Siek. In Siek durften Bürger Grünabfall kostenlos abgeben. Was dann passierte, ließ die Ortspolitiker die Reißleine ziehen.
Die kostenlose Annahme von Grünabfällen war als bürgerfreundlicher Service gedacht. Er sollte es den Siekern ermöglichen, ihre privaten Gartenabfälle so unkompliziert, umweltfreundlich und ortsnah wie möglich gratis entsorgen zu können. Es ist nicht so, dass die Bürger das Angebot nicht angenommen hätten. Doch aufgrund der schlechten Erfahrungen, die die Gemeinde Siek damit machen musste, stellt sie es jetzt nach dem Testlauf mit sofortiger Wirkung wieder ein. Das hat die Gemeindevertretung mit deutlicher Mehrheit so entschieden.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Bürgermeister Andreas Bitzer sagt: „Einige Bürger nutzen diesen Service übermäßig aus, indem sie Anhänger voller Grünabfall abladen.“ Kleinunternehmen, die im Ort tätig gewesen seien, hätten dort ebenfalls größere Mengen entsorgt. „Dies führt zu einer unerwarteten Belastung des Systems und verursacht hohe Kosten und einen großen Aufwand für die Gemeinde“, führt Bitzer weiter aus. Die jährlichen Kosten beziffert er auf rund 15.000 Euro.
Siek stellt Gratis-Entsorgung von Grünabfällen ein: Anlieferer beschimpften Mitarbeiter
Ferner sei auch eine Art Abfalltourismus entstanden. Einwohner der umliegenden Ortschaften hätten den Umstand ausgenutzt, dass die Abfälle unbeaufsichtig abgeladen werden konnten. Sie missbrauchten mit diesem Verhalten den Vertrauensvorschuss der Gemeinde, die auf das verantwortungsvolle Handeln der Anlieferer gesetzt hatte. Eine ständige Überwachung sei aufgrund personeller Ressourcen und dem damit verbundenen zusätzlichen finanziellen Aufwand auch gar nicht zu leisten gewesen.
Doch es kam auch vor, dass Bauhofmitarbeiter anwesend waren. Wenn sie einzelne Personen nach ihrem Wohnsitz gefragt oder gar Fehlverhalten angeprochen hätten, hätten diese teilweise kein Verständnis dafür gezeigt. Einige hätten die Mitarbeiter sogar beschimpft. „Diesen Umgang mit unseren Bauhofmitarbeitern kann ich nicht akzeptieren. Derartige Zwischenfälle wären bei persönlichen Kontrollen noch häufiger zu beobachten“, meint Bitzer.
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Manche verwechseln den Betriebshof mit einem Recyclinghof
Andere hätten einfach die Annahmezeiten ignoriert. An Tagen, an denen das Tor zur Anlieferung verschlossen gewesen sei, hätten sie einen inoffiziellen Zugang genutzt, um auf das Gelände zu gelangen. „Zudem haben einzelne Anlieferer offensichtlich das Gefühl, sie seien auf einem Recyclinghof, und entsorgen unbeaufsichtigt außerdem Sperrmüll oder anderen nicht genehmigten Abfall“, so der Bürgermeister. Da es sich jedoch um einen Betriebshof handele, sei dieses Verhalten ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsrisiko. Hinzu kam das Argument, dass Siek wie viele andere Kommunen vor großen finanziellen Herausforderungen steht. „Insbesondere bei den freiwilligen Ausgaben müssen wir genauer prüfen, an welchen Stellen wir Einsparpotential nutzen können.“
All diese Gründe haben letztendlich zu dem Beschluss der Politiker geführt, das Angebot nach knapp zwei Jahren einzustellen. Zuvor hatte es eine lebhafte Diskussion gegeben, in der auch Lösungsideen zur Sprache kamen. Die Entscheidung sei auch vor dem Hintergrund getroffen worden, dass die Entsorgungskosten für eine große 240 Liter umfassende Bioabfalltonne lediglich bei monatlich vier Euro lägen, erläutert Bitzer. Sein ernüchterndes Fazit: „Das Angebot war eine schöne Sache für die Bürger, es hat leider nicht so funktioniert, wie wir uns das gedacht hatten.“