Wentorf. So will sich Wentorfs künftige Bürgermeisterin Kathrin Schöning auf ihren Amtsantritt am 1. April 2023 vorbereiten.
Das Ergebnis war eindeutig: 59 Prozent der Wentorfer Wählerinnen und Wähler wollen Kathrin Schöning (39) als ihre neue Bürgermeisterin. Noch im ersten Wahlgang setzte sich die Verwaltungsfachfrau aus dem Reinbeker Rathaus klar gegen Amtsinhaber Dirk Petersen (65, 22,9 Prozent der Stimmen) und Mitbewerber Maurice Küchenmeister (27, 18,1 Prozent) durch. Allerdings gab mit 46,2 Prozent nur weniger als die Hälfte der Wentorfer Wahlberechtigten ihre Stimme ab.
Die 39-jährige Dassendorferin hat ihren Sieg am Sonntag noch standesgemäß im Sports beim SC gefeiert, stieß dort auch noch mit ihrem Mann Jan an, bevor der IT-Fachmann Sohn Lukas (4) nach Hause gebracht hat. Am Montag gönnte sich Wentorfs künftige Bürgermeisterin noch einen freien Vormittag, am Dienstag bereitet sie im Reinbeker Rathaus als Amtsleiterin schon wieder den Jugend-, Sport- und Kulturausschuss vor. Sie will sich zunächst wieder verstärkt ihrer Arbeit im Reinbeker Rathaus widmen, aber in den nächsten Monaten auch zweigleisig fahren.
Neue Bürgermeisterin Kathrin Schöning will Prioritätenliste vorbereiten
Denn eines ist für Kathrin Schöning klar: „Ich will nicht erst am 1. April bei Amtsantritt den Kalender aufschlagen, sondern gut vorbereitet ins Amt starten“, sagt sie. Gemeinsam mit den Fraktionen möchte sie gern noch dieses Jahr eine Prioritätenlisten für die dringenden Themen entwickeln. „Aber ich darf das Ehrenamt nicht überstrapazieren“, weiß die Verwaltungsfachwirtin. „Wir müssen alle erst einmal durchatmen und die Plakate abhängen. Dann werden wir einen gemeinsamen Termin vereinbaren.“
Doch die Wentorfer Themen sind ihr nicht fremd: „Der Feuerwehrneubau muss unbedingt vorangetrieben werden. Aktuell müssen sich die Mitglieder der Jugendwehr in einer Garage umziehen. Und auch eine neue Sporthalle ist nicht innerhalb eines halben Jahres gebaut – die Halle auf dem ehemaligen Hauptschulgelände wird aber abgerissen.“ Auch die Situation auf dem Grundschulgelände müsste dringend angegangen werden. „Aber vor dem 1. April 2023 kann ich keinen Einfluss nehmen“, stellt sie fest.
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Reinbeks Bürgermeister Björn Warmer, der mit seiner Familie in Wentorf lebt, sieht Kathrin Schönings Wechsel von zwei Seiten: Als Wentorfer Bürger und als ihr Chef in Reinbek. „Ich gratuliere ihr natürlich zu ihrem Erfolg“, sagt er. „Aber als Kollege beurteile ich den Wechsel nicht und halte mich zurück. Bei uns in Reinbek reißt ihr Weggang natürlich eine Lücke. Aber niemand ist unersetzlich.“ Bereits jetzt kümmert er sich darum, dass ihr Posten wieder besetzt wird. Kathrin Schöning will ihren Vorgänger Dirk Petersen noch um eine Amtsübergabe bitten. Und Im März möchte sie mit ihrer Familie noch einmal in Ruhe Urlaub machen.
Erleichterung in der Politik und Hoffnung auf eine gute Zusammenarbeit
Bürgervorsteher Lutz Helmrich (CDU), der zwischenzeitlich selbst kandidiert hatte und dann zugunsten von Kathrin Schöning zurückgezogen hatte, ist bester Laune. „Wenn von 23 Gemeindevertretern mindestens 20 eine Kandidatin unterstützen und diese mit 59 Prozent der Stimmen gewinnt, ist das Ergebnis exzellent“, lautet sein begeistertes Fazit dieser Wahl. Bis zum 1. April habe man ausreichend Zeit, etwas vorzubereiten.
„Wir freuen uns auf frischen Wind und auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit unserer neuen Bürgermeisterin“, sagte Kristof Jahn, FDP-Ortsverbandsvorsitzender, zum Wahlergebnis. „Wir hoffen, dass es jetzt in Wentorf wieder vorangeht.“ Auch die Grünen sind erleichtert über den Wechsel: „Das Wichtigste ist einfach, dass Kathrin Schöning erstmal ankommt und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auffängt“, sagt Katharina Bartsch, eine Hälfte der Doppelspitze der grünen Fraktion. „Der Rest kommt dann von allein. Ich habe keine Sorge, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Bürgermeisteramt und Politik verbessert und unsere Beschlüsse dann auch umgesetzt werden.“ An erster Stelle der Probleme sieht sie ausreichende Zahl an Kita- und Schulplätzen. „Dann können wir endlich an den Antworten auf die Fragen ,Wie machen wir Wentorf fit für den Klimaschutz?’ und ,Wie machen wir Wentorf schöner?’ machen.“
Kritik an der geringen Wahlbeteiligung, die nur bei 46,2 Prozent lag, wurde vor allem auf Facebook laut. Aber auch die Politiker störten sich daran: „Viele Bürgerinnen und Bürger sind den Streit in der Politik vielleicht leid“, sagt Kristoph Jahn, Ortschef der Liberalen. „An unserem Stand am Casinopark haben wir aber auch gemerkt, dass viele Wentorferinnen und Wentorfer wissen, dass ein Bürgermeister nicht so viel entscheiden kann, sondern dass es auf die Politiker ankommt. Lutz Helmrich erinnert daran, dass die Wahlbeteiligung bei der vorherigen Bürgermeisterwahl noch geringer war.
Bedauern über den Ausgang der Wahl gibt es auch
Es gab jedoch auch Bedauern über die jüngste Wahl. „Ich finde es schade, dass die anderen beiden Bewerber nicht dieselbe Unterstützung von den Parteien bekommen haben, wie Kathrin Schöning“, sagt Simone Lummitsch, Teil der Zweier-Fraktionsspitze von Zukunft Wentorf. „Ich gratuliere ihr natürlich zu ihrem Erfolg und wir werden gern mit ihr zusammen arbeiten.“ Lummitsch betont jedoch, dass ihre Wählergemeinschaft die Wahl bewusst den Wentorferinnen und Wentorfern überlassen hat. „Die Stimmung war sehr aufgeheizt und ich hoffe einfach, dass wir zur sachlichen politischen Arbeit zurückkehren können.“
Auch Wolfgang Snijders, Vorsitzender der Wirtschaftsinitiative Wentorf (WIW), bekräftigt, er habe sowohl in Sachen Wirtschaft als auch Kultur als Vorsitzender der Wentorfer Bühne mit Bürgermeister Dirk Petersen nur gute Erfahrungen gemacht: „Wir konnten ihn direkt anrufen und einen Termin machen. Das wünsche ich mir von Kathrin Schöning natürlich auch.“ Außerdem würde er sich freuen, wenn die WIW in der Politik mehr Gehör finden würde – etwa bei den Themen Verkehrsberuhigung oder auch Leerstand.