jahren für immer. Seitdem warteten viele Trittauer auf eine Wiederbelebung der traditionsreichen Lokalität. Die ist nun gelungen. Mit einer beeindruckenden Metamorphose.
Von der Kultkneipe zum Gourmet-Tempel
Hoang Viet Anh Le hat die einstige rustikale Kneipe in das asiatische Restaurant To Gao, zu Deutsch Reisschale, verwandelt. Über bequemen, lederbezogenen Stühlen und hellen Tischen ziehen sich hölzerne Lamellen mit dimmbaren Spots an der Decke entlang. Ein Hingucker, der auch viel Schall schluckt. Und für ein warmes, behagliches Ambiente sorgt vor dem langen Tresen, der Schaltzentrale des neuen Gourmet-Tempels.
„Mit dem Lokal habe ich mir einen großen Traum erfüllt“, gesteht der erst 25 Jahre alte Inhaber. Als Sohn vietnamesischer Gastarbeiter im thüringischen Erfurt geboren, ist er mit seiner Mutter später nach Münster gezogen und vor vier Jahren dann nach Hamburg. Dort traf er auf Landsmann Hung Kieu, der 2019 das erste To Gao in Wedel eröffnete.
Die Schule abgebrochen für seinen großen Traum
„Mein Onkel hatte sich in der Gastronomie selbstständig gemacht und ich bin praktisch in seinem Restaurant groß geworden. Das Treiben dort und der Kontakt mit Gästen hat mich schon immer gereizt“, erzählt Le. Eigentlich sollte er die Schule ja mit dem Abitur verlassen. Doch dafür fehlt ihm in der elften Klasse die Motivation: „Ich wollte so schnell wie möglich auf eigenen Beinen stehen – und selbst Gastronom mit einem eigenen Lokal werden.“
Diesen Plan hat er fortan beharrlich verfolgt. Mentor Hung Kieu erkennt rasch den Willen und das Talent des jungen Mannes. Als er beginnt, weitere Restaurants an neuen Standorten zu eröffnen, ist Hoang Viet Anh Le in der Anschubphase oft dabei. Zuletzt bei einem Projekt in Jork im Alten Land.
An der Vorburg entsteht neuer Busbahnhof
„Es war ein klassisches Learning by doing and watching”, sagt Le. Bis er sich stark und erfahren genug gewähnt habe, etwas Eigenes zu versuchen. „Irgendwann kam ein Makler, mit dem wir eng zusammenarbeiten, und offerierte ein Exposé vom ehemaligen La Fayette. Da bin ich sofort nach Trittau gefahren und wusste gleich: Das ist es“, so Le.
Und die Tatsache, dass in dem Ort keine 10.000 Einwohner leben, konnte seinen Elan nicht bremsen? „Absolut nicht“, versichert Le. Die Vorburg sei doch immerhin so etwas wie die Drehscheibe für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in der Gemeinde Trittau. Tatsächlich kreuzen sich hier ein Dutzend regionale Buslinien, die den Ort mit dem Umland bis an die Hamburger Stadtgrenze verbinden. Zudem entsteht vor der Tür des To Gao für 700.000 Euro gerade ein neuer Busbahnhof.
Innenarchitekt sorgte für dekorative Extras
„An der Vorburg ist immer Leben. Es ist ein Verkehrsknotenpunkt, der tagtäglich von vielen Menschen frequentiert wird. Das haben die ersten Wochen nach unserer Eröffnung bereits gezeigt“, sagt Le. Natürlich habe er sich zuvor auch den Gastronomie-Mix angeschaut. „Ich konnte aber in unserem Segment keine ernsthafte Konkurrenz entdecken“, so Le.
So investiert er mutig rund 400.000 Euro in seinen Traum. Weil ihm sein Mentor Kieu bei der Gestaltung freie Hand lässt, engagiert Le für das Interieur einen Innenarchitekten, der schließlich mit vielen dekorativen Extras aufwartet. Nach diversen Lieferengpässen und Wetterkapriolen zeigt sich der Jungunternehmer mit dem Endergebnis zu 90 Prozent zufrieden. „Etwas Luft nach oben gibt es doch immer und das ist auch gut so“, sagt er.
Asiatische Küche mit vietnamesischen Nuancen
Die Speisekarte orientiert sich weitgehend am kulinarischen Angebot der Franchise-Kette To Gao, die inzwischen 13 Restaurants, davon zwei in Hamburg, umfasst. Das To Gao in Trittau war das zehnte Lokal, inzwischen sind noch drei weitere hinzugekommen, eines in Schleswig und zwei auf Sylt.
Neben typischen asiatischen Gerichten mit Huhn, Ente, Rind und Fisch sowie Reis, Nudeln und viel frischem Wok-Gemüse lockt auch eine große Auswahl an Sushi. „Anfangs betrug dessen Anteil an allen Bestellungen gerade 20 Prozent, inzwischen sind es schon mehr als 40. Doch ich bin überzeugt, da geht noch mehr“, sagt der junge Geschäftsführer, der bei seinem Einstieg ins Gewerbe lange Zeit selbst Sushi-Macher war.
Für die Hochzeiten braucht es eine Reservierung
Vor allem ältere Gäste würden ihre Zurückhaltung nur langsam aufgeben. Im To Gao wird indes auch Sushi stets frisch zubereitet. Dabei können die Gäste Sushi-Meister Chien sogar zusehen, der seinen Arbeitsplatz gleich hinter der großen Theke hat. „Wichtig ist uns, dass möglichst alle Gerichte eine vietnamesische Nuance haben, die für eine leichte Note sorgen soll“, erklärte Le das kulinarische Konzept.
Das kommt offenbar an. Wer für die abendliche Hochzeit zwischen 17 und 20 Uhr nicht vorbestellt, hat leicht mal das Nachsehen und muss mit einer längeren Wartezeit rechnen. An vielen Abenden sind die 72 Plätze nämlich restlos ausgebucht – und das bei Öffnungszeiten von sieben Tagen in der Woche.
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„Unsere Öffnungszeiten ohne Ruhetag sind kein Lockangebot. Sie werden Bestand haben, solange der Zuspruch bei uns nicht nachlässt“, verspricht Hoang Viet Anh Le. Inzwischen gebe es schon die ersten Stammgäste, die mindestens einmal in der Woche kämen. Darunter sind Besucher, die selbst den Weg aus Hamburg oder Ahrensburg nicht scheuen.
Und wie lange wird der junge vietnamesische Gastronom, der noch immer selbst in Hamburg wohnt, bleiben? „Der Auftaktvertrag läuft erst einmal für fünf Jahre mit Option auf Verlängerung. Momentan sehe ich keinen Grund, der mich am Standort Trittau zweifeln ließe“, offenbart Le. Der nach einer Konsolidierungsphase sogar über ein zweites geschäftliches Standbein intensiver nachdenken will: „Ich habe gehört, dass sich in Ahrensburg schon bald neue Perspektiven ergeben könnten.“