Reinbek. Der Bedarf übersteigt das Angebot. Jedes Jahr gehen Kinder leer aus. Stadt gibt aktuelle Zahlen bekannt. Was sie gegen das Problem tut.

In Reinbek fehlen 20 Kitaplätze und fünf Krippenplätze. Das geht aus dem aktuellen Kindertagesstättenbedarfsplan hervor, der am Dienstag Thema im Sozial- und Schulausschuss war. Demnach hat der zuständige Besetzungsausschuss kürzlich über die Vergabe der Betreuungsplätze in den Reinbeker Kindertageseinrichtungen ab dem 1. August entschieden.

Für einen Krippenplatz standen 213 Kinder unter drei Jahren auf der Warteliste. 120 von ihnen haben ein Angebot für eine Betreuung in Reinbek erhalten. Fünf von ihnen konnte ein Platz ab dem 1. August 2025 angeboten werden. Ein Teil hatte trotz ursprünglicher Bewerbung, beispielsweise wegen eines Wegzuges, keinen Bedarf mehr an einem Krippenplatz. Fünf Kindern konnte kein Platz angeboten werden.

In Reinbek fehlt es an Kitaplätzen für Kinder aller Altersgruppen

Im Elementarbereich, also bei der Betreuung von Kindern über drei Jahren, standen 330 auf der Warteliste. 157 davon erhielten ein Angebot für einen Kitaplatz. Sechs Kindern konnte eine spätere Betreuung ab dem 1. August 2025 angeboten werden. Für einige gab es keinen Bedarf mehr oder es kam aus anderen Gründen nicht zu einem Angebot. 20 Kinder gingen leer aus.

Als der Bericht erstellt wurde, hatten noch nicht alle Eltern entschieden, ob sie die angebotenen Betreuungsplätze annehmen möchten, sodass sich die Anzahl der fehlenden Plätze noch verschieben könnte. Wegen vermehrter Zuzüge sei laut Bericht zu erwarten, dass der Bedarf an Betreuungsplätzen weiter steigen wird.

Aktuell werden 93 Kinder aus Reinbek in Kitas außerhalb der Stadt betreut

Aktuell werden 93 Kinder aus Reinbek in Kitas außerhalb des Stadtgebietes betreut. Gründe sind fehlende Betreuungsplätze, aber auch Faktoren wie besondere pädagogische Konzepte oder die Nähe zum Arbeitsplatz der Eltern.

„Die Betreuungssituation stellt sich etwas besser dar als in den vergangenen Jahren, dennoch ist festzustellen, dass Plätze fehlen“, sagte Anette von Buch, bei der Stadt Reinbek zuständig für den Bereich Kindertagesstätten. Um dem Problem Herr zu werden, hat die Stadtverwaltung diverse Maßnahme ins Auge gefasst.

Kita- und Krippenplätze in bestehenden Kitas sollen aufgestockt werden

So soll die Kindertagesstätte Arche Noah um eine Krippengruppe erweitert werden. Der Träger habe, so der aktuelle Stand, ein Architekturbüro mit den Planungen beauftragt. Es sei davon auszugehen, dass in diesem Jahr detaillierte Planungen vorliegen werden, die beizeiten dem Sozial- und Schulausschuss vorgestellt werden sollen.

Die Kindertagesstätte Marienkäfer in der Kirchenallee soll um zwei Gruppen erweitert werden: entweder um zwei Krippengruppen oder eine Krippen- und eine Familiengruppe. In einer Familiengruppe werden Kinder im Alter von einem Jahr bis zur Einschulung betreut. Ein Architekturbüro ist beauftragt. Eine Detailplanung soll voraussichtlich im Sommer vorliegen.

Kita Eggerskoppel war wegen Schimmel und Wasserschaden abbruchreif geworden

Als Ersatz für die Kindertagesstätte Eggerskoppel, die wegen Schimmel und Wasserschaden abbruchreif ist, wird übergangsweise eine Containeranlage auf dem Gelände des Bolzplatzes Eggerskoppel errichtet. Sie soll voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 in Betrieb genommen werden. Aktuell sind die Kinder in der Begegnungsstätte Neuschönningstedt untergebracht.

Wegen begrenzter Raumkapazitäten dort musste die Gruppenstärke reduziert werden. Mit der Inbetriebnahme der Containeranlage können die Gruppen wieder vollständig besetzt werden. Das wurde bei der Vergabe der Betreuungsplätze berücksichtigt. Sofern entsprechende Betreuungskräfte gefunden werden, könnte laut Stadtverwaltung auch eine zusätzliche Gruppe in den neuen Räumen ihren Betrieb aufnehmen.

Ein Neubau ist bereits beschlossen, doch die Umsetzung stockt

Auch die Containeranlage soll aber nicht für die Ewigkeit sein. Bereits im Juli 2023 hatten die Stadtverordneten folgenden Beschluss gefasst: „Der Bürgermeister wird beauftragt, das vorhandene Gebäude der Kindertageseinrichtung Eggerskoppel zurückbauen und durch einen Neubau mit einer Betreuungskapazität von mindestens vier Gruppen, gegebenenfalls an anderer Stelle im Stadtteil Neuschönningstedt, ersetzen zu lassen.“

Doch: Bislang konnten konkretere Planungen zur Umsetzung dieses Beschlusses noch nicht angestoßen werden, wie es im aktuellen Kitabedarfsplan nachzulesen ist. „Sobald dies der Fall ist, werden die politischen Gremien entsprechend informiert werden und die notwendigen Unterlagen für eine politische Entscheidungsfindung durch die Verwaltung vorbereitet werden“, heißt es darin.

Stadt Reinbek unterstützt weiterhin die praxisintegrierte Ausbildung

Dass es in der Sache aktuell offenbar nicht vorangehe, stieß im Sozialausschuss auf Nachfragen. „Dieser Absatz hat mich gestört“, monierte Ausschussvorsitzender Gerd Prüfer (SPD) – und fragte, woran es denn gelegen habe. „Grund sind fehlende Kapazitäten im Bauamt“, sagte von Buch.

Auch interessant

Gute Nachrichten gab es indes in Sachen Personalgewinnung in Kitas: Seit fast vier Jahren fördert die Stadt Reinbek die praxisintegrierte Erzieherausbildung (PiA) in Reinbeker Kindertagesstätten, zunächst mit fünf Plätzen, aktuell mit 20 Ausbildungsplätzen.

Wegen neuer Förderrichtlinien auf Landes- und Kreisebene war ein veränderter Beschluss zu der Thematik erforderlich, den die Mitglieder des Sozialausschusses einstimmig fassten. Neu ist, dass die praxisintegrierte Ausbildung auch für Sozialpädagogische Assistenten möglich ist. Dieser Weg, den Fachkräftemangel von Fachkräften in Kitas zu bekämpfen, zeige Wirkung. Gerd Prüfer: „Es wird von den Kitas gut angenommen.“