Barsbüttel. Thomas Schreitmüller kann sich auf eine vierte Amtszeit in Barsbüttel einstellen. Dort ist der 56-Jährige seit 2007 Rathauschef.

Am Mittwoch war Thomas Schreitmüller auf Betriebsausflug. Mit rund 100 Mitarbeitern schipperte der Barsbütteler Verwaltungschef auf einer Barkasse entspannt durch den Hamburger Hafen. Gelassen dürfte der 56-Jährige auch sein in Vorausschau auf die Bürgermeisterwahl am Sonntag, 9. Juni. Nach 2012 und 2018 ist er nun zum dritten Mal der einzige Kandidat. Eine weitere Amtsperiode gilt als sicher. Während in benachbarten Kommunen in der Regel mehrere Personen ihren Hut in den Ring werfen und somit für Spannung sorgen, wird die Abstimmung in der mehr als 13.000 Einwohner zählenden Gemeinde wieder zum Langweiler. Und natürlich stellt sich diese Frage: Warum nimmt es keiner mit Schreitmüller auf oder schafft es nicht, für die Wahl zugelassen zu werden?

Ambitionen hatte diesmal zumindest Nico Lemke, ein Student aus Rostock, der früher in Barsbüttel gelebt hat und dessen Mutter und Stiefvater dort noch heimisch sind. Er wäre als sogenannter Einzelbewerber ins Rennen gegangen, hätte 115 Unterschriften von Wahlberechtigten sammeln müssen. Das misslang. Im Rathaus reichte er auf den letzten Drücker Unterlagen mit 13 Signaturen ein. Die Frist ist diese Woche abgelaufen. Das hätte der 36-Jährige, früher Mitglied der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) und bei der Landtagswahl 2021 in Mecklenburg-Vorpommern auf Listenplatz drei geführt, auch sein lassen können. Schließlich wusste er, dass mit so wenig Unterstützern sein Traum geplatzt ist.

CDU, Wählergemeinschaft BfB und Grüne nominieren den Amtsinhaber

Gedanken über eine Kandidatur machte sich auch Matthias Naterski, Inhaber einer Immobilienfirma mit Sitz in Barsbüttel. Das frühere CDU-Mitglied bekam dann aber kalte Füße und verwarf die Sache. In der Politik hat der Amtsinhaber großen Rückhalt. Christdemokraten, Wählergemeinschaft BfB und die Grünen gaben jeweils ein Schriftstück im Rathaus ab und nominierten Schreitmüller. Der sagt: „Es klingt zwar paradox. Aber die Tatsache, dass ich einziger Kandidat bin, motiviert mich zusätzlich. Die breite Unterstützung empfinde ich als Anerkennung meiner Arbeit.“

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Diese erledige er gut, betont die Grünen-Fraktionsvorsitzende Angela Tsagkalidis. „Thomas Schreitmüller hat einen einwandfreien Ruf, ist beliebt und hat eine sehr wertschätzende Art dem Ehrenamt gegenüber, zu dem wir Kommunalpolitiker auch zählen. Er ist sich für nichts zu schade, lässt sich überall blicken, zum Beispiel bei der Feuerwehr und beim Bürgerverein.“ Sie könne ihn bei Anliegen auch morgens um 7 Uhr anrufen. „Der Amtsinhaber hat einen Bonus, wenn er keine Fehler macht. Offenbar rechnet sich niemand, der die fachliche Qualifikation mitbringt, eine Chance gegen ihn aus.“

Bargteheide und Wentorf: Amtsleiterinnen wurden Bürgermeisterin

Verlockend kann der Posten für Personen mit der Funktion Amtsleitung sein. Kathrin Schöning ist diesen Schritt gegangen. Die Diplom-Verwaltungswirtin war Rechnungsprüfungsamtschefin und Amtsleiterin für Bildung und Stadtleben in Reinbek, trat dann in Wentorf an und setzte sich gegen Amtsinhaber Dirk Petersen sowie Mitbewerber Maurice Küchenmeister durch. Seit 2023 ist Schöning Bürgermeisterin. Ein weiteres Beispiel aus der Region ist Gabriele Hettwer, viele Jahre Amtsleiterin in Großhansdorf und zusätzlich Büroleiterin – der zweithöchste Posten in der Waldgemeinde. Sie ist inzwischen Verwaltungschefin in Bargteheide, katapultierte Vorgängerin Birte Kruse-Gobrecht aus dem Rathaus. Bei der Wahl im Mai 2022 holte Hettwer 65,2 Prozent der Stimmen.

Rainer Eickenrodt, Fraktionsvorsitzender der Barsbütteler Wählergemeinschaft, gibt jedoch zu bedenken, dass die Voraussetzungen für einen Wechsel in Bargteheide gegeben waren ob des Krawalls. Kruse-Gobrecht hatte sich in der Verwaltung unbeliebt gemacht, feuerte die Personalrätin fristlos. Ihr Verhältnis zu Teilen der Politik war angespannt. CDU, SPD, FDP und Wählergemeinschaft WfB unterstützten Hettwer bei der Wahl. Diese machte die umstrittene Kündigung übrigens rückgängig.

Schreitmüller ist Vorsitzender des Schleswig-Holsteinischen Gemeindetags

„In Barsbüttel läuft es einigermaßen geräuschlos zwischen Politik und Verwaltung. Es ist ein gutes Miteinander. Viele Bürger sind mit Thomas Schreitmüller offenbar zufrieden, sonst hätten sie mehr signiert für den Interessenten“, sagt Eickenrodt. Henri Schmidt (CDU) formuliert seine Wertschätzung für den Amtsinhaber so: „Alles was nach ihm kommt, kann uns nur schlechter dastehen lassen.“ Schreitmüller sei gut vernetzt, dadurch habe Barsbüttel einen Informationsvorsprung gegenüber anderen Kommunen. Der Bürgermeister ist seit 2016 auch Landesvorsitzender des Schleswig-Holsteinischen Gemeindetags (SHGT), vertritt in dieser Funktion mehr als 1040 Kommunen, 83 Ämter und über 50 Zweckverbände.

Hermann Hanser (SPD) führt die fehlende Konkurrenz für Schreitmüller nicht auf dessen Qualitäten zurück: „Es gibt wenig Menschen, die so ein Amt ausüben wollen. Das Gehalt eines Bürgermeisters ist für viele, die in gehobenen Positionen in der freien Wirtschaft sind, nicht attraktiv.“ Er erwarte von Schreitmüller, dass dieser Themen aktiv nach vorne bringe wie den Wohnungsbau. „Und er muss vorausschauender agieren bei der Suche nach Standorten für Flüchtlingsunterkünfte.“ Ein Bürgermeister müsse Visionen haben. Hier sieht Hanser Verbesserungsbedarf beim Verwaltungschef.

Niederlage bei Kandidatur in der Heimatstadt Ahrensburg

Schreitmüller, aufgewachsen in Ahrensburg, startete seine Bürgermeisterkarriere im Mai 2000 in Tangstedt. 2006 setzte er sich in Barsbüttel gegen drei Kandidaten durch, schlug Vorgänger Arno Kowalski in der Stichwahl und übernahm den Posten 2007. Bei den Abstimmungen 2012 und 2018 entfielen 90,8 sowie 92,8 Prozent der Stimmen auf ihn. „Ich glaube nicht, dass ich diese Ergebnisse wieder erreiche. Mit einer Zahl im 80er-Bereich wäre ich zufrieden“, sagt der Amtsinhaber. 2021 kandidierte der Parteilose in seiner Heimatstadt Ahrensburg, verlor die Stichwahl gegen Eckart Boege. Er habe nicht die Absicht, sich nochmal zu verändern, beteuert Schreitmüller. Am Ende seiner vierten Amtszeit in Barsbüttel wäre er 63 Jahre. „Ein Alter, in dem man ans Aufhören denkt“, so der Rathauschef. Diese Aussage will er jedoch nicht als angekündigten Rückzug verstanden wissen. Die Bezeichnung Barsbütteler Bürgermeister-Dino hat er sich schon jetzt verdient.