Reinbek. Reinbeks Verwaltungschef stellt sein Rathausteam neu auf. Es werden auch eine neue Stelle und eine neue Führungsposition geschaffen.
Der Fachkräftemangel hat längst auch die Rathäuser erreicht, nicht nur in Reinbek ist die Fluktuation unter den Mitarbeitenden groß. Der Tiefbauamtschef, der vieles in der Stadt angeschoben hatte, sowie die Projektleiterin des Feuerwehrhauses am Mühlenredder haben das Bauamt vergangenes Jahr verlassen. Außerdem hat die Stadt gerade keinen Klimamanager, auch der Leiter der Personalleitung verabschiedet sich demnächst. In dieser Situation hat Bürgermeister Björn Warmer sein Team zu Beginn des Jahres neu aufgestellt. Dies hat jetzt zur Folge, dass auch die Stelle des Leiters für Stadtentwicklung vakant ist.
Die Politik hat den Stellenplan 2024 einstimmig abgesegnet, das neue Organigramm zur Kenntnis genommen. Denn die Organisation des Rathausteams sei Angelegenheit des Verwaltungschefs. Doch die neue Struktur wirft Fragen auf: Wofür gibt es einen leitenden Verwaltungsdirektor, dessen Stelle bislang auch noch nicht besetzt ist? Und welche Auswirkungen haben die Vakanzen sowie die Neustrukturierung? Warum hat der bisherige Bauamtschef Sven Noetzel eine Stabsstelle für besondere Aufgaben erhalten, ohne dass es für ihn einen Nachfolger gibt? Schiebt Bürgermeister Warmer Noetzel gar auf ein Nebengleis ab?
Reinbek: Stellt der Bürgermeister den Bauamtschef kalt?
Sven Noetzel, seit 2011 Leiter des Amtes für Stadtentwicklung in Reinbek, äußert sich weder zu seinem neuen Aufgabenbereich, noch zur Neuorganisation des Bauamtes. 2022 stellte er noch gemeinsam mit seinem Verwaltungschef voller Stolz sein hochgelobtes Projekt, den Um- und Anbau des Schulzentrums vor.
Die beauftragten Architekten haben bei der Schlüsselübergabe besonders das Tempo der Verwaltung gelobt, für die „schnellste Baugenehmigung ever“. Diese arbeitete ohne zusätzliche Stabsstelle offenbar sehr effizient. Aktuell leitet Noetzels bisheriger Stellvertreter Michael Vogt das Amt kommissarisch.
Dass der Bauamtschef und der Bürgermeister häufig nicht einer Meinung sind, ist ein offenes Geheimnis. Ob das der Grund für die „Querversetzung“ des Beamten ist? Als „Stadtbaudirektor“ soll sich Sven Noetzel laut Stellenplan und Organigramm der Stadt Reinbek bei gleichen Bezügen auf „Bauprojekte von besonderer Bedeutung“ konzentrieren und ist Björn Warmer direkt unterstellt.
Sven Noetzel soll sich künftig um Großprojekte kümmern
Doch Bürgermeister Björn Warmer betont: „Es geht bei dieser Stelle nicht um Downsizing, sie hat die gleiche Wertigkeit wie die des Leiters des Amtes für Stadtentwicklung.“ Eine Versetzung sei also weder eine Degradierung noch beinhalte sie weniger verantwortungsvolle Aufgaben. Zu Personalien direkt will und darf Warmer nichts sagen. Diese Stelle jedoch sei geschaffen worden, um für wichtige Großprojekte mehr Kapazitäten zu haben.
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„Davon hat Reinbek mehr als genug vor der Brust“, erklärt der Verwaltungschef. „Ob die beiden neuen Feuerwehrhäuser in Ohe und Schönningstedt, das Sachsenwald-Gymnasium oder die Sportanlage Nord: In die Planung und Umsetzung dieser großen Vorhaben sind alle Fachbereiche involviert. Zudem muss die Politik laufend informiert werden.“ Für die Vorplanungen des Feuerwehrhauses habe die Politik bereits Mittel in sechsstelliger Höhe bereitgestellt, für die Sportanlage werde gerade ein Bebauungsplan erstellt.
„Es gibt aber eine Menge an Aufgaben, die die Stadtentwicklung einfach abarbeiten kann, wie etwa den Umbau der Bushaltestellen“, sagt Warmer. Damit müsse sich der Inhaber der neuen Stelle nicht mehr befassen. Die Fachbereichsleiter sollen über einen Lenkungsausschuss, dem der neue Leitende Verwaltungsdirektor vorstehen soll, im ständigen Dialog mit dem Betreuer der Sonderprojekte bleiben.
Leitender Verwaltungsdirektor wird Bürgermeister entlasten
Der Bürgermeister selbst ist kein Mitglied des Lenkungsausschusses, wird vom Leitenden Verwaltungsdirektor nur eingeschaltet, wenn das Gremium Schwierigkeiten haben sollte, eine Entscheidung zu fällen. „So ein Leitender Verwaltungsdirektor ist an sich keine Seltenheit“, erklärt Warmer. „Bis etwa 2010 gab es in Reinbek einmal einen Ersten Stadtrat, der ähnliche Aufgaben hatte.“
Der Kollege oder die Kollegin werde die Schnittstelle zwischen ihm und den Fachbereichsleitern sein, eine unterstützende Stelle des Bürgermeisters, quasi sein verwaltungsinterner Stellvertreter. „Als ich noch in Schwarzenbek gearbeitet habe, war das dort mein Job“, erzählt Warmer. Die Stelle, eingruppiert in die höchste Tarifgruppe A16, werde etwa eineinhalb Jahre Mehrkosten verursachen, bis sie durch den Wegfall einer Leitungsposition aufgefangen werde. Dann werde der Stelleninhaber pensioniert.
Stellen zu besetzen, ist für die Stadtverwaltung ein Problem
Für beide Leitungsstellen, für die Stadtentwicklung sowie für den Leitenden Verwaltungsdirektor oder die Leitende Verwaltungsdirektorin, laufen die Bewerbungsverfahren. Das Recruiting, das seit etwa sieben Jahren immer schwieriger werde, gehe die Stadt Reinbek offensiv an, sie nutze auch Headhunter, sagt Björn Warmer.
Trotzdem sei es für alle Kommunalverwaltungen schwierig, freie Stellen zu besetzen, besonders wenn Ingenieurswissen gefragt sei, oder wenn es um Kinderbetreuung gehe. „Der Markt ist hart umkämpft, und vor allem die jungen Leute bewerben sich schnell weg“, weiß der Bürgermeister.
Die Folgen der unbesetzten Stellen für Reinbeks Vorhaben
Befristete Verträge könne sich Reinbek daher nicht mehr leisten. „Das Einzige, was wir laut Beamtenrecht begrenzen können, ist die Personalführung auf bis zu zwei Jahre. Sollte Mitarbeitenden auf leitenden Posten die Führungsqualität fehlen, könnte so nach zwei Jahren ihre Führungsverantwortung entzogen werden, sie behielten aber ihre Stelle.“
Doch die mit der Umsetzung der Projekte beauftragten Firmen haben die gleichen Probleme: „Bei der Sanierung der Gutenbergstraße mussten wir bei der Ausschreibung von vorn beginnen, weil dem beauftragten Planungsbüro zwei Ingenieure abhandengekommen sind“, berichtet Björn Warmer. Jetzt ist die Sanierung für das Ende dieses Jahres vorgesehen.
Die Sanierung des Parkdecks beim Rewe-Markt sei hingegen witterungsbedingt. Die anhaltende Nässe während des Winters habe die Arbeiten verzögert. „Die anstehenden Straßenbauprojekte haben wir wegen der dünnen Personaldecke bereits reduziert“, sagt Warmer. Was das Bauamt künftig in welcher Zeit leisten könne, werde gerade abgestimmt.