Oststeinbek. Wo können Netze entstehen, um die Energiewende voranzutreiben? Noch in diesem Jahr herrscht in der Region mancherorts Gewissheit.

Jetzt schon die alte und noch funktionierende Ölheizung ersetzen durch zum Beispiel eine Wärmepumpe, vielleicht in Kombination mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach? Diese Frage stellt sich manch ein Immobilieneigentümer hierzulande. Andere warten ab. Sie wollen wissen, wie ihre Städte und Gemeinden agieren, damit Deutschland 2045 klimaneutral ist. In Stormarner Rathäusern wird gerade an Wärmeplänen gearbeitet und eruiert, wie der klimafreundliche Umbau funktionieren soll: etwa mit Fernwärmenetzen, Gasnetzen für Biogas oder Wasserstoff. Einige Kommunen sind fix unterwegs.

Das gilt für Oststeinbek. Die rund 9000 Einwohner zählende Gemeinde will Ende dieses Jahres fertig sein. Kommunen mit bis zu 100.000 Menschen haben bis zum 30. Juni 2028 Zeit. Das ist im sogenannten Wärmeplanungsgesetz festgeschrieben. In der Verwaltung kümmern sich mit Klimaschutzmanagerin Christina Lin und dem Energiemanager Thomas Metzner zwei Personen vorrangig um das Thema. Am Donnerstag, 2. Mai, erläutern sie auf einer Informationsveranstaltung ab 18 Uhr im Bürgersaal (Möllner Landstraße 22) das Vorhaben. Mit dabei sind Vertreter der Büros mit den Namen Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt (Zebau) und Averdung. Sie erstellen den Wärmeplan. Kosten: 58.000 Euro, der Bund steuert 36.000 bei.

Karte zeigt, welche Wärmeversorgung für einen Standort am besten ist

Besucher des Treffs erfahren, dass Oststeinbek gerade den ersten Punkt abarbeitet, eine Bestandsanalyse macht. Dabei werden Schornsteinfeger befragt, welche Heizsyteme in den Haushalten derzeit verwendet werden. Versorgungsunternehmen wie das E-Werk Sachsenwald liefern Daten zum Energieverbrauch in den Gebäuden. Auch Gewerbebetriebe geben Auskunft, wie sie heizen und kühlen. Im zweiten Schritt geht man die Potenzialanalyse an. „Hier wird nach Quellen geschaut, die zur Energiegewinnung genutzt werden können. Zum Beispiel wo sich größere Betriebe befinden, die Abwärme erzeugen“, sagt Bürgermeister Jürgen Hettwer. Er nennt als mögliche Option auch die Abwasserwärmerückgewinnung. Die Suche von geeigneten Flächen für Netze gehört ebenso dazu. Am Ende steht eine Gemeindekarte, die zeigt, welche Art der Wärmeversorgung für einen Standort die kosteneffizienteste Möglichkeit ist.

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In Wärmepumpen, Solaranlagen und bodennaher Geothermie sieht Hettwer das meiste Potenzial für Oststeinbek. Der Verwaltungschef: „Ein flächendeckendes Wärmenetz wird es nicht geben, so viel ist sicher.“ Wo jedoch Netze entstehen, könne die Gemeinde per Satzung einen Anschlusszwang erlassen. Das heißt: Bewohner des Gebiets müssen einen Grundbeitrag entrichten, aber keine Wärme abnehmen. Das könnte Freunde der fossilen Brennstoffe dazu bewegen, sich zeitnah von ihrer Öl- oder in die Jahre gekommenen Gasheizung zu verabschieden.

In Barsbüttel gibt es bereits vier Fernwärmenetze

Die Wärmeversorgung macht in Deutschland mehr als 50 Prozent des Energieverbrauchs aus und verursacht einen Großteil des CO2-Ausstoßes. Deswegen ist insbesondere in diesem Sektor Eile geboten bei der Umstrukturierung, um die Klimaziele zu erreichen. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken.

In Barsbüttel soll die Wärmeplanung ebenfalls Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Ergebnisse will Bürgermeister Thomas Schreitmüller der Politik im Planungsausschuss am 28. November vorstellen. 90 Prozent der Kosten sind durch Fördermittel gedeckt, der gemeindliche Anteil liegt bei 6000 Euro. Derzeit werden Verbrauchsdaten kommunaler Liegenschaften, privater Haushalte und von Unternehmen erhoben. „Eine Fernwärmeversorgung in einem Einfamilienhausgebiet wird voraussichtlich wirtschaftlich nicht darstellbar sein“, sagt der Verwaltungschef. Bislang gibt es in Barsbüttel vier solcher Netze, an diese sind unter anderem die beiden Grundschulen, Sporthallen sowie die Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule angedockt.

Reinbek, Glinde und Wentorf erstellen das Konzept zusammen

Zwei Mitarbeiter des Rathauses sind fester Bestandteil einer Projektgruppe, der auch zwei Kräfte des beauftragten Dienstleisters OCF Consulting angehören. Bei Bedarf werden laut dem Bürgermeister Kollegen insbesondere aus den Bereichen Stadtplanung und Gebäudemanagement hinzugezogen. Die Gemeinde hat in den vergangenen Jahren die Energiebilanz einiger Gebäude verbessert, die Fassade der Kita Guipavasring gedämmt, jene in Stellau mit einer neuen Heizung ausgestattet sowie die Mehrzweckhalle in dem Ortsteil angefasst.

Glinde und Reinbek stemmen das Projekt zusammen mit Wentorf. Die drei Kommunen sind ein Mittelzentrum und haben damit die Auflage, den Wärmeplan 2024 fertigzustellen. „Wir werden der Öffentlichkeit nach den Schulferien im Sommer Ergebnisse präsentieren“, sagt Glindes Klimaschutzmanagerin Lisa Schill. Ammersbek ist noch nicht soweit. „Bei der ersten Ausschreibung hat sich leider kein Büro beworben“, berichtet Bürgermeister Horst Ansén. Jetzt unternehme man einen zweiten Anlauf. Eines steht für ihn schon fest: „Als Flächengemeinde mit fünf auseinanderliegenden Ortsteilen, die zudem auch sehr unterschiedlich geprägt sind, wird es unterschiedliche Lösungen geben müssen. Ammersbek verfügt bereits punktuell über lokale Fernwärmenetze, die Potenzial für einen Ausbau haben.“

Bargteheide will bereits 2035 klimaneutral sein

Großhansdorf steht am Anfang des Prozesses und hat die Wärmeplanung noch nicht ausgeschrieben. „Die Fertigstellung ist für das Jahr 2025 anvisiert“, sagt Klimaschutzmanager Christopher Faust. Bargteheide will sich in diesem Quartal um einen externen Dienstleister bemühen. Bürgermeisterin Gabriele Hettwer: „Es ist geplant, die Ergebnisse im Frühjahr 2026 vorliegen zu haben.“ Die Politik ist ehrgeizig in Sachen Nachhaltigkeit. Sie hatte vor zwei Jahren beschlossen, dass Bargteheide 2035 klimaneutral sein soll.

Die ausgearbeitete Wärmeplanung wird am Ende von den kommunalen Parlamenten abgesegnet. Dann wissen die Menschen, ob sie sich selbst um ein neues Heizsystem kümmern müssen oder Aussicht auf Anschluss an ein Fernwärmenetz haben. Bis ein solches vorhanden ist, dauert es eine Weile. „Erstmal müssen entsprechende Gebiete ausgewiesen werden“, sagt Oststeinbeks Klimaschutzmanagerin Christina Lin. Und dann kommt es natürlich auf die Versorgungsunternehmen an. Soll heißen: deren Bereitschaft zu Investitionen.