Ahrensburg. Warum zu Jahresbeginn viele Wertstofftonnen ungeleert blieben. Und warum vor allem von Kinderspielzeug eine latente Gefahr ausgeht.
Bei der jüngsten Wertstoffsammlung in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg sind Hunderte gelbe Tonnen nicht geleert worden. Aber nicht etwa, weil sie übersehen worden sind oder es an Personal und Fahrzeugen gemangelt hätte. Viel mehr hat das für die Abfuhr zuständige Unternehmen Willi Damm mit Beginn des neuen Jahres seine Kontrollen verstärkt und Tonnen mit allzu vielen und offensichtlichen Fehleinwürfen die Leerung versagt.
Massenhafte Fehlwürfe vor allem nach Feiertagen
„Insbesondere nach Feiertagen wie Weihnachten, Silvester und Ostern, aber auch nach Ferienzeiten steigt die Anzahl von Tonnen, die nicht regelkonform gefüllt sind“, sagte Damm-Geschäftsführer Jens Göhner unserer Redaktion. Das stelle vor allem die Mitarbeiter in den Sortieranlagen vor große Probleme.
Massenhafte Fehlwürfe und starke Verunreinigungen, etwa durch Lebensmittelreste, erschweren den Sortierprozess und machen ihn in extremen Fällen sogar unmöglich. „Dadurch gehen nicht nur erhebliche Mengen an recyclebaren Wertstoffen verloren. Bestimmte Fehlwürfe können für die Kollegen in den Sortieranlagen zudem extrem gefährlich werden“, so Göhner.
Glas und medizinische Abfälle bergen Risikopotenzial
Alles, was in den gelben Tonnen landet, wird zu 100 Prozent einer Sortieranlage zugeführt. Trotz eines hohen Technologierungsgrads vieler Anlagen muss ein nicht unerheblicher Teil der Wertstoffe per Hand nachsortiert werden. Dabei bergen nicht nur Glas und medizinische Abfälle ein gewisses Risikopotenzial für die Sortierer.
Vor allem Batterien und Akkus machen den Entsorgern immer häufiger zu schaffen. Eine erhebliche Gefahr geht dabei ausgerechnet von anscheinend harmlosem Kinderspielzeug aus. „Insbesondere dann, wenn es sich um batteriebetriebenes Spielzeugen aus Kunststoff handelt“, erklärt Göhner.
Sachschäden bei Bränden von bis zu 300.000 Euro
Weil Batterien und Akkus vor der Entsorgung nicht entfernt worden sind, ist es allein im vergangenen Jahr zu sechs Bränden bei der Abfuhr und in verschiedenen Sortieranlagen gekommen“, berichtet Göhner. In dem gravierendsten Fall sei es an einem Sammelfahrzeug zu einem Sachschaden von rund 300.000 Euro gekommen, bei weiteren Schwelbränden lag die Schadenssumme zwischen 30.000 und 40.000 Euro.
„Deshalb ist es unerlässlich, Batterien und Akkus separat zu entsorgen“, mahnt Nadine Troch, Leiterin der Fachabteilung Systementsorgung bei Damm. Überhaupt habe jeglicher Elektroschrott und damit alles, was irgendwie mit einem Kabel und einem Stecker versehen sei, rein gar nichts in der gelben Tonne verloren. Zwar seien Kollegen bei solcherart Vorfällen bislang noch nicht verletzt worden. Jedoch hätten Brände in den vergangenen Jahren bereits zu mehreren „wirtschaftlichen Totalschäden“ bei Sammelfahrzeugen geführt.
Kontrollen gibt es nicht nur in bestimmten Intervallen
Aus diesem Grund sind die Mitarbeiter auf den Sammelfahrzeugen mehr denn je angehalten, den Inhalt der Tonnen zu kontrollieren und bei augenfälligen Fehlbefüllungen die Leerung zu verweigern. „Das ist ein ständiger Prozess, der nicht etwa nur stichprobenartig oder in bestimmten Intervallen durchgeführt wird“, warnt Nadine Troch.
Tonnen, die von der Abfuhr ausgeschlossen worden sind, erhalten einen roten Aufkleber. Unter dem eindeutigen Hinweis „Ich durfte nicht mit!“ werden die Besitzer der Tonne zur Nachsortierung aufgefordert. Außerdem findet sich auf dem Sticker die Telefonnummer 0800/4542 800. Unter der kostenlosen Servicehotline können Betroffene den Grund für die Nichtleerung erfragen und weitergehende Informationen einholen.
75.000 Tonnen werden in einem Abfuhrzyklus geleert
In einer ruhigen Seitenstraße in Trittau mit rund 20 Haushalten standen in dieser Woche gleich mehrere gelbe Tonnen mit dem Ungemach verheißenden roten Aufkleber. Nach Auskunft der Firma Damm keine Einzelfälle. Bei der ersten Abfuhr des Jahres in der zweiten Januar-Woche seien dort statt vier sogar sechs Tonnen nicht geleert worden.
In jedem Abfuhrzyklus, der sich für 75.000 gelbe Tonnen im Kreisgebiet über mehrere Tage erstreckt, bleiben bis zu 2250 Tonnen (drei Prozent) stehen, Tendenz steigend. „Es ist im Interesse des Umwelt- und Klimaschutzes und einem sorgsamen Umgang mit Ressourcen einfach wichtig, dass Müll konsequent und sauber getrennt wird“, appelliert Jens Göhner an die Bürger. Das bleibe eine wichtige Aufgabe, bei der es noch viel Luft nach oben gebe.
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Damit auch gleich klar wird, warum eine Tonne nachsortiert werden muss, platzieren die Entsorgungsmitarbeiter zuweilen exemplarisch auf den Tonnendeckeln, was nicht in die gelbe Tonne gehört. In einem konkreten Fall etwa zwei Konserven mit Mischgemüse und einer Texas-Suppe. „Natürlich gehören Weißblechdosen in die Wertstofftonne. Aber eben ohne Inhalt“, so der Damm-Geschäftsführer.
Auf einer Art „Hitliste“ für die häufigsten Fehlwürfe stünden Lebensmittel im Übrigen ganz oben, gefolgt von Glas, Windeln, medizinischen Abfällen und Elektroschrott. Wer sich noch immer nicht ganz darüber im Klaren ist, was alles zu recyclebaren Wertstoffen zählt, sollte sich einmal den (geschlossenen) Deckel seiner gelben Tonne anschauen, der in aller Regel mit einer anschaulichen Übersicht versehen ist.