Reinbek. Fast wöchentlich wird dem Förster illegal entsorgter Müll im Wald in Reinbek gemeldet. Diesmal war es besonders ekelhaft.

Was eine Spaziergängerin in Reinbek am etwa 800 Meter langen Weg zwischen Hamburger Straße und Waldweg am Donnerstag, 14. März, in der Großkoppel entdeckt hat, hat sie schockiert: „Das ist wirklich eklig“, sagt die Reinbekerin. Fell- und Fleischreste, Knochen und Gefieder liegen herum, teilweise in Plastik gehüllt. Zu erkennen sind die Überreste mindestens eines Schafes und eines Huhns, möglicherweise war es ein Perlhuhn. „Derartige Schlachtreste sind bei uns im Reinbeker Wald zum ersten Mal gefunden worden“, sagt Maximilian Scheel, Förster der Schleswig-Holsteinschen Landesforsten in Reinbek. „Einen ähnlichen Fall hatten wir nur einmal in der Hahnenkoppel. Dort sind mehrere Schaffelle mit Fleischresten gefunden worden.“

Ansonsten gehören illegale Müllhalden im Wald schon fast zu seinem Arbeitsalltag. Etwa jede Woche wird ihm Unrat im Wald gemeldet, schätzt er. Meist geht es um die Großkoppel, ein etwa 70 Hektar großer Forst im Westen Reinbeks. „Dort haben wir ein Riesenproblem“, sagt Scheel. „Vor Kurzem haben wir dort ein illegales Zeltlager ausgehoben: eine Feuerstelle, eine Toilette, mehrere Zelte, ein Fahrrad, eine Liege und etwa 60 Kubikmeter Müll. Dort war schweres Gerät nötig, um alles wieder aus dem Wald zu entsorgen.“ Bauschutt, Altreifen, mehrere alte Radios, Metallschrott, aber auch ganze Badezimmer finde er im Wald.

Gruselfund im Wald: Schlachtreste am Wegesrand

Der Förster vermutet, dass die Funde gehäuft in der Großkoppel in direkter Nachbarschaft zu Hamburg auftreten, weil dort keine Schranken den Verkehr abhalten. „Wir hatten eine Dienstanweisung, die Schranken abzubauen“, weiß der Förster. Hintergrund sei die Haftungsverantwortung, weil bundesweit Radunfälle an Waldschranken zugenommen hätten. Die Landesforsten hätten nun die Verpflichtung, Schranken im Wald nur noch nach einer DIN-Norm zu errichten.

„Unsere einfachen Holzschranken reichen nicht mehr aus“, erläutert Scheel. „Erlaubt sind nur noch diese rot-weißen Barrieren mit Fundament und Reflektoren, wir müssen außerdem schon 50 Meter vorher mit Schildern auf diese Schranken hinweisen. Das wird teuer: Jede dieser Schranken kostet uns 2000 Euro.“ Eine möchte er dennoch vor dem Weg durch die Großkoppel errichten lassen – zwischen Parkplatz und Hundeübungsplatz an der Hamburger Straße.

Navis und Google weisen Pfad als Fahrtweg aus

Denn dort kommen ihm regelmäßig Lkw oder auch Fahrzeuge mit Anhängern entgegen. Dies sei zwar ein Verstoß gegen das Waldgesetz, aber sowohl Google als auch die Navigationsgeräte wiesen diesen Weg häufig als Fahrtweg aus. Deshalb hofft der Förster darauf, dass sein Wunsch noch dieses Jahr realisiert wird.

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Grundsätzlich dürfe im Wald nichts abgeladen werden: Weder Abfälle noch Grünschnitt, der die Ansiedlung invasiver Pflanzenarten verursache, und schon überhaupt keine Plastiksäcke. „Unsere Wälder dürfen zur Erholung gern betreten werden, sollten aber genau so, wie sie vorgefunden worden sind, auch hinterlassen werden“, betont Maximilian Scheel. „Hunde müssen angeleint werden.“

Wildes Camp im Wald: Ganze 60 Kubikmeter Müll mussten die Behörden mit schwerem Gerät aus der Großkoppel wieder entfernen lassen.
Wildes Camp im Wald: Ganze 60 Kubikmeter Müll mussten die Behörden mit schwerem Gerät aus der Großkoppel wieder entfernen lassen. © Maximilian Scheel/Landesforsten S-H | Maximilian Scheel/Landesforsten S-H

Es kann 14 Tage dauern, bis der Müll entsorgt ist

Der Förster bittet aufmerksame Spaziergänger, es umgehend der Polizei zu melden, wenn sie andere dabei beobachten, wie sie ihren Unrat im Wald entsorgen. Wer illegale Müllansammlungen im Unterholz oder am Wegesrand findet, kann diese über die App Meldoo anzeigen. „Die ist sehr praktisch“, sagt er. „Dort kann man auch Vandalismus, Sturmschäden, defekte Spielgeräte, Wildwuchs oder verlorene Schilder bei der Stadt Reinbek melden.“

Er wird dann umgehend über die Abfälle im Wald benachrichtigt und begutachtet den Schaden. „Gegebenenfalls – wie jetzt bei den Schlachtresten – alarmiere ich die Polizei“, erläutert Scheel die Vorgehensweise. „Wenn der Ermittlungsdienst für Umwelt in Bad Oldesloe alles bearbeitet hat, wird die Kreisverwaltung eingeschaltet, die das alles ordnungsgemäß entsorgen lässt.“ Oft führten Adressaufkleber oder ähnliche Hinweise zu den Tätern. Das Prozedere könne schon einmal 14 Tage dauern.