Reinbek. Lange hat sich der Seniorenbeirat für den Stützpunkt in der Stadt eingesetzt. Allerdings finden sie den Standort zu abgelegen.

Alt werden ist nichts für Feiglinge, wie schon die Hollywood-Schauspielerin Mae West wusste. Werden Eltern, Partner oder andere Angehörige hilfs- oder gar pflegebedürftig, häufen sich die Fragen und Bedarfe für Hilfe und Unterstützung. Seit Jahren bemüht sich der Seniorenbeirat Reinbek daher, eine Sprechstunde des Pflegestützpunktes Stormarn im Stadtgebiet zu installieren. Der Pflegestützpunkt im Kreis Stormarn ist eine Informations- und Anlaufstelle rund um die Pflege – kostenfrei und unabhängig.

Jetzt ist es endlich so weit: Am Mittwoch, 18. Oktober, kommt eine der Mitarbeiterinnen des Pflegestützpunktes (PSP) Stormarn von 9.30 bis 12.30 Uhr für die Beratung nach Reinbek. Egal ob Fragen zur Pflegeversicherung, die Suche nach passenden Hilfsangeboten am Wohnort oder dem Alltag mit einer Demenzerkrankung – Ziel ist, dass die Ratsuchenden selbstbestimmt über ihre Pflege entscheiden und sie gestalten können. Außerdem sollen pflegende Angehörige entlastet werden. Jetzt gibt es Kritik am dafür vorgesehenen Ort, dem Gesundheitsamt Stormarn an der Liebigstraße 2.

Wenn es nach dem Seniorenbeirat Reinbek geht, ist das Jürgen-Rickertsen-Haus für die Beratung der bessere Ort. Von links: Kurt Martens, Heinz-Dieter Weigert und Arno Ludolph. 
Wenn es nach dem Seniorenbeirat Reinbek geht, ist das Jürgen-Rickertsen-Haus für die Beratung der bessere Ort. Von links: Kurt Martens, Heinz-Dieter Weigert und Arno Ludolph.  © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Endlich eine Sprechstunde des Pflegestützpunktes in Reinbek

Heinz-Dieter Weigert, Vorsitzender des Seniorenbeirates, freut sich grundsätzlich sehr über die neue Sprechstunde vor Ort. „Dafür haben wir jahrelang gekämpft, damit unsere Senioren und ihre Angehörigen, die oft durch die Pflege sehr eingespannt sind, die Beratung besser erreichen können“, sagt er. Die dafür ausgewählten Räume des Gesundheitsamtes Stormarn über dem Discounter Famila im Gewerbegebiet aber kritisiert der Seniorenbeirat hingegen: „Das ist viel zu abgelegen“, sagt Weigert. Das Gremium, das die Interessen der Reinbeker Senioren vertritt, hatte das Jürgen-Rickertsen-Haus an der Schulstraße 7 vorgeschlagen.

Dr. Edith Ulferts, Leiterin des Fachbereichs für Soziales und Gesundheit beim Kreis Stormarn, weiß das: „Das Jürgen-Rickertsen-Haus ist dem PSP angeboten worden, der PSP wird für die offene Sprechstunde aber die Räumlichkeiten des Gesundheitsamtes nutzen“, sagt sie. Das Gesundheitsamt sei nicht zu abgelegen, da viele mit dem Auto kämen und der Standort auch andere Vorteile biete.

Beratung ist auch in den eigenen vier Wänden möglich

So habe die Erfahrung gezeigt, dass offene Sprechstunden nicht komplett ausgelastet seien. „Um die Zeit zwischen zwei Beratungen zu überbrücken, können die Mitarbeitenden das technische Equipment des Gesundheitsamtes nutzen und somit auch auf Daten, die auf dem Kreisserver liegen, zugreifen und diese bearbeiten“, erläutert Ulferts. „Auch medizinische Fragen könnten so unmittelbar vor Ort geklärt werden.“ Sie betont, dass die Beraterinnen auch direkt nach Hause zu den Ratsuchenden kommen könnten.

Gerd Prüfer, sowohl Vorsitzender des Stormarner als auch des Reinbeker Sozialausschusses, weiß um die Thematik: „Ich habe mich selbst dafür starkgemacht, dass wir auch eine Sprechstunde in Reinbek bekommen“, sagt der Sozialdemokrat. „Ich bin da etwas zwiegespalten: Denn ich kenne viele Reinbeker Senioren, die bei Famila einkaufen und die Räume des Kreises sind immerhin barrierefrei zu erreichen.“ Viele ältere Reinbeker beklagten, dass das Jürgen-Rickertsen-Haus wegen der Steigungen und des Kopfsteinpflasters auf dem Parkplatz dort schwer zu erreichen sei.

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Ratsuchende finden jeden dritten Mittwoch im Monat Hilfe

Der Seniorentreffpunkt sei jedoch zentraler gelegen und es seien ohnehin schon viele Ältere dort. Gerd Prüfer verspricht: „Wir werden das genau beobachten und im Zweifel noch einmal prüfen.“

Ratsuchende können jetzt unter pflegestuetzpunkt@kreis-stormarn.de oder telefonisch unter 04531/160 15 04 für jeden dritten Mittwochvormittag im Monat einen Termin für eine Beratung an der Liebigstraße 2 in Reinbek vereinbaren. Die persönliche Beratung bietet Zeit und Ruhe, in der die Ratsuchenden im Gespräch neue Perspektiven finden können. Der Beratungsraum ist auch für Personen mit Rollstuhl oder Rollator erreichbar.

Seniorenbeirat sucht noch Unterstützung

Der Seniorenbeirat sucht übrigens Mitstreiter: Er vertritt die Interessen der mehr als 9000 Reinbekerinnen und Reinbeker, die älter als 60 Jahre sind. Für den 7. Dezember steht die Neuwahl des Gremiums per Briefwahl an. Zwei der aktuell elf Seniorenbeiratsmitglieder werden nicht wieder antreten, vier sind noch unentschlossen. Zwölf Wahlvorschläge sind Minimum für eine Wahl. Bewerber ab 60 Jahren, die mindestens seit drei Monaten ihren Hauptwohnsitz in Reinbek haben, können ihre Unterlagen für eine Kandidatur bis 13. Oktober an die Abteilung soziale Leistungen im Rathaus (Hamburger Straße 5-7) einreichen.