Trittau. Yannik Panke (24) hat eine der beliebtesten Großraumdiskotheken im Norden übernommen. Er will mit überraschenden Formaten Akzente setzen.
Unauffälliges Outfit, Dreitagebart, sympathisches Lächeln: Wenn Yannik Panke von den Gästen des Fun-Parc in Trittau gefragt wird, wer er denn sei, stellt er sich schon mal als Praktikant vor. Man sieht es Panke nicht an, dass er seit einem Jahr das Sagen hat in der beliebten Großraumdiskothek, die sowohl Besucher aus Stormarn als auch aus dem Hamburger und Lübecker Umland anzieht. Der 24-Jährige hat die Eventlocation am 1. März 2023 von seinem Vorgänger Knut Walsleben übernommen.
Das war kurz nach einem kleinen PR-Desaster, das noch auf das Konto von Walsleben ging: Bei einer Challenge sollten Gäste unter anderem lebende Insekten verspeisen. Das sorgte für empörte Kommentare in den sozialen Medien und rief die Tierschutzorganisation Peta auf den Plan. Von derlei negativer Publicity ist Panke weit entfernt. Ganz im Gegenteil: Die neuen Formate, die er gemeinsam mit seinem Team entwickelt, kommen beim Publikum super an.
Neuer Chef im Fun-Parc holt Stars wie Sido und Haftbefehl auf die Bühne
Veranstaltungstechniker Lucas Hillmann (27) ist für die Lichteffekte zuständig. Er gehört seit mehr als dreieinhalb Jahren zum Team. Seit Yannik Panke den Laden übernommen hat, habe sich einiges geändert, sagt er. „Yannik hat einfach frischen Wind reingebracht. Das zeigt sich an der Künstlerauswahl und auch ganz allgemein an den Veranstaltungen. So hat er über TikTok ein paar Stars rangeholt.“
Wie Cenkgo, der es allein auf dieser Plattform auf mehr als 35 Millionen Likes gebracht hat, oder Rapper Ski Aggu, dessen Song „Friesenjung“ durch die Decke ging. Was nur wenige wissen: Die Premiere performte Ski Aggu fast auf den Tag genau vor einem Jahr im Fun-Parc – noch vor Veröffentlichung der Single. Auch Szenegrößen wie Sido und Haftbefehl („Chabos wissen, wer der Babo ist“) standen schon auf der Bühne der Trittauer Diskothek und haben das Partyvolk regelrecht zum Kochen gebracht.
Als 18-Jähriger setzte Yannik Panke mit eigener Veranstaltung alles auf eine Karte
In der Branche ist man per Du. Der Umgang im Team sei locker, so Hillmann, der einen Vorteil darin sieht, dass er zur selben Altersgruppe zählt wie sein Chef. „Dadurch entsteht eine größere Nähe.“ Yannik Panke ist sogar der Jüngste im gesamten Team. Aber ein alter Hase im Geschäft. Durch ein Schulpraktikum bei Milbrodt Events in Oldenburg (Holstein) sammelte der Timmendorfer im Alter von 16 Jahren erste Erfahrungen in der Veranstaltungsbranche.
„Seitdem habe ich immer wieder in dem Bereich gejobbt“, sagt Panke. Gemeint sind Indoor-Veranstaltungen immer in Verbindung mit Musik. Sein damaliger Chef Gerrit Milbrodt gab ihm die Chance, ein Konzept für die erste eigene große Veranstaltung zu entwickeln und selbst umzusetzen: Sie war ein Flop. „Damals habe ich alles auf eine Karte gesetzt“, berichtet Panke. Da war er 18 Jahre und bereitete sich gerade auf das Abitur vor. Und hatte plötzlich einen Haufen Schulden. Millbrodt sprang zunächst in die Bresche, doch zahlen musste Panke natürlich trotzdem. Also stellte er sich hinter den Tresen und arbeitete ein Jahr lang seine Schulden ab.
Während Corona nahm er mit seiner Disco an einem Modellversuch teil
Der Rückschlag hatte keinen Rückzug zur Folge, sondern spornte ihn eher noch an. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung als Kaufmann für Tourismus und Freizeit. 2019 war es dann endlich so weit: Gemeinsam mit einem Freund übernahm Panke die Leitung der ersten eigenen Disco in Oldenburg. Das Horizon fasste 500 Besucher. Und wieder kam dem Jungunternehmer sein Durchhaltevermögen zugute: Als die Corona-Pandemie seine Aktivitäten ausbremste, schaffte er mit seinem Hygienekonzept die Zulassung zur Teilnahme an einem Modellversuch des Landes Schleswig-Holstein. Das Horizon war einer von drei Läden, die ihre Türen früher als alle anderen wieder öffnen durften.
Die Nachwirkungen von Corona sind immer noch spürbar. „Die gesamte Branche ist noch nicht wieder auf dem Hoch angelangt, wie es zuvor einmal war“, sagt Panke. Um gleich nachzusetzen: „Dafür schlagen wir uns hier unheimlich gut.“ Die Einrichtung hat er von Walsleben übernommen, will den Innenräumen nach und nach eine modernere Optik verleihen. „Wir wollen den Laden instagrammable machen“, nennt er das. Walsleben stattet seiner alten Wirkungsstätte noch ab und zu einen Besuch ab. Der Kontakt sei über den Bundesverband deutscher Discotheken und Tanzbetriebe (BDT) zustande gekommen, dessen Präsident Knut Walsleben ist. Panke hat ein gutes Verhältnis zu seinem Vorgänger. „Knut steht mir mit Rat und Tat zur Seite“, sagt er.
Yannik Panke ist zuversichtlich, dass sich die Übernahme des Fun-Parc auszahlt
Als sich die Gelegenheit zur Übernahme des Fun-Parc bot, schlug Panke zu. Ohne die Aufnahme von Krediten ging die Übernahme diesmal nicht über die Bühne. Die Großraumdisco spielt mit durchschnittlich 1000 bis 1300 Besuchern in einer ganz anderen Liga als das Horizon. Doch diesmal ist Panke guten Mutes, dass sich die Investition auszahlt. „Ich freue mich sehr über die Chance, den Fun-Parc weiterzuführen“, sagt er. Das Horizon blieb dabei auf der Strecke. „Beide Standorte zu betreiben, das wäre auf Dauer zu viel gewesen“, so Panke.
Auch interessant
- Baustelle: A21 wird für 24 Stunden in Richtung Süden gesperrt
- Neues Partyformat „Mama geht tanzen“ im N1 Club Ahrensburg: Was steckt hinter dem Hype?
- ARD-Kultserie „Großstadtrevier“ XXL: Stars drehen in Großhansdorfer Klinik
Dass er der Jüngste im Team ist, stört Panke nicht – im Gegenteil. „Das Team ist nachsichtig mit mir“, sagt er schmunzelnd. Einige Mitarbeiter seien seit 20 Jahren in der Branche tätig. „Ich profitiere von ihren Erfahrungen und lerne hinzu.“ Sieben zählen zum festen Kern, hinzu kommen 65 Minijobber und das externe Sicherheitspersonal an der Tür. Es gebe kaum eine Entscheidung, die er alleine fälle, nahezu alles werde gemeinsam diskutiert. Auch neue Formate wie die Reiter-Nacht oder die Nacht der Vereine. „Zur Reiter-Nacht haben wir explizit Reitervereine aus der Region eingeladen, bei uns zu feiern.“ In einem themenbezogenen Setting. In der Main Hall stand ein Plastikpferd und die Erotik-Formation „Stallburschen“ war zu Gast. Bei der Nacht der Vereine am 11. Mai sackt der Verein mit den meisten Mitgliedern, die im Vereinstrikot kommen, 500 Euro für die Vereinskasse ein.
Auf die Frage, was ihn an seinem Job reizt, antwortet Panke: „Menschen glücklich zu machen.“ Wenn der Laden voll ist, der DJ ein Lied auflegt und alle Gäste mitsingen, sind das die Momente, in denen ihm das Herz aufgeht. „Die Gäste können bei uns sorgenlos feiern und den Alltag vergessen. Das schafft positive Erinnerungen.“