Reinbek. In der Stadt Reinbek fehlen Krippenplätze. Die Amtsleiterin für Schulen und Soziales und ihr Team haben einen Vorschlag erarbeitet.
In der Stadt Reinbek fehlen 61 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren. Tatsächlich aber gingen 114 Familien leer aus, denn auch Eltern aus anderen Kommunen der Region hatten den Wunsch, ihr Kind in Reinbek betreuen zu lassen. Doch es blieb bei dem Wunsch. Denn in der Stadt gab es nur 85 freie Betreuungsplätze, 251 Kinder standen auf der Warteliste. Einige fanden woanders einen Platz, bei anderen bestand kein Bedarf mehr.
Das berichtete Kathrin Schöning, Amtsleiterin für Schulen und Soziales, der Politik Anfang Februar aus dem Besetzungsausschuss. 1500 kleine Reinbekerinnen und Reinbeker im Kindergartenalter leben in der Stadt. Für sie gibt es insgesamt 1150 Betreuungsplätze in 19 Einrichtungen samt Hort und Tagespflege. Für die Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren gibt es aktuell ausreichend Betreuungsmöglichkeiten.
Reinbek hat nicht genügend Krippenplätze - neue Kita Am Krabbenkamp?
Der Bedarf steigt weiter, weiß Kathrin Schöning. Aber auch, wenn sie den Familien aktuell nicht helfen kann, lässt ihr das Problem keine Ruhe. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie jetzt einen Vorschlag für die Sitzung des Sozialausschusses am 1. März ausgetüftelt: Reinbek könnte eine neue Krippe mit 60 Plätzen Am Krabbenkamp bauen. „Damit wäre den Familien aktuell zwar nicht geholfen, aber zumindest haben wir in der Zukunft eine bessere Ausgangslage“, erklärt sie. „Denn der Bedarf wird sich nicht einfach auflösen, sondern eher steigen.“
Kinderbetreuung in Reinbek: Aus der Wirtschaft kommt die Idee einer Betriebskita
Bereits jetzt investiert die Stadt Reinbek einen großen Anteil ihres Haushaltes in die Kinderbetreuung. Die Summe beläuft sich – ohne Baumaßnahmen – auf 7,7 Millionen Euro. Sowohl die Kita der evangelischen Kirche an der Kirchenallee als auch die Kita Arche Noah planen Erweiterungen für jeweils eine Gruppe mit zehn Plätzen. Die Kindertagespflege Ohe will umbauen, damit sie fünf weiter Krippenplätze anbieten kann. Ein Unternehmer ist auf das Rathausteam zugegangen, weil er die Idee hat, eine Betriebskita zu gründen. „Aber da gab es bisher erst ein Auftaktgespräch“, sagt die Amtsleiterin.
Doch auch die bereits geplanten und beschlossenen Maßnahmen in den Reinbeker Kindertagesstätten können den Mangel nicht auffangen. „Seitdem ich im Reinbeker Rathaus arbeite, seit 2017, ist der Bedarf stetig gestiegen“, hat Kathrin Schöning beobachtet. „Deshalb geben wir jetzt Gas.“ Daher schlägt sie vor, dass die Stadt aktiv wird und eine Einrichtung baut.
Der vorgeschlagene Standort für eine neue Kita ist abgelegen, aber das Grundstück ist bereits erschlossen.
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Am neuen Standort waren früher Flüchtlinge untergebracht
Der Standort am Krabbenkamp, an dem früher Flüchtlinge untergebracht waren, hat zwei entscheidende Vorteile: Es handelt sich um ein städtisches Grundstück, das zudem bereits erschlossen ist. Beides spare Zeit und Geld. Aber ist der Standort nicht zu abgelegen? „Wo wir bauen, ist fast egal“, bekräftigt die Amtsleiterin. „Hauptsache, es gibt Betreuungsplätze und ausreichende Betreuungszeiten.“
Die Eltern würden im gesamten Stadtgebiet suchen. Kriterien seien nicht nur die Nähe zum Wohnort, sondern ebenso häufig die Nähe zum Arbeitsweg, die passenden Betreuungszeiten oder auch die Einrichtung selbst und ihre Pädagogik. Außerdem gebe es im Stadtteil Krabbenkamp bisher keine Betreuungseinrichtung. Die Familien dort würden in Wohltorf versorgt. Reinbek habe eine Kooperationsvereinbarung mit der Gemeinde.
Für die Vorplanung der neuen Kita in Reinbek sind 70.000 Euro eingeplant
Daher schlägt die Verwaltung jetzt den Bau einer weiteren Kindertageseinrichtung als langfristige, nachhaltige Möglichkeit vor: Dort könnte nach einer ersten Einschätzung eine Einrichtung für vier Gruppen vor allem für Kinder unter drei Jahren gebaut werden. Wie der Bau am besten umgesetzt werden kann und was er kosten darf, muss allerdings erst noch durch das Bauamt geprüft werden.
Für die Vorplanungen stehen noch Mittel in Höhe von etwa 70.000 Euro aus dem Vorjahr bereit. Den Posten für die Planung von Kita-Erweiterungen hatten Schöning und ihre Kollegen vorsorglich für den Haushalt einstellen und politisch absegnen lassen, nachdem der Besetzungsausschuss im November den Bedarf offengelegt hatte. „Wir haben die jährliche Sitzung des Besetzungsausschusses bereits im Jahr 2017 vom Februar in den November verlegt, um umsichtiger planen zu können“, erzählt Schöning. So würden sich keine zusätzlichen Aufwendungen für den Haushalt 2022 ergeben, sollte die Politik zustimmen.
Fachkräftemangel erschwert Bau einer neuen Kita in Reinbek noch mehr
Auf die Frage, wann eine Kita fertig werden könnte, will sich Kathrin Schöning indes nicht festlegen. Sollte der Sozialausschuss das Projekt befürworten und den Stadtverordneten einen Beschluss empfehlen, kommen das Bauamt und der Bauausschuss ins Spiel. Nicht nur, dass ein Bauvorhaben an sich schon seine Zeit braucht, aktuell kommen noch Bauverzögerungen durch Materialmangel und Kostensteigerungen sowie die vollen Auftragsbüchern der Baufirmen hinzu.
Aus Sicht Kathrin Schönings sei aber auch noch ein gravierendes Problem hinzugekommen: der Fachkräftemangel. Der sei nicht neu, im Umland von Hamburg gebe es kaum noch Erzieherinnen und Erzieher auf Stellensuche. Auch das Mitte 2021 in Kraft getretene Kindertagesförderungsgesetz der Kieler Jamaika-Koalition sorge nicht für Entspannung auf dem Arbeitsmarkt, im Gegenteil. Die Umsetzung des Gesetzes im Alltag erfordere einen hohen Verwaltungsaufwand, der auch die Arbeitskraft der Einrichtungsleitung binde. Außerdem sei das Thema Ausbildung und seine Finanzierung bisher noch nicht berücksichtigt. Allerdings bahne sich in Kiel wohl ein Umdenken an – hoffentlich rechtzeitig für eine neue Kita in Reinbek.