Barsbüttel. Anwohner wollen die Aufstockung eines Containerbaus verhindern. Übergabe einer Petition an Bürgermeister überraschend verschoben.

Dieser Termin lief anders als geplant: Am Donnerstagabend trafen sich Andrea Boldt und Yvonne Hasenjaeger mit Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller und Stefanie Graupmann, der Leiterin des Fachbereiches Bildung und Soziales, im Rathaus. Hintergrund war die Petition gegen die Aufstockung des Flüchtlingsheimes an der Ecke Feldweg/Barsbütteler Landstraße im Ortsteil Willinghusen, die Boldt und Hasenjaeger initiiert hatten und beim Treffen dem Bürgermeister übergeben wollten.

Doch: Dazu kam es nicht. Denn damit die Gemeindevertretung in Barsbüttel sich mit dem Inhalt einer Petition beschäftigen muss, sind 250 Unterstützer aus der Gemeinde nötig. Boldt und Hasenjaeger hatten bislang 237 Unterschriften gesammelt, nicht alle davon aus Barsbüttel. Dennoch nutzten die Beteiligten den Termin, um miteinander ins Gespräch zu kommen und ihre Standpunkte klarzumachen.

Petition gegen Aufstockung von Flüchtlingsheim in Willinghusen noch nicht abgegeben

Wie berichtet, erwägt die Gemeinde die bestehende Flüchtlingsunterkunft an der Barsbütteler Landstraße aufzustocken, sofern kein ausreichender Wohnraum angemietet werden kann. Die Container, die im Sommer 2023 aufgestellt wurden, bieten 30 Plätze, von denen laut Bürgermeister aktuell 19 belegt sind. Forciert wird von der Gemeinde eine Erweiterung um eine zusätzliche Etage, sodass die Unterkunft auf insgesamt 60 Plätze käme. Die Errichtung kostet 100.000 Euro. Die monatliche Miete beträgt 13.000 Euro.

Damit sind viele Bürgerinnen und Bürger in Willinghusen aber nicht einverstanden. Sie fordern eine gerechte Verteilung auf alle Ortsteile, die von der Politik auch gewollt und beschlossen ist. Aktuell sind in Stemwarde und Stellau aber weniger Geflüchtete untergebracht als es laut Verteilungsschlüssel eigentlich der Fall sein müsste.

Anwohner wollen nicht, dass sich viele Flüchtlinge auf kleinem Raum konzentrieren

„Keiner von uns hat etwas gegen die Menschen“, sagte Yvonne Hasenjaeger beim Treffen mit dem Bürgermeister. Sie und ihre Mitstreiter finden es aber problematisch, wenn sich eine große Anzahl Flüchtlinge auf einem kleinen Raum konzentriert. Sowohl für die Bewohner der Unterkunft als auch für das soziale Gefüge der Umgebung sei das alles andere als ideal, vernünftige Integration so nur schwer möglich.

„Laut einer Studie des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration führt eine solche Konzentration oft zu sozialer Isolation und erschwert den Integrationsprozess. Es ist wichtig, dass wir diese Situation vermeiden und stattdessen ein Umfeld schaffen, das zur Eingliederung unserer neuen Mitbürger beiträgt“, heißt es dazu in der Beschreibung der Petition.

Bürgermeister Thomas Schreitmüller: „Wir suchen in allen Ortsteilen“

„Eine gerechte Verteilung wäre schön. Eine Aufstockung wäre wohl die einfachste, schnellste und billigste Lösung. Aber es muss auch für die Menschen gut sein“, sagte Andrea Boldt. „Wir brauchen Zuwanderung und wir wollen unsere neuen Bürger willkommen heißen. Dafür sollten die Unterkünfte aber klein gehalten werden. So sind die Integrationschancen am höchsten.“

Im Kern, so Bürgermeister Schreitmüller, seien er und die Bürger sich da einig. „Ich stimme vom Grundsatz her zu“, sagte er. Die Möglichkeiten seien aber begrenzt – nicht nur, was die Flächen, sondern auch, was das Geld angehe: „Barsbüttel hat vier Millionen Euro mehr Ausgaben als Einnahmen.“ Es sei nicht so, dass Geld keine Rolle spiele. „Wir nehmen das, was sie sagen, auf und an“, so der Bürgermeister. „Wir suchen in allen Ortsteilen. Ich kann aber nichts versprechen.“

Kommt der Bolzplatz in Stemwarde als Fläche infrage?

Im Moment seien die Verantwortlichen verstärkt im Gewerbegebiet unterwegs. „Es gibt eine Reihe von Grundstücken, bei denen wir Hoffnung haben“, sagt Schreitmüller. Yvonne Hasenjaeger wollte wissen, was mit Flächen in Stemwarde und Stellau sei. „Den Bolzplatz in Stemwarde als eine mögliche Fläche empfinde ich als schlechtere Lösung als Willinghusen“, so Schreitmüller. „Den Kindern dort die einzige Spielmöglichkeit zu nehmen, halte ich nicht für richtig.“ Das sahen Boldt und Hasenjaeger ähnlich. Es gebe aber auch einen Parkplatz, gaben sie zu bedenken.

Aufstockung hin oder her: Auch aktuell seien die provisorischen Container vor allem für die Menschen, die darin wohnen müssen, unschön. Boldt: „Tag und Nacht ist dort ein Flutlicht an.“ Das sei nicht nur für die Nachbarn eine Belastung, auch die Bewohner hätten, vermutlich deshalb, meist ihre Rollläden unten. Außerdem fließe das Wasser nicht gut ab. Im Winter seien die Bewohner kaum vom Grundstück gekommen, weil alles vereist gewesen sei. „Es sind lagerähnliche Zustände“, sagte Boldt. Ihre Sorge: „Je unglücklicher die Menschen sind, desto größer ist das Konfliktpotenzial.“

Flüchtlingsheim: Initiatorinnen der Petition wollen fehlende Unterschriften nachreichen

Stefanie Graupmann, die seit dem 1. Januar für die Unterkünfte zuständig ist, habe sich die Container kürzlich angesehen. „Es ist wirklich traurig, ich musste auch schlucken.“ Aktuell sei sie mit dem Verein Gemeinsam für Willinghusen im Gespräch, um die Unterkunft schöner zu machen. Sie könne sich für die Zukunft auch ein Nachbarschaftsfest vorstellen, damit neue Bürger und Anwohner einander kennenlernen können. Eine gute Idee, fanden die Anwohnerinnen. Hasenjaeger: „Wir sprechen öfter mit den Kindern. Einige Männer haben mich auch schon nach Jobs gefragt. Man merkt, dass sie willig sind.“

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Wichtig sei, dass die Gemeinde die Aufgabe gemeinsam stemme. „Wir sind bereit, unseren Teil beizutragen und haben das ja auch schon getan“, so Hasenjaeger. So habe es neben der aktuellen auch in der Vergangenheit eine Flüchtlingsunterkunft an der Barsbütteler Landstraße gegeben. „Natürlich müssen die Menschen untergebracht werden, aber gleichmäßig verteilt auf alle Schultern“, so die Willinghusenerin. Sie und Boldt wollen die fehlenden Unterschriften nachreichen – und gehen davon aus, dass sie diese schnell zusammenhaben werden. Boldt: „Ich habe erst ungefähr ein Viertel des Dorfes gefragt.“