Trittau. Stadtplaner stellten Entwurf fürs Ortsentwicklungskonzept öffentlich zur Diskussion. Einwohner konnten Einwände und Ideen einbringen.

Die Zukunft beginnt jetzt – und sie hält eine Menge Herausforderungen für Kommunen bereit. Es geht darum, wie die Energieversorgung sichergestellt werden kann, um Nachhaltigkeit, die Verbesserung der Lebensqualität, Umweltschutz, Mobilität und vieles mehr. Trittau hat die Zeichen der Zeit erkannt und geht diese Aufgaben strategisch an: mit einem Ortsentwicklungskonzept (OEK), das die Ziele definieren und Wege zu ihrem Erreichen aufzeigen soll.

Seit September beschäftigt sich eine Lenkungsgruppe aus Mitarbeitern der Verwaltung, Vertretern der Fraktionen und Stadtplanern mit der Materie, definiert Handlungsfelder und leitet daraus Schlüsselprojekte ab. Den Input liefern die Einwohner, die ihre Vorstellungen in verschiedenen Beteiligungsformaten skizzieren konnten. Wie der Fahrplan in die Zukunft im Detail ausgestaltet ist, davon konnten sich die Trittauer jetzt bei einem Abschlussworkshop im Amtshaus ein Bild machen. Er war zugleich die letzte Chance, um weitere Anmerkungen ins Konzept einfließen zu lassen.

Mehr Lebensqualität im Zentrum von Trittau: Leitungsgruppe identifiziert fünf Handlungsfelder

Zu Beginn des Abschlussworkshops gibt Projektleiter Martin Hellriegel den Anwesenden einen kurzen Überblick über den aktuellen Stand des Ortentwicklungskonzepts.
Zu Beginn des Abschlussworkshops gibt Projektleiter Martin Hellriegel den Anwesenden einen kurzen Überblick über den aktuellen Stand des Ortentwicklungskonzepts. © Elvira Nickmann | Elvira Nickmann

Zu Beginn der Veranstaltung kündigte Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch an: „Heute setzen wir den Schlusspunkt unter unser Ortsentwicklungskonzept und führen die Dinge zusammen, die wir vorher gemeinsam erarbeitet haben.“ Mesch nannte das OEK einen „ganz wertvollen Instrumentenkasten für unsere Trittauer Ortsentwicklung“ und gab sich überzeugt, dass „die Politik für ihre weiteren Beschlüsse daraus schöpfen kann“. Den Konzeptentwurf vorzustellen, war dann Sache des Projektleiters Martin Hellriegel vom Planungsbüro Cima.

Danach ging es an die Arbeit: Überall im Raum verteilt hingen und lagen Ausdrucke aus dem Handlungsprogramm zu den einzelnen Themen mit vertiefenden Infos, vor denen sich kleine Grüppchen bildeten. Vorschläge wurden auf Karteikarten notiert. Fünf Handlungsfelder hat die Leitungsgruppe identifiziert: Wohnen; Gemeindeleben und Ortsgestaltung; Umwelt, Natur und Energie; Mobilität und Vernetzung; Wirtschaft und Technik. Zu den Schlüsselprojekten zählten auch solche, die die Gemeinde bereits auf den Weg gebracht hat wie die Errichtung eines gemeinsamen Standortes für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst. Solange Letztere auf dem Campe-Areal untergebracht sind, liegen alle Pläne für das Gelände auf Eis.

Multifunktionssaal auf Campe-Areal soll kulturelle Veranstaltungen ermöglichen

Bürgermeister Oliver Mesch sagt: „Am wichtigsten ist, dass wir das Campe-Areal neu gestalten. Bedingung dafür ist der Bau des neuen Rettungszentrums.“ Wie alle anderen Projekte, die sich um der Ortsmitte gruppieren, habe die Neuentwicklung des Campe-Areals positive Auswirkungen auf die Lebensqualität aller Bürger. „Damit einher geht eine direkte Stärkung des Ortskerns, das ist das pulsierende Herz der Gemeinde“, so Mesch. Nachdem die Politik vor einiger Zeit das endgültige Aus für den Umbau der alten Tennishalle zur Multifunktionshalle beschlossen hat, könnte das Campe-Areal eine Alternative bieten: Das Gesamtkonzept sieht an dieser Stelle ein gemischtgenutztes Quartier vor, in dem der dringend benötigte Multifunktionssaal integriert ist. Er könnte für Veranstaltungen aller Art wie beispielsweise Konzerte oder Theateraufführungen genutzt werden.

Dieser Aspekt ist mit einem weiteren Schlüsselprojekt im Ortszentrum, der Wassermühle, verknüpft. Mesch sagt: „Aus meiner persönlichen Sicht ist es unumgänglich, dass wir die Wassermühle und die Kultur in Trittau neu aufstellen.“ Der Ist-Zustand scheint nicht nur ein Ärgernis für die Gemeinde, sondern auch für Nutzer zu sein. Darauf lassen Notizen von Teilnehmern am Abschlussworkshop schließen: Ein „neues Stromkonzept mit Generator“ wird da gefordert, die Bestuhlung und technische Ausstattung kritisiert („es gibt nichts“). Aber auch die Bedeutung der Galerie wird hervorgehoben, die unbedingt erhalten werden soll.

Die Teilnehmer tauschten sich während des Workshops auch untereinander zu einzelnen Projekten aus. 
Die Teilnehmer tauschten sich während des Workshops auch untereinander zu einzelnen Projekten aus.  © Elvira Nickmann | Elvira Nickmann

Auf einem Plakat haben zwei Frauen entdeckt,, dass am Alten Markt eine Reduzierung der Parkplätze vorgesehen ist. Eine greift zum Stift, um ihren Protest zu Papier zu bringen. „20 Parkplätze sind viel zu wenig“, da sind sie sich einig. Die vorhandenen seien gut frequentiert von Kunden des Einzelhandels, Kursteilnehmern, Kirchenbesuchern. Bei der Poststraße, dem Nadelöhr durch die Ortsmitte, sieht das Konzept zwar Handlungsbedarf, wird aber wenig konkret, da die Umwidmung der Straße in der Gemeindevertretung immer wieder zu kontroversen Debatten geführt hat.

Ein Bürger formuliert einen deutlichen Appell: „Poststraße auf 30 km/h setzen, damit die Fahrradfahrer auf der Straße fahren und nicht auf dem Gehweg“, steht auf der Karteikarte. Eine Trittauerin macht ihrem Ärger über die Unzuverlässigkeit des öffentlichen Nahverkehrs Luft: „Mit dem Bus wäre ich heute nicht nicht nach Großhansdorf zu meiner Arbeit gekommen.“ Sie wünscht sich eine bessere Anbindung und Busse, die nicht so oft ausfallen.

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Ein OEK sei kein Wunschkonzert, so Mesch. „Darin werden Entwicklungsziele definiert. Das heißt nicht, dass es so auch konkret umgesetzt wird. Es ist vielmehr der Orientierungsstern, der die Richtung weist“, so der Bürgermeister. Konkrete Maßnahmen müssten jeweils beschlossen werden. Wie das gesamte OEK, das erst noch von den Gemeindevertretern abgesegnet werden muss. Projektleiter Hellriege: „Jeden, der mit der Erwartungshaltung hier rausgeht, morgen sei alles fertig, muss ich enttäuschen. Wir reden über Jahre, nicht Monate.“