Barsbüttel. Christdemokraten nominieren Henri Schmidt (40) aus Barsbüttel. Ob er bei der Wahl 2025 kandidieren darf, ist aber keineswegs sicher.

Er ist der Senkrechtstarter in der Barsbütteler Politik. Als Henri Schmidt nach der Kommunalwahl 2018 den Fraktionsvorsitz der CDU übernahm, war die Partei schwer angeschlagen und nur noch drittstärkste Kraft. Der 40-Jährige verjüngte das Team enorm, verstärkte die Öffentlichkeitsarbeit. Das fruchtete. Beim Votum im vergangenen Mai gab es einen Erdrutschsieg. Die Christdemokraten legten um 17,7 Prozentpunkte auf 41,8 Prozent zu und thronen wieder an der Spitze.

Die Zahl ihrer Gemeindevertreter verdoppelte sich auf zehn. Und Bürgervorsteher sowie Kreistagsabgeordneter ist Schmidt seitdem auch noch. Jetzt will er den nächsten Schritt machen, Berufspolitiker werden und in den Bundestag einziehen. Dafür muss er noch zwei Hürden nehmen. An Unterstützung mangelt es nicht. Einer seiner Fürsprecher ist Lukas Kilian, Generalsekretär der CDU in Schleswig-Holstein.

SPD-Kandidatin Nina Scheer gewann 2021 das Direktmandat

Schmidt soll bei der Bundestagswahl, die wahrscheinlich im September 2025 ist, im Wahlkreis 10 antreten. Er umfasst den Kreis Herzogtum Lauenburg mit Ausnahme der Ämter Berkenthin und Sandesneben-Nusse sowie Teile Stormarns. Ahrensburg, Reinbek, Glinde, Barsbüttel, Großhansdorf, Oststeinbek sowie die Ämter Siek und Trittau gehören dazu. Der Kreisvorstand sowie die Stormarner Ortsvorstände haben den Barsbütteler jetzt nominiert. „Wir wünschen uns, dass der neue Direktkandidat wieder aus unseren Reihen kommt, werden für Henri Schmidt nun kräftig Werbung machen auch bei den CDU-Kolleginnen und -Kollegen aus dem Herzogtum“, sagt die Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Marion Schiefer.

Der Wahlkreis Herzogtum Lauenburg/Stormarn-Süd war lange in CDU-Hand. Norbert Brackmann aus Lauenburg holte 2009, 2013 und 2017 das Direktmandat. Er war unter anderem stellvertretender haushaltspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. Im April 2018 berief ihn Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich zum Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft. Brackmann entschied sich gegen eine vierte Kandidatur. Die Christdemokraten schickten 2021 den Wentorfer Thomas Peters ins Rennen und kassierten eine Schlappe: Nina Scheer von der SPD holte die meisten Stimmen.

Schmidt soll das verloren gegangene Terrain zurückerobern. Die Stormarner Kollegen setzen auch auf ihn, weil die Kandidaten der Partei seit 2005 allesamt aus dem Herzogtum kamen. Für den 21. September ist die Versammlung mit Mitgliedern aus beiden Kreisen geplant. Danach weiß der Barsbütteler, ob er das Ziel Berlin weiter verfolgen kann oder ein Konkurrent seine Hoffnungen zunichtegemacht hat. „Das ist die größte Hürde. Ich bin überzeugt, dass die CDU mit mir den Wahlkreis gewinnt“, sagt er mit Blick auf das Votum in 2025. Der Mann ist selbstbewusst, aber alles andere als ein Wadenbeißer. Seine Gedanken formuliert er in Diskussionen klar und verständlich, verbale Schüsse unter die Gürtellinie sind nicht sein Ding.

Henri Schmidt präferiert Wirtschafts- und Verteidigungsausschuss

In der Schule sei er vorlaut gewesen, aber auch Klassensprecher, sagt Schmidt. Die Interessen von anderen zu vertreten und zu kommunizieren, sind seit jeher seine Stärken. Sich durchzusetzen, lernt er als Jugendlicher auch beim Ringen, holt im Dress des Luckenwalder SC Kreismeistertitel. Das Abitur besteht Schmidt mit der Note 1,5, dient danach zwölf Jahre bei der Bundeswehr bis 2014. Funktionen: Offizier der Luftwaffe und dann im Dienstgrad eines Hauptmanns Leiter der Öffentlichkeitsarbeit in Hamburg. In dieser Zeit studiert der gebürtige Brandenburger Politikwissenschaften und danach Betriebswirtschaftslehre, verfügt über zwei Diplom-Abschlüsse.

Vor 20 Jahren tritt er der CDU in Hamburg bei, wird stellvertretender Ortsvorsitzender in Jenfeld und leitet das Büro des Wandsbeker Bundestagsabgeordneten Jürgen Klimke. Bei ihm lernt Schmidt viel und trägt dazu bei, dass die Partei 2009 erstmals den Wahlkreis gewinnt. Er sehe sich als kommunikationsstarken Generalisten. „Mir gelingt es besonders gut, Politik nachvollziehbar zu erklären und dadurch Menschen zu bewegen“, sagt der Barsbütteler. Aufgrund seiner beruflichen Laufbahn bringt er vor allem Kompetenzen in den Bereichen Verteidigung und Wirtschaft mit. Hier sind auch seine Präferenzen bei der Wahl der Ausschüsse, sollte es mit dem Bundestag klappen. Die Bereiche Arbeit und Digitalisierung liegen ihm ebenfalls.

Der Barsbütteler will sich für eine moderne Bundeswehr einsetzen

Im Beruf hat Schmidt, der im Alter von zehn Jahren Computer zusammenschraubte, große Sprünge gemacht. Nach der Bundeswehr wechselt er in die Wirtschaft, steigt in einem amerikanischen IT-Konzern in die Geschäftsleitung auf und führt mehr als 100 Mitarbeiter in fünf Ländern. Im vergangenen Oktober tritt er eine neue Stelle bei einer deutschen Informationstechnikfirma an, fungiert als Geschäftsführer. „Als Bundestagsabgeordneter würde ich den Job runterfahren, aber nicht ganz aufhören, weil das Mandat nur auf Zeit ist.“ Lebensmittelpunkt bleibe Barsbüttel, wo Schmidt seit 2016 wohnt. Mit seiner Frau (38) hat er einen Sohn (12) und eine Tochter (8).

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Den Wahlkreis Herzogtum Lauenburg/Stormarn-Süd bezeichnet der Christdemokrat als einen besonderen wegen der steigenden Bevölkerungszahl. „Das bringt für die Städte und Gemeinden eine Menge Herausforderungen mit sich. Die Infrastruktur muss stetig wachsen.“ Er wolle möglichst viele Bundesmittel für zum Beispiel Schulen, Kindergärten und Straßen einwerben, damit die Kommunen solche Projekte stemmen könnten. Wofür sich Schmidt noch einsetzen will: eine gut ausgebildete und moderne Bundeswehr. „Sie muss vor allem in der Lage sein, das Land sowie das Bündnisgebiet von EU und Nato zu schützen. Ohne Sicherheit ist alles nichts.“

Schleswig-Holsteins CDU-Generalsekretär Lukas Kilian kennt den Barsbütteler seit vielen Jahren und beschreibt dessen Qualitäten so: „Er ist ein Aktivposten, in höchstem Maße zuverlässig und weiß, worauf es ankommt.“ Fit hält sich Schmidt beim Badminton, spielt mit seiner Mannschaft in der Freizeitliga. Hierbei ging es für ihn nicht immer bergauf. Vor zwei Jahren stieg man in die unterste Klasse ab und war bei den Wettkämpfen meist chancenlos.