Großensee. Baubeginn in Großensee. Nun ist die Laune bei allen Beteiligten bestens. Aber es gibt auch einen Wermutstropfen.

Pünktlich zum symbolischen Spatenstich für das neue Feuerwehrgerätehaus in Großensee zeigte sich das Aprilwetter von seiner weniger schönen Seite. Doch der Regen konnte die sonnige Laune der anwesenden Kommunalpolitiker, Feuerwehrleute und Bürger nicht trüben. Sie alle hatten sich auf dem Gelände neben dem Vereinshaus des SSV Großensee versammelt, um den Baubeginn gebührend zu feiern.

Das Warten darauf hatte sich übermäßig in die Länge gezogen. Mehrfach hatten sich die Fraktionen der Aktiven Wählergemeinschaft Großensee (AWG) und der CDU (nach der Kommunalwahl 2023 nicht mehr in der Gemeindevertretung) mit der Wählergermeinschaft Bürger für Großensee (BfG) über das Projekt in die Haare bekommen. Mal war man sich nicht einig über das Baugelände, dann wurde über den Raumbedarf gestritten. Hinzu kamen Verzögerungen durch andere Faktoren wie eine versäumte Entwässerungsplanung.

Nach jahrelangem Streit: Feuerwehr Großensee bekommt neues Gerätehaus

Die Gesamtkosten für das Projekt liegen bei rund 4,5 Millionen Euro. Ursprünglich war von einer Summe von 2,3 Millionen Euro die Rede. Positiv überrascht hat das Ergebnis der ersten Ausschreibung von Tiefbaumaßnahmen: Sie fielen günstiger aus als angenommen.

Die neue Feuerwache weist eine Bruttogeschossfläche von 1000 Quadratmeter aus. In der 190 m² großen Fahrzeughalle sind drei Stellplätze vorgesehen. Gemeindewehrführer Andreas Siebert sagt: „Die Stellplätze haben eine entsprechende Ausrüstung mit Absaugung.“ Im Erdgeschoss liegen der Schulungsraum (80 m²) und der Aufenthaltsraum für die Jugendabteilung (60 m²). 31 Kinder und Jugendliche sind derzeit bei der Feuerwehr Großensee aktiv. Jugendwart Felix Kalienke berichtet, dass sie Gestaltungsideen gesammelt haben. Eine Chill-Ecke ist ein Muss, ein Smartboard in Anschaffung. Beide Räume können laut Siebert dank mobiler Trennwand zusammengelegt werden. Ein Synergieeffekt, den die Gemeinde beispielsweise für Sitzungen nutzen könnte. Im selben Trakt gibt es eine Teeküche, einen Abstellraum und behindertengerechte Toiletten. Ein Flur trennt den zivilen vom Einsatzbereich. Dieser umfasst Umkleideräume und Sanitäranlagen, Funkraum/Verwaltungsbüro sowie Lager/Werkstatt. Im Obergeschoss finden Technikraum und Kleiderkammer Platz.

Neues Feuerwehrgerätehaus Großensee: Bei Begutachtung der alten Wache kamen viele Mängel ans Licht

Dieses Modell vermittelt einen Eindruck davon, wie die neue Feuerwache auf dem Sportplatzgelände an der Hamburger Straße in Großensee einmal aussehen wird.
Dieses Modell vermittelt einen Eindruck davon, wie die neue Feuerwache auf dem Sportplatzgelände an der Hamburger Straße in Großensee einmal aussehen wird. © B2K und dn Ingenieure | B2K und dn Ingenieure

Vor dem Spatenstich skizzierte Großensees Bürgermeister Uwe Tillmann-Mumm (AWG) den Verlauf des Projekts von den Anfängen bis zum Baubeginn. Bei einer Begehung und Begutachtung der alten Feuerwache hatte die Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord etliche Mängel festgestellt. Infolgedessen kam in der Gemeindevertretung 2015 erstmals die Idee eines Neubaus auf. Laut Tillmann-Mumm sei das Thema erst wieder 2018 zur Sprache gekommen.

„Wir haben dann eine Machbarkeitsstudie für das Dörphusgelände in Auftrag gegeben.“ Mit dem Ergebnis, „dass es zwar theoretisch möglich gewesen wäre, dort zu bauen, allerdings sehr eingeschränkt“, führt der Bürgermeister aus. Daher habe man diese Möglichkeit wieder verworfen. „Wir hatten zunächst unterschiedliche Auffassungen in den Fraktionen, haben uns dann letztlich aber auf dieses Grundstück geeignet“, so Tillmann-Mumm weiter.

Entwurf fürs neue Feuerwehrgerätehaus Großensee musste nachgebessert werden

Der Einigung waren intensive interfraktionelle Beratungen vorausgegangen. Die Beschlussfassung im Dezember 2019 über den Neubau der Feuerwache auf der gemeindeeigenen Fläche auf dem Sportplatzgelände erfolgte einstimmig. „Der Bebauungsplan musste geändert werden“, erläutert Tillmann-Mumm. Rechtskräftig wurde die Änderung durch den Satzungsbeschluss im September 2021. Parallel dazu hatte die Verwaltung die Architektenausschreibung und die Auswahl des Planungsbüros auf den Weg gebracht. Den Auftrag erhielt das Architektenbüro B2K und dn Ingenieure aus Kiel.

Der finale Entwurf war bei seiner Vorstellung im Planungs- und Bauausschuss auf Zustimmung gestoßen, scheiterte aber in der Gemeindevertretung. „Er wurde als zu klein befunden und verworfen. Wir haben dann innerhalb von drei Monaten im Februar 2022 einen neuen Plan aufgelegt.“ Seitdem habe sich kaum noch etwas an den Plänen geändert, „nur innen wurden noch ein paar Wände verschoben“. Bis zum ersten Bauantrag gingen weitere zehn Monate ins Land. „Wie wir alle wissen, musste er wegen fehlender Entwässerungsplanung im März zurückgezogen werden, weil er in dieser Form abgelehnt worden wäre.“ Mit der Kommunalwahl im Mai 2023 änderten sich die Mehrheitsverhältnisse. Plötzlich hatten AWG und die erstmals im Gemeindeparlament vertretenen Grünen zusammen die Stimmenmehrheit, was Entscheidungen erheblich vereinfachte.

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Im Juli wurde der zweite Bauantrag gestellt, die Baugenehmigung erfolgte im Oktober. Vor Weihnachten hatte niemand damit gerechnet. So schnell kam das Architekturbüro mit der Vorbereitung der Ausschreibungen nicht hinterher. Die Vorgabe lautet, dass 80 Prozent der Ausschreibungen bis Juni 2024 erfolgen sein sollen. Die Erste hat das Tiefbauunternehmen LKT Wittenburg gewonnen. Nach Tillmann-Mumms Angaben wurde bei Erdarbeiten schon die erste Hürde entdeckt: „Eine Wasserleitung, die nirgends eingezeichnet ist.“

Bei 15 Hauptgewerken arbeiten unterschiedliche Firmen Hand in Hand

Für Jürgen Vagts (AWG), Vorsitzender des Planungs- und Bauausschusses, markiert der Spatenstich einen Meilenstein. Er sagt: Dass wir jetzt an diesem Punkt angelangt sind, ist das Ergebnis einer gemeinschaftlichen und zugleich sehr anstrengenden Leistung.“ Um das Neubauprojekt sei sehr gerungen worden. Umso mehr freue es ihn, „dass wir es erreicht haben“. Auch Architekt Stefan Koerner freut sich, dass es vorangeht. Er ist von Anfang an in das Projekt involviert und hatte beim Spatenstich kräftig mit angepackt. „Die Standortsuche war langwierig. Und das viele Hin und Her in den Ausschüssen hat die ganzen Vergaben in die Länge gezogen“, resümierte er. 15 Hauptgewerke seien es insgesamt und etliche Firmen, die Hand in Hand arbeiten müssten. Mit der Fertigstellung rechne er nicht vor dem dritten Quartal 2025.

Wenn er sich da mal nicht täuscht. Denn zum Ende seiner Rede lag Bürgermeister Tillmann-Mumm noch etwas auf dem Herzen: „Wir haben hier eigentlich ein Problem“, sagte er. Der Bau müsse schneller fertig werden als geplant, „weil wir auch noch eine zweite Baustelle bekommen mit dem Kindergarten“.