Bad Oldesloe. Wie lassen sich Probleme lösen? So bekommen Stormarner Betriebe Tipps von Studierenden und Professoren aus Lübeck.

Unternehmer aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg sowie aus der viertgrößten schleswig-holsteinischen Stadt Norderstedt können sich jetzt ganz einfach wissenschaftliche Expertise in die Firma holen. Die Wirtschaftsförderer aus der Region haben sich in einem Pilotprojekt mit dem Hanse Innovation Campus Lübeck (HIC) zusammengetan, der Experten aller möglichen Fachrichtungen der Universität zu Lübeck, der Technischen Hochschule Lübeck und etlicher weiterer Partner in die Betriebe vermittelt. Dafür wurden drei sogenannte Innovationskontore in Bad Oldesloe, Ratzeburg und Norderstedt geschaffen.

„Die Bandbreite ist groß, das reicht von Veranstaltungen vor Ort über Campustouren bis zu Betriebspraktika, Bachelor- und Masterarbeiten oder Auftragsforschung“, sagt Kerstin Rönick, Innovations- und Transfermanagerin beim HIC. Sie ist ab sofort immer dienstags im Haus der Entwicklungsgesellschaft Norderstedt (EGNO), mittwochs bei der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) in Bad Oldesloe und donnerstags bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Kreis Herzogtum Lauenburg (WFL) in Ratzeburg zu erreichen.

Wirtschaft Stormarn: Chef hat eine Frage? Der Student hilft sofort

„Die meisten Firmen wissen gar nicht, wie sie das riesige Know-how unserer Forschungseinrichtungen nutzen können“, sagt Rönick. Genau diese Lücke will sie schließen, indem sie unkompliziert Kontakte zu Professoren und Studierenden vermittelt. „Das funktioniert natürlich auch in der anderen Richtung“, sagt sie. Es gehe darum, gemeinsam Lösungen für reale Probleme zu finden, den Austausch zu stärken und die vielen Blickwinkel aus der Region zusammenzubringen.

Das Angebot richtet sich vor allem an kleine und mittlere Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern. Thematisch gibt es keine Grenzen. Es kann um Energie/Smart City, digitale Transformation, Ernährung oder Medizin gehen. Zum HIC-Netzwerk gehören neben der Uni und der Hochschule auch das Technikzentrum Lübeck, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), das Fraunhofer IMTE und weitere Partner.

Einem Busunternehmer konnte schon geholfen werden

Insgesamt können mehr als 10.000 Studierende aus allen möglichen Fachgebieten erreicht werden. „Manchmal kann es schon nützlich sein, wenn bei einem dreimonatigen Praktikum jemand einen anderen Blickwinkel auf die kleinen Herausforderungen hat, für die im Alltagsgeschäft keine Zeit bleibt“, sagt Anna Lena Paape, Projektleiterin im HIC. Beispielsweise konnte einem Busunternehmer geholfen werden, seine vielen Tabellen mit Daten übersichtlich auf einen Blick zusammenzufassen..

Für Ulf Hahn, Geschäftsführer der WAS, war sofort klar, bei dem zunächst bis Ende 2027 befristeten Projekt mitzumachen. „Wir haben in Stormarn keine großen wissenschaftlichen Einrichtungen, deshalb profitieren alle davon, wenn die Wissenschaft jetzt in die Fläche kommt“, sagt er. Ohnehin habe Schleswig-Holstein bei der F&E-Quote, die die Ausgaben für Forschung und Entwicklung einordnet, Nachholbedarf.

Mehr Themen aus Stormarn

Ähnlich sieht es die WFL-Geschäftsführerin Michaela Bierschwall. „Unsere Unternehmen haben die Chance, einen schnellen und unkomplizierten Zugang zum Hochschulstandort zu bekommen“, sagt sie. Marc-Mario Bertermann, Geschäftsführer der EGNO, appelliert daran, die Möglichkeiten auch zu ergreifen: „Eine große Herausforderung wird es sein, eventuelle mentale Hürden in den Firmen zu überwinden.“

Auch Handwerker können die Möglichkeiten nutzen

Auf der anderen Seite könnten die Studentinnen und Studenten sehen, dass sie zur Realisierung ihrer Projekte nicht in vermeintlich bekanntere Städte umziehen müssen. „So behalten wir die jungen und schlauen Köpfe in unserer Region“, sagt Bertermann.

Dass sich wissenschaftliche Begleitung auch für Handwerker auszahlen kann, zeigt ein anderes Beispiel aus der Praxis. In einem Betrieb wurde der tägliche Verbrauch von Material wie Schrauben mit Dutzenden Zetteln erfasst. Inzwischen wurde mit dem Einsatz von KI ein sprachgesteuertes Modell auf den Weg gebracht, das Nachbestellungen und Rechnungen deutlich erleichtert.

„Kein Unternehmen ist zu klein, um in den Innovationskontoren Impulse zu digitalen und nachhaltigen Herausforderungen zu bekommen“, sagt Kerstin Rönick. Interessierte können sich in den Geschäftsstellen der Wirtschaftsförderungen an sie wenden. Außerdem ist sie unter der Telefonnummer 0152/58 35 64 68 und der E-Mail roenick@hic-luebeck.de zu erreichen. Wer mehr über das Angebot wissen möchte, findet Infos auf der Homepage www.innovationskontore.sh.