Trittau. Aufbruchstimmung beim ersten Treffen: Viele Bürger wollen sich aktiv für eine demokratische Gesellschaft einsetzen. Das sind die Pläne.
Das Bündnis „Trittau ist Vielfalt – Trittau ist bunt“, ein Zusammenschluss von Parteien, Glaubensgemeinschaften, Vereinen, Verbänden und Organisationen, soll nach dem Willen der Initiatoren auf eine breitere Basis gestellt werden. Dazu hatten Bürgermeister Oliver Mesch (parteilos), Bürgervorsteher Lars Ryll (CDU), Durmis Özen ( SPD) und Kerstin Kuhlmann-Schultz (Grüne) zu einem offenen Treffen ins Bürgerhaus eingeladen. Auf der Tagesordnung stand die Gründung des runden Tischs Trittau. Außerdem sollten Ideen für Aktionen gesammelt werden, die helfen, den Fortbestand unserer freien, demokratischen Gesellschaft zu sichern.
Von einem runden Tisch versprechen sich die Akteure mehr Effektivität bei der Planung verschiedener Veranstaltungsformate, Verteilung der Aufgaben und dem Bündeln der Kräfte. Am Veranstaltungstag zeigte sich, dass viele Bürger bereit sind, sich aktiv für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einzusetzen und klare Kante gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus zu zeigen. Es herrschte Aufbruchstimmung, und der Raum war so gut gefüllt, das Spätankömmlinge Mühe hatten, überhaupt noch einen freien Platz zu finden.
Runder Tisch Trittau setzt Zeichen: Bürger gegen Extremismus
Bevor es an die Arbeit ging, hatte jeder Gelegenheit, seine persönlichen Beweggründe und die Erwartungen an das Projekt zu formulieren. Dabei stellte sich heraus, dass die Ansätze zwar ganz unterschiedlich waren, aber im Ergebnis in einem gemeinsamen Anliegen mündeten. Eine junge Mutter wünschte sich eine lebenswerte Zukunft für sich und ihr Kind. Ein Teilnehmer meinte, dass er es leid sei, sich von Rechtsradikalen sein Deutschsein erklären zu lassen. „Wir brauchen Zivilcourage“, forderte er. An die Adresse derer gewandt, die gemeinsam mit AfD-Mitgliedern demonstrierten, aber behaupten, nicht rechtsradikal zu sein, sagte er: „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist.“ Ähnlich argumentierte eine Frau: Sie wolle später nicht Fragen ihrer Enkel beantworten müssen, warum sie nichts unternommen habe.
Einer der Anwesenden betonte, dass er sich nicht in einer politischen Richtung engagieren, sondern für den Erhalt einer lebenswerten Gesellschaft eintreten wolle. Für einen älteren Mann aus Großensee ist hingegen die Bedeutung der Europawahl nicht zu unterschätzen. Er regte an, dafür zu werben, zur Wahl zu gehen. Weitere Teilnehmer nannten die sogenannte „Mittelstandsdemo“ in Trittau, die „dubiosen Protest-Rundfahrten“ oder die Stör-Aktion einer Gruppe beim Stammtisch der Grünen als Auslöser für ihre Entscheidung, selbst aktiv zu werden. Ein Großenseer meinte: „Ich kenne einfach nichts Besseres als die Demokratie.“
Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde steht für Werte ein
Als eines der Ziele nannte ein Familienvater eine größere Sichtbarkeit von Aktionen. Bei den bisherigen Veranstaltungen des Bündnisses sei das zu wenig gewesen. Außerdem habe er dort junge Familien und Jugendliche vermisst. „Wir haben versucht, die Aktionen in den Schulen publik zu machen“, lautete die Antwort von Lars Ryll. Doch das sei vonseiten der Schulen mit dem Hinweis „Wir sind nicht politisch aktiv“ ausgebremst worden. Bürgermeister Oliver Mesch schlug vor, an die Schülervertretungen heranzutreten und zu versuchen, gemeinsam mit ihnen etwas zu entwickeln. „Es kann nicht darum gehen, den Jugendlichen etwas aufzuoktroyieren“, sagte er.
Eine Teilnehmerin warnte davor, den Fokus zu sehr auf die Schulen zu richten. „Ich bin davon überzeugt, es kommen Jugendliche dazu. Wie das ganz oft ist: Es fängt mit einer kleinen Keimzelle an, und es wird immer mehr. So stelle ich mir das vor. “ Es sei wichtig, öffentliche Zeichen zu setzen, „auch über die Kirche“.
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Kreiskantorin Barbara Fischer nahm den Faden auf. In den Gottesdiensten könne man sich durchaus politische Predigten anhören, sagte sie. Sie verwies auf ein Positionspapier, dass die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Trittau auf ihrer Website veröffentlicht hat und in dem es heißt: „Alle Menschen haben das Recht auf Freiheit, Gerechtigkeit und auf Unversehrtheit an Leib und Seele, unabhängig welcher Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, Hautfarbe oder Religion wir alle sind.“ Die Kirchengemdeinde wende sich entschieden gegen Unmenschlichkeit und Ausgrenzung und erhebe ihre Stimme gegen Hass und Hetze, Gewalt und Unterdrückung. Fischer und Pastorin Stefanie Günther boten an, das Kirchengelände zur Verfügung zu stellen, beispielsweise um ein Banner aufzuhängen oder Versammlungen zu organisieren.
Für jeden Arbeitskreis wird ein Verantwortlicher benannt
Kerstin Kuhlmann-Schultz hielt die Ideen der Teilnehmer auf einem Flipchart fest. Dabei kam allerlei zusammen: Das reichte von Bussen, die auf ihren Anzeigetafeln bei Leerfahrten Botschaften schalten, über Präsenz mittels eigener Accounts auf Social Media, Aufhängen von Bannern bis hin zu kulturellen Veranstaltungen wie Konzerten und Lesungen und Merchandise. Die Anwesenden wollen beim Trittau Run erstmals durch das Tragen von Stickern, auf denen das leuchtend bunte Logo des Runden Tischs prangt, auf sich aufmerksam machen. Im Mai soll die erste eigene Veranstaltung folgen.
Dann kam die Frage nach der Finanzierung auf. Genannt wurde die Anwerbung von Sponsoren, Spendenakquise oder die Bereitstellung von Mitteln durch die Gemeinden. Als es um die Verteilung der Aufgaben ging, zeigte sich der Tatendrang der Akteure: Für jeden Arbeitsbereich – wie beispielsweise Vernetzung, IT, Veranstaltungsorganisation, Kontaktaufnahme zu Schulen oder die Akquise von Fördermitteln – fand sich jeweils ein Verantwortlicher. Keine Entscheidung gab es dazu, ob die Teilnehmer einen Verein gründen oder dem Runden Tisch eine andere Struktur geben wollen. Das soll erst beim nächsten Treffen beraten werden. Wer sich für die Arbeit des Runden Tischs interessiert oder sie unterstützen will, kann unter runder.tisch.trittau@web.de Kontakt zu den Initiatoren aufnehmen.