Reinbek. Stadt sperrt Kita-Gebäude. 50 Kinder werden jetzt auf dem Außengelände betreut. Welche Alternativen gibt es in Neuschönningstedt?
Wasser bahnt sich seinen Weg – diese bittere Erfahrung müssen derzeit 40 Familien machen, deren Kinder in der Kita Eggerskoppel in Reinbek betreut werden. Denn wegen eines Wasserschadens und Schimmelbefall ist die Einrichtung jetzt gesperrt. 40 von 50 Kindern werden derzeit auf dem Außengelände betreut. Und für die Stadt Reinbek wird das teuer: Die Kita muss durch einen Neubau für mindestens vier Gruppen ersetzt werden. Und für den Übergang müssen nun Container her. Darüber berät am Dienstagabend im Rathaus der Sozialausschuss.
Im Februar 2023 war in der Kita Eggerskoppel ein Wasserschaden entdeckt worden, der durch ein defektes Absperrventil der Trinkwasserversorgung entstanden war. Niemand weiß, wie lange das Wasser in den Boden gesickert war, weil das Ventil versteckt im Fußboden liegt und der Defekt daher spät und nur zufällig entdeckt worden ist: „Der neu verlegte Fußboden kam an einigen Stellen wieder hoch“, sagt Justin Cartwright, Leiter der Awo-Einrichtung. „Wir dachten, es liegt am Kleber.“ Ein spürbarerer Anstieg des Wasserverbrauchs war hingegen nicht festgestellt worden. Das Ventil wurde sofort repariert.
Kita muss abgerissen werden – wegen eines Wasserschadens
Seit knapp zwei Wochen hat zuerst die Awo den Flur im Zentrum des Gebäudes für die Elementargruppen und schließlich die Stadt das Gebäude gesperrt. Die Gruppe mit den zehn Kleinsten im Alter bis zu drei Jahren ist nicht betroffen. Im Notfall darf noch einer der Toiletten- und Waschbereiche, der auch von außen zugänglich ist, weiter genutzt werden. Ansonsten benutzen die Kinder und Erzieher die Sanitäranlagen im Gebäude der Krippenkinder.
Ein erstes Schadstoffgutachten ergab am 8. Juni zunächst, dass eine Abdichtung aller an den Fußboden angrenzenden Bauteilteilfugen den Übergang von mikrobiellen Organismen in die Raumluft verhindern sollte. Währenddessen sollte ein geeigneter Ersatzbau für die Kita errichtet werden, da diese für eine Sanierung des Schadens hätte ausziehen müssen.
2018 hat die Stadt die Asbestkrise im Schulzentrum bewältigt
Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben die betroffenen Stellen weiter regelmäßig kontrolliert, seit Ende Mai auch mit Fotos dokumentiert und an den Gutachter weitergeleitet. Der empfahl schließlich wegen des voranschreitenden mikrobiellen Befalls der angrenzenden Bauteile, dass die Kindertagesstätte so schnell wie möglich in einen geeigneten Ersatzbau umziehen muss.
Denn die Abdichtung schien bei dem nicht mehr ausreichend. Und bei einer Belastung der Innenraumluft mit Schimmelpilzen konnte er gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht mehr ausschließen. Daher hat die Stadt, die 2018 im Schulzentrum bereits ihre Erfahrungen mit Asbestbelastung gemacht hatte, den Flur umgehend geschlossen. Die Awo als Träger sowie die Politiker wurden informiert.
Die Kinder werden jetzt übergangsweise draußen betreut
Justin Cartwright ist froh, dass jetzt etwas passiert. „Die Eltern und auch die Kollegen sind natürlich weiterhin besorgt, weil niemand weiß, seit wann wir Feuchtigkeit im Boden hatten“, sagt er. „Glücklicherweise hatten wir in den vergangenen zwei Wochen schönes Wetter.“ Er und seine Kollegen sind jetzt viel mit den Gruppen unterwegs, betreuen sie im Garten oder gehen mit ihnen auf den benachbarten Bolzplatz, und auch die überdachte Terrasse wird viel genutzt.
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Jetzt wird für den Übergang die Unterbringung der Kita in die Begegnungsstätte Neuschönningstedt (BeGe) am Querweg geprüft. Dazu gab es am 15. Juni einen Vororttermin mit der Unfallkasse und der Heimaufsicht des Kreises Stormarn. „Es fehlen noch ein paar Genehmigungen, aber grundsätzlich sieht es gut aus“, sagt Annette von Buch, die zurzeit im Rathaus für Kitaangelegenheiten zuständig ist.
Wie können der Ersatz- und der Neubau finanziert werden?
Thema der Beratungen am Dienstagabend ist unter anderem auch die Finanzierung. Im aktuellen Haushalt stehen noch 465.000 Euro für einen Erweiterungsbau der Kita samt Verbindungsgang. Dieses Geld reicht jedoch aus Sicht der Stadt Reinbek jetzt nicht mehr aus. Eine Sanierung würde sich nach aktuellem Stand nicht mehr lohnen. Das Gebäude muss wohl neu gebaut werden.
Auch wenn angesichts der nötigen Erweiterung ein Neubau wahrscheinlich ist, werden in der Zwischenzeit dringend Ersatzräume gebraucht. Diese Räume sollten sich in örtlicher Nähe des heutigen Gebäudes befinden und müssen den Auflagen der Fachaufsicht entsprechen. Die Planung sieht dafür eine Containeranlage vor, die bis zu Fertigstellung der erneuerten Kita genutzt werden kann. Zumindest zeitweise kann die vorhandene Außenanlage der Bestandskita weiter genutzt werden.
Die Stadt rät für den Übergang zu einer Containeranlage
Die Beschaffung und Aufstellung wird voraussichtlich ein halbes Jahr dauern. Die Ersatzkita soll so zügig wie möglich ihren Betrieb aufnehmen. Die Kosten für den Auf- und Abbau, die Anschlüsse für Strom, Wasser und Abwasser sowie die Gründung der Containeranlage sind mit etwa 290.000 Euro veranschlagt, jährlich rechnet die Stadt mit Mietkosten in Höhe von etwa 216.000 Euro.
Diese Idee gefällt nicht allen, beispielsweise Björn Kraus, dessen Tochter Jana die Awo-Kita besucht. Als Hausmeister einer öffentlichen Einrichtung hat er nicht nur gute Erfahrungen mit Containern gemacht. „Die sind nicht besonders einfach zu bekommen“, sagt er. „Und die Einrichtung der Container ist auch nicht immer kindgerecht.“ Deshalb wäre er froh, wenn die Kinder den Winter über in der BeGe betreut werden könnten.
Der Standort ist vermutlich nahe dem Bolzplatz
Die genaue Lage der Container muss noch mit der Fachaufsicht abgestimmt werden, soll sich aber im Bereich des vorhandenen Bolzplatzes nördlich des Bestandsgebäudes befinden.
Anteilige Miete für fünf Monate im Jahr 2023: 90.000 Euro. Die zusätzlichen Kosten können voraussichtlich innerhalb des Budgets aufgefangen werden – wegen eines geringeren Finanzbedarfes des Schulhortes Neuschönningstedt, der zum 1. August geschlossen wird. Und wegen zu erstattender Betriebskostenzuschüsse von diversen Einrichtungsträgern aus dem Jahr 2022. Die Sitzung am Dienstag im Rathaus (Hamburger Straße 5-7) beginnt um 19.30 Uhr.