Reinbek. Seit 18 Monaten gebe es keine Abstimmung, kritisiert die Interessensgemeinschaft. Was die Stadt Reinbek zu den Vorwürfen sagt.
Dieses Thema beschäftigt Reinbek schon viele Jahre: Seit 2013 plant die Stadt, die Bushaltestelle Landhausplatz barrierefrei umzubauen. Doch wie genau das passieren soll, darüber herrscht alles andere als Konsens. Nun schlägt die Interessengemeinschaft Bushaltestelle Landhausplatz (IGBL) Alarm. Sie kritisiert, dass sich in der Sache – erneut – nichts tue, und erwägt, zu einer Demonstration aufzurufen.
Zum Hintergrund: Im Januar 2022 waren in einem Fachworkshop drei mögliche Varianten diskutiert wurden, darunter eine Doppelbushaltstelle mit Bushalt „An der Wildkoppel“. Dagegen wehrt sich die IGBL. Im September 2022 hatte die Interessensgemeinschaft dem Bau- und Planungsausschuss ihr Verkehrskonzept vorgestellt.
Bürger in Reinbek sind sauer: Barrierefreier Umbau von Bushaltestelle Landhausplatz stockt
Der Vorschlag sah bis zu zwei Bushaltestellen vor, eine an der Bergstraße und eine an der Bahnhofstraße. Dieses Modell hatte die Initiative vor Jahren schon einmal den Fraktionen vorgestellt, ohne dass es berücksichtigt worden war. Den Vorteil sieht die IGBL in einer Verringerung der Verkehrsgefährdung. „Wenn Busse über den Bürgersteig fahren, werden Fußgänger gefährdet, vor allem Kinder, Ältere und Menschen mit Einschränkungen“, so Michael Gadow, Vorsitzender der Interessensgemeinschaft.
Auch Barrierefreiheit ist der IGBL wichtig. Die Begehbarkeit sei in ihrem Vorschlag besser als in der Wildkoppel. Dort seien nicht nur lange Wege zurückzulegen, auch die nötige Querung der Kopfsteinpflasterstraße Schmiedesberg sei beispielsweise für Menschen mit Rollatoren schwierig. Parkplätze könnten durch Wegfall der Busspur zusätzlich eingerichtet werden, was dazu beitrage, die Innenstadt attraktiv zu halten. Laut IGBL würde der Öffentliche Personennahverkehr durch diese Vorschläge beschleunigt, auch könnte ein ortsprägender Baum erhalten bleiben.
Interessensgemeinschaft kämpft für Verkehrssicherheit und Barrierefreiheit
„Die Bürgerinnen und Bürger lehnen es ab, dass die Stadt in ersten Varianten den Landhausplatz zerreißen will und der ortsprägende Baum gefällt werden soll“, so Gadow. „Der Landhausplatz gehört den Bürgerinnen und Bürgern, der Baum muss bleiben und der Platz sollte Aufenthaltsqualität erhalten.“ So würde laut seinem Mitstreiter Wilfried Völter auch die Attraktivität der Ortsmitte von Alt-Reinbek gestärkt werden.
Die Interessensgemeinschaft kritisiert, dass seit dem Umbau des S-Bahnhofes 2007 die provisorische Busführung durch die Parkallee und die Straße An der Wildkoppel bestehe. Die Busse überqueren den Fußgängerweg am Landhausplatz. „Diese Wohnstraßen bilden mit mehr als 240 Bussen pro Tag die Hauptachse des ÖPNV in Reinbek“, so Michael Gadow. Und: „Jeder Bus stört durch ein eigenes Signal der Lichtzeichenanlage den Verkehr am Landhausplatz – alle anderen Fahrzeuge erhalten rotes Licht, Staus in der Innenstadt sind die Folge“, sagt Wilfried Völter.
Interessensgemeinschaft hatte im Herbst 2022 ihren Vorschlag präsentiert
Bisherige Untersuchungen eines Planungsbüros zeigten laut Interessensgemeinschaft: Die Führung der Buslinien durch die Bahnhofstraße verflüssige den Verkehr um den Landhausplatz und verbessere die Verkehrssicherheit. „Busse Richtung Wentorf könnten aus der Sophienstraße direkt abbiegen. Buslinien Richtung Westen würden am Landhausplatz in die Hamburger Straße fahren“, so die IGBL.
„Damit wird eine fahrtrichtungsbezogene Trennung der Buslinien erreicht. Die Fahrpläne der Buslinien 136 und 236 sollten geringfügig angepasst werden, um zeitgleiche Abfahrten zu vermeiden. Dann ist zu klären, ob eine barrierefreie Haltestelle am Landhausplatz ausreicht“, sagt Jens Hergert von der IGBL.
Interessensgemeinschaft kritisiert fehlende Abstimmung mit der Stadt
Der Bau- und Planungsausschuss hatte im September 2022 dann auch beschlossen, den IGBL-Vorschlag als vierte Alternative zu erarbeiten und abzustimmen. Doch das ist bis heute nicht passiert, kritisiert die Interessensgemeinschaft. Es sei zwar mittlerweile eine weitere Variante erarbeitet worden. Seit 18 Monaten gebe es aber keine inhaltliche Abstimmung mit der IGBL. Schon damals hatte es geheißen, dass man vor Herbst 2023 wohl nicht zu einer Entscheidung kommen werde. Doch auch diese Frist ist verstrichen – und eine Entscheidung scheint noch in weiter Ferne.
„Ich habe nach einem Jahr dann mal nachgefragt“, so Gadow. Mitte November sei ihm mitgeteilt worden, dass demnächst etwas passiere. Am 1. März habe die Stadt sich an die IGBL gewandt mit Bitte um Absprache für einen Erklärungstermin. Gadow: „Wir haben sofort geantwortet und mehrere Termine genannt.“ Zunächst habe man keine Rückmeldung erhalten. Seit Donnerstag, 4. April, gebe es einen Termin. Diese Verspätung bedauert die Interessensgemeinschaft. Die Versprechen zum Dialog müssen aus Sicht von Michael Gadow endlich eingelöst werden: „Eine echte Bürgerbeteiligung stellen wir uns anders vor. Wir sind zum Gespräch bereit“, sagt er.
Stadt Reinbek erklärt Verzögerungen unter anderem mit Personalmangel
Bei der Stadt Reinbek nachgefragt, teilt Tiefbauingenieur Norbert Wulff mit: „Es ist richtig, dass sich die Entwicklung der weiteren Variante auf der Basis des Vorschlags der IGBL – wie vom Bau- und Planungsausschuss beschlossen – sehr in die Länge gezogen hat. Leider sind in der Abteilung Tiefbau schon seit Längerem zwei Stellen unbesetzt und in dieser Situation haben die aktuellen Bauvorhaben und die Sicherstellung der Verkehrssicherheit auf den Reinbeker Straßen Vorrang.“
Eine Straßenplanung, so Wulff weiter, sei eine komplexe Angelegenheit, bei der viele Richtlinien, Vorgaben und technische Randbedingungen zu prüfen und in die Planung einzubringen seien. „Der Vorschlag der IGBL ist dabei eine Skizze, die auf ihre Machbarkeit zu überprüfen und zeichnerisch umzusetzen ist. Die Folgen, die aus der Anlegung einer Bushaltestelle an einer bestimmten Stelle im Verkehrsraum resultieren, können Änderungen im gesamten Kreuzungsbereich nach sich ziehen“, sagt Wulff.
Norbert Wulff erklärt, warum sich das Verfahren in die Länge zieht
Alle Details müssten maßstabsgerecht in einen Lageplan eingearbeitet werden. „Hierbei ist auch die Gefällesituation am Landhausplatz eine große Herausforderung. Dabei sind viele Arbeitsstunden am Bildschirm zu leisten, die mit akribischer Detailarbeit gefüllt sind“, so Wulff. Aus dieser Planungsarbeit resultiere ein erster Entwurfsplan, der durch die Abteilung Tiefbau geprüft werde.
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In der Regel gebe es noch eine oder mehrere Überarbeitungsrunden, bis der Entwurf rund sei. Im nächsten Schritt, der Abstimmung, werde der Entwurf den entsprechenden Personen zur Kenntnis und Stellungnahme gegeben. Bei Bedarf gebe es noch einen Erläuterungstermin, wo Grundsätze der Planung im Detail erklärt werden. Sollten sich dann doch Änderungswünsche ergeben, werden diese berücksichtig oder dokumentiert, warum sie nicht umsetzbar seien.
Wulff: „Wir sind jetzt an dem Punkt, dass der IGBL der von der Verwaltung geprüfte Planungsentwurf vorgelegt wurde und ein Erläuterungstermin geplant ist.“ Sobald die Abstimmung mit der IGBL über diese Variante erfolgt sei, werden diese und die anderen bereits erarbeiteten Varianten laut Wulff in einheitlicher Form dargestellt und dem Bau- und Planungsausschuss der Stadt zur Beratung und Beschlussfassung über die weiter zu planende Variante vorgelegt.