Ahrensburg. Stadtwerke errichten neues Netz im Reeshoop-Viertel. Anwohner müssen sich auf Behinderungen einstellen. Wärme kommt vom Klärwerk.
Die Stadtwerke Ahrensburg gehen bei der Wärmewende voran. Bis Ende 2026 soll im Reeshoop-Viertel nördlich des Stadtzentrums ein Fernwärmenetz entstehen. Das Unternehmen investiert dafür rund 18 Millionen Euro. Die Einzelheiten des Projektes sind jetzt vorgestellt worden.
„Zukunft Wärme – unter dieser Überschrift wollen wir bis 2040 Haushalte und Unternehmen in unseren Fernwärmenetzen mit klimaneutraler Wärme versorgen“, beschreibt Stadtwerke-Geschäftsführerin Julia Schäper das Ziel. Damit wäre Ahrensburg mit seinen Fernwärmenetzen fünf Jahre vor dem Bundesziel klimaneutral.
Großbaustelle: Stadtwerke Ahrensburg bauen Fernwärmenetz im Reeshoop-Viertel
Die Erschließung des Reeshoop-Viertels soll der erste Schritt auf diesem Weg sein. Perspektivisch sollen mehr als 100 Haushalte und Gewerbebetriebe an der Bünningstedter Straße, dem Reeshoop, der Schulstraße, der Hermann-Löns-Straße, der Gerhard-Hauptmann-Straße sowie in den Quartieren dazwischen angeschlossen werden. Durch unterschiedliche Fördertöpfe der Bundesregierung werden 40 Prozent der Gesamtkosten gefördert.
Bereits am 30. Mai sollen die Bauarbeiten auf dem ersten von insgesamt sechs Bauabschnitten im Bereich des nördlichen Reeshoop zwischen Am Tiergarten und Mühlenredder beginnen. Bis Anfang August sollen die Leitungen dort fertiggestellt sein. Anschließend folgen nach und nach die Abschnitte weiter südlich. Unter der Bünningstedter Straße wurden auf 300 Metern bereits während der Fahrbahnsanierung zwischen Mai 2021 und Mai 2022 Rohre verlegt.
Kläranlage der Stadtbetriebe liefert die Wärme für das neue Netz
Als Wärmelieferant wird die Kläranlage der Stadtbetriebe Ahrensburg weiter nördlich an der Bünningstedter Straße dienen. „Für das neue Fernwärmenetz nutzen wir zukünftig das Abwärmepotenzial der Kläranlage, um das Wasser, das im geschlossenen Fernwärmekreislauf als Wärmeträger dient, auf 65 bis 85 Grad Celsius zu erhitzen, bevor es zu den Kundinnen und Kunden fließt“, sagt Pawel Cmok, Leiter Netze und Projektmanager bei den Stadtwerken.
Hinter der letzten Reinigungsstufe könne dem Wasser Wärme entnommen werden, ohne die Bioprozesse in der Anlage zu beeinflussen. Dazu soll im Bereich der Kläranlage eine Energiezentrale errichtet werden. Das Investitionsvolumen liegt bei etwa zehn Millionen Euro der Gesamtsumme.
Im ersten Schritt werden energieintensive Liegenschaften angeschlossen
„Diese Technik ist deutlich effizienter, als das Wasser mit Strom zu erhitzen“, so Cmok. Sollte in Spitzenzeiten mehr Fernwärme benötigt werden, werde diese ebenfalls klimafreundlich über zusätzliche Luftwärmepumpen erzeugt. Pro Jahr werde das Netz 18 Gigawattstunden klimaneutrale Wärme bereitstellen, die mit mindestens 90 Prozent erneuerbarer Energien erzeugt würden.
„Im ersten Schritt schließen wir vor allem energieintensive Akteure wie das Freizeitbad Badlantic oder die Schulen an. So kann das neue Netz bereits mit wenigen Abnehmern effizient in Betrieb gehen“, sagt der Projektmanager. Zu den Ankerkunden gehören neben dem Badlantic die Berufsschule an der Hermann-Löns-Straße, die Grundschule Am Schloss, die Woldenhornschule und das Seniorenheim Haus Reeshoop.
Insgesamt werden laut Stadtwerken etwa 2,2 Kilometer Leitung verlegt
Mit der Genossenschaft Neue Lübecker, der die Wohnblocks zwischen Fritz-Reuter-Straße und Hermann-Löns-Straße gehören, sowie mit dem Betreiber des Betreuten Wohnens Vilvif am Reeshoop führe man Gespräche und sei optimistisch, dass deren Gebäude ebenfalls zum Start angeschlossen werden. Im zweiten Schritt können dann Privathaushalte und Gewerbebetriebe ihr Interesse an einem Anschluss bekunden.
Für das neue Netz werden in 1,20 bis 1,50 Meter Tiefe gedämmte Kunststoffmantelrohre verlegt, eine Leitung für den Vor- und eine für den Rücklauf. Dafür wird laut Stadtwerken abschnittsweise jeweils auf einer Länge von bis zu 70 Metern eine Baugrube mit bis zu 2,50 Meter Durchmesser gegraben. Insgesamt werden rund 2,2 Kilometer Leitung verlegt.
Für Anwohner wird es Einschränkungen bei Verkehr und Parkplätzen geben
„Wir starten mit dem Ausbau Reeshoop Nord und Mitte inklusive dem Anschluss des Badlantic. 2025 folgt der Ausbau für Reeshoop-Süd und Schulstraße. 2026 schließen wir die Baumaßnahmen mit der Hermann-Löns-Straße und dem Anschluss an die bestehende Fernwärmetrasse Bünningstedter Straße ab“, zählt Cmok die geplanten Bauabschnitte auf.
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Für Anwohner bedeuten die Arbeiten, dass sie sich in den nächsten zwei Jahren auf verkehrliche Einschränkungen einstellen müssen, auch fallen temporär Parkplätze weg. „Wir bemühen uns, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten“, betont der Projektmanager.
Für Anfang Juni laden die Stadtwerke Anwohner zu einer Informationsveranstaltung ein
Den Großteil der Zeit werden Anwohner ihre Grundstückszufahrten wie gewohnt nutzen können. Dazu sollen, falls erforderlich, provisorische Überquerungen für die Autos eingerichtet werden. Aufgrund seiner zentralen Lage werde der nördliche Teil des Badlantic-Parkplatzes für die gesamte Bauzeit als Lagerfläche für Baumaterial genutzt. Die restliche Fläche stehe aber zur Verfügung. Das Schwimmbad soll während der Arbeiten wie gewohnt geöffnet bleiben. Gebaut werden soll montags bis freitags zwischen 6.30 und 17 Uhr.
Um Anwohner und ansässige Unternehmen das Vorhaben zu erläutern, planen die Stadtwerke für Montag, 3. Juni, ab 18 Uhr, eine Informationsveranstaltung im Bistro des Badlantic (Reeshoop 60). Ausführliche und aktuelle Informationen zum Stand der Bauabschnittsplanung soll es zudem im Internet auf der Webseite der Stadtwerke (www.stadtwerke-ahrensburg.de/zukunft-waerme) geben. Unter der Nummer 04102/99 74 111 hat das Unternehmen zusätzlich eine Hotline für das Fernwärmeprojekt geschaltet.
Die Bauarbeiten sollen rechtzeitig zum Baustart der S4 in Ahrensburg abgeschlossen sein
Für den 7. Juni ist der symbolische erste Spatenstich mit Ahrensburgs Bürgermeister Eckart Boege geplant. Der sechste und letzte Bauabschnitt soll bis Mitte November 2026 fertiggestellt sein, rechtzeitig bevor im Zuge der Bauarbeiten für die neue S4 nach Bad Oldesloe weitere Baustellen im Ahrensburger Stadtgebiet zu erwarten sind. Zum Jahreswechsel 2026/2027 soll das neue Fernwärmenetz in Betrieb gehen.
Die Stadtwerke sprechen von ihrem „bisher grünsten Fernwärmenetz“, das nun entstehe. Das Unternehmen versorgt bereits mehr als 300 Haushalte an der Bogenstraße, der Otto-Siege-Straße und dem Ahrensburger Kamp mit Fernwärme. Die Wärme für diese drei Netze wird in einem Gas-Blockheizkraftwerk erzeugt. Nach und nach sollen auch sie ihre Wärme ausschließlich aus erneuerbaren Quellen beziehen. Zudem prüfen die Stadtwerke nach eigenen Angaben aktuell ein weiteres Fernwärmenetz für die Ahrensburger Innenstadt.