Bad Oldesloe. Stormarn lädt für Sonnabend, 20. April, zum Fachtag Wohnen ein. Es ist die erste Veranstaltung dieser Art. Was die Besucher erwartet.

Es ist unter Stormarner Bürgerinnen und Bürgern ab 50 Jahren das Thema Nummer 1: Wohnen. Das haben Zukunftswerkstätten gezeigt, die die Kreisverwaltung für das Projekt „Gestern Babyboomer, heute Best Ager“ im vergangenen Jahr veranstaltet hat. In Kooperation mit der Körber-Stiftung, den Stiftungen der Sparkasse Holstein und den Volkshochschulen Bad Oldesloe, Reinbek und Ahrensburg ist der Kreis in den Austausch mit der Zielgruppe des Projekts gegangen.

Das Ergebnis: „Die Menschen wollen wissen, wie man das eigene Haus altersgerecht umbauen kann oder welche alternativen Formen von Wohnen im Alter es gibt“, sagt Christiane Clobes von der Stabstelle Sozialraum und Gesundheitsplanung. Der demografische Wandel treibt die Gesellschaft um. In Stormarn ist laut aktuellen Erhebungen jeder Zweite älter als 50. Das Interesse an dem Thema wollen die Verantwortlichen stillen. Deshalb hat Clobes gemeinsam mit ihrer Kollegin Maria Haasis und Edith Ulferts, Leiterin des Fachbereiches Soziales und Gesundheit, den Fachtag Wohnen organisiert. Es ist der erste dieser Art im Kreis Stormarn.

Kreis Stormarn gibt kostenlos Tipps für das Wohnen im Alter

Er findet am Sonnabend, 20. April, von 10 bis 15 Uhr im Kreistagssitzungssaal in der Kreisverwaltung (Mommsenstraße 13) in Bad Oldesloe statt. Die Veranstaltung ist kostenlos, ein Imbiss ist inklusive. Um vorherige Anmeldung unter Angabe des Wohnortes per E-Mail an fachtag_wohnen@kreis-stormarn.de wird gebeten. Aber auch Kurzentschlossene sind willkommen. „Zielgruppe der Veranstaltung sind hauptsächlich die sogenannten Best Ager, also Menschen ungefähr ab 50 Jahren“, sagt Maria Haasis. „Aber auch Jüngere, die sich für ihre Eltern oder frühzeitig für sich selbst informieren wollen, sind herzlich willkommen.“

Nach einer Begrüßung und Einführung in den Tagesablauf um 10 Uhr geht es ab 10.15 Uhr los mit einem Vortrag von Josef Bura, Vorsitzender des Vereins Forum Gemeinschaftliches Wohnen, zum Thema „Anders wohnen als gewohnt – Neues Wohnen im Alter“. Bura lebt in der Nähe von Hamburg und war 1984 Mitgründer der STATTBAU HAMBURG Stadtentwicklungsgesellschaft mbH und dort zuständig für den Arbeitsbereich Neues Wohnen im Alter.

Ein Vortrag informiert über alternative Wohnformen im Alter – zum Beispiel Wohngemeinschaften

Er ist seit 2005 beteiligt am Aufbau der Hamburger Koordinationsstelle für Wohn-Pflege-Gemeinschaften und seit 2007 am Aufbau der Koordinationsstelle für innovative Wohn- und Pflege-Formen im Alter in Schleswig-Holstein. Außerdem ist er langjähriges Vorstandsmitglied des Wohnbund Verband zur Förderung wohnungspolitischer Initiativen. Zu seinem Vortragsthema hat er bereits zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften und Fachbüchern veröffentlicht. „Es wird zum Beispiel um Wohngemeinschaften im Alter gehen“, sagt Haasis. Nach dem Vortrag ist Zeit für Fragen und Diskussion.

Ab 11.15 Uhr referiert Edith Ulferts aus eigener Erfahrung über das Thema „Umbau eines landwirtschaftlichen Gebäudes in ein Wohngebäude“. Die gebürtige Ostfriesin ist 2023 zurück in das Haus ihrer Familie in ein kleines Dorf nahe der Stadt Norden gezogen. „Wir haben den Hof zu einem Mehrgenerationenhaus mit drei Parteien umgebaut“, sagt sie. Dort wohnt sie selbst mit ihrer Familie, außerdem wohnen dort ein junges Ehepaar und ein Senior. Aus dem Prozess hat sie viel gelernt. Eine Erkenntnis lautet: „Man kann auch alte Gebäude sehr gut energetisch sanieren“, so Ulferts. Beim Umbau habe sie darauf geachtet, dass die Wohnungen barrierefrei beziehungsweise barrierearm sind.

Es gibt Tipps zum barrierefreien Umbau der eigenen vier Wände

Das Mehrgenerationenhaus sei eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Vor allem der Senior profitiere insofern davon, weil ihm Teilhabe ermöglicht werde. „Er kommt mit zum Osterfeuer und allen anderen Veranstaltungen, die das Dorf zu bieten hat“, so Ulferts. So könne aktiv etwas gegen Vereinsamung getan werden – ein Problem, unter dem viele Menschen im Alter leiden. „Es hält jung etwas zu erleben“, sagt auch Christiane Clobes.

Nach einer Mittagspause geht es um 12.30 Uhr weiter mit einem Vortrag von Doris Thomalla von der Wohnberatungsstelle Lübeck. Sie informiert die Gäste über „Anpassungsmöglichkeiten in der eigenen Häuslichkeit“. Es gibt konkrete Tipps, wie man das eigene Haus oder die eigene Wohnung altersgerecht umbauen kann. „Es geht vor allem darum, Barrieren zu überwinden“, sagt Haasis. Das sind konkret zum Beispiel Treppenstufen oder auch eine Badewanne. „Alles, wo man die Beine heben muss“, so Haasis. Ein altersgerechtes Haus zeichnet sich aber zum Beispiel auch dadurch aus, dass Türen verbreitert werden, sodass auch ein Rollator oder Rollstuhl durchpasst. Was nicht alle wissen: „Es gibt Fördermöglichkeiten von der Krankenkasse“, so Ulferts. Auch darum wird es in dem Vortrag gehen.

Podiumsdiskussion mit Landrat Henning Görtz rundet den Fachtag Wohnen ab

Ab 13.15 Uhr spricht Referent Arthus Haus vom Bundesverband Grüne Liga über das Thema „Vom Zwei-Personen-Haus zum Haus mit Zukunft“. Denn: „Die meisten Menschen wollen im Alter so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben“, sagt Haasis. Oft entsprechen die aber gar nicht mehr den Bedürfnissen. Das ist zum Beispiel der Fall bei einem älteren Ehepaar, das, sobald die Kinder aus dem Haus sind, allein in einem großen Einfamilienhaus mit Garten lebt, in dem eigentlich weit mehr als zwei Personen Platz hätten.

Mehr zum Thema

„Vielen fällt es in einem solchen Fall schwer, ihr Zuhause zu verlassen“, sagt Haasis. „Nicht nur, weil es ihnen am Herzen liegt, sondern auch, weil der Umzug in eine Mietwohnung mitunter mit höheren Kosten verbunden ist.“ Die Lösung könnte sein, das Eigenheim in ein Mehrfamilienhaus mit zwei oder drei Wohneinheiten umzubauen. „Das könnte auch gesamtgesellschaftlich Probleme lösen“, sagt Haasis. Denn bezahlbarer Wohnraum ist mehr als rar. Und: Auch eine solche Wohnform könnte Gemeinsamkeit statt Einsamkeit im Alter fördern.

Abgerundet wird die Veranstaltung mit einer Podiumsdiskussion mit Landrat Henning Görtz, Ammersbeks Bürgermeister Horst Ansén, Sabine Rautenberg, Fraktionsvorsitzende der Grünen-Kreistagsfraktion, Marion Hansen vom Seniorenbeirat Bargteheide und Josef Bura. Es wird unter anderem darum gehen, was Kommunen für lebenswertes Wohnen im Alter tun können. „Dazu gehört zum Beispiel ein attraktiver Öffentlicher Personennahverkehr, außerdem gut zu erreichende Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte“, sagt Haasis. Bürgerinnen und Bürger haben während der Veranstaltung auch die Möglichkeit, ihren Wohnort im sogenannten Sozialraum-Monitor zu beurteilen. Haasis: „Ich denke, in Stormarn gibt es da an der ein oder anderen Stelle noch Nachholbedarf.“