Reinbek. Durchgang zum Täbyplatz ist offiziell abgebaut. Doch die Abkürzung ist weiter beliebt. So stehen die Chancen für einen Ersatzweg.

Seit knapp drei Jahren ist die Treppe zwischen Bogenstraße und Grünstreifen Richtung Klosterbergenstraße nahe dem Täbyplatz abgebaut. Seitdem wird der Durchgang von den Anwohnerinnen und Anwohnern schmerzlich vermisst. Diese Menschen wollen ihn zurückhaben, nutzen den lehmigen Trampelpfad, der sich dort gebildet hat, weiter. Doch Bürgermeister Björn Warmer und die Baugenossenschaft Sachsenwald machen keine Hoffnung: Denn die Rechtsgrundlage habe sich geändert, ein Ersatzweg wäre daher zu teuer.

Die Baugenossenschaft hat dort als Erbbauberechtigte einen zusätzlichen Parkplatz mit 16 Stellplätzen für ihre 36 neuen Wohnungen an der Berliner Straße 4 errichtet. Der wird noch erweitert. Um ihrer Verkehrssicherungspflicht nachzukommen, hat sie rundherum und vor der ehemaligen Treppe bis zur Fertigstellung einen Bauzaun aufstellen lassen. Der liegt am Freitagvormittag, 22. März, zum wiederholten Male verbogen neben dem Durchgang auf dem Boden. Auch die Kantsteine, die verdeutlichen sollten, dass der Weg nicht mehr existiert, haben Unbekannte entwendet. Die Passanten bahnen sich immer wieder ihren Weg durch den Grünstreifen. Zum Pressetermin haben sich trotz des Regens 35 Menschen aus der Nachbarschaft für ein Foto aufgestellt und während der Aufnahme kommen immer noch weitere hinzu.

Diese Menschen verlangen ihren Durchgangsweg zur Bogenstraße zurück

„Wir haben das Gefühl, die Stadt zeigt uns den Stinkefinger“, sagt Anne Büther-Kleinert, erste Anwohnerin an einem der Wege an der Bogenstraße. „Schon als der Grünstreifen 1964 oder 1965 angelegt worden ist, wurde gleichzeitig die Treppe auf diesem Verbindungsweg gebaut. Ich habe starke Gleichgewichtsstörungen. Dieser Weg ist viel zu rutschig, aber immer noch besser als einmal um das ganze Einkaufszentrum herum zu laufen. Wenn ich zum Friedhof an der Klosterbergenstraße will, muss ich einen Riesenumweg gehen. Bald bekomme ich einen Rollator, na, das wird ein Drama!“

Roland Mörschel vom ADFC Reinbek fordert eine Radverbindung am ehemaligen Durchgang für eine Veloroute in Ost-West-Richtung in Reinbek, er zeigt den Plan der Flurstücke.
Roland Mörschel vom ADFC Reinbek fordert eine Radverbindung am ehemaligen Durchgang für eine Veloroute in Ost-West-Richtung in Reinbek, er zeigt den Plan der Flurstücke. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Edda und Günter Wacker, 82 und 87 Jahre alt, nutzen den Verbindungsweg, wenn sie im Aldi-Markt einkaufen. „Jetzt ist der Weg dort durch den Knick rutschig und es besteht Stolpergefahr“, sagt sie. „Aber das ist immer noch besser als der große Umweg über die Berliner Straße. Im Alter ist jeder Meter beschwerlich.“ Auch Kurt Reinke (84) aus der Nachbarschaft versteht nicht, warum die Stadt, die Treppe abgebaut hat. „Die Stadt hat den Weg doch über Jahrzehnte in Ordnung gehalten. Als wir im Rathaus angefragt hatten, hieß es plötzlich, sie sei nicht zuständig.“ Er ist mit dem Rollator unterwegs, nutzt den Weg schon seit Jahrzehnten.

ADFC: Veloroute über Klosterbergen- und Bogenstraße sicherer

Die 36 Jahre alte Anwohnerin Anastasia Berger, sorgt sich vor allem um ihren zehnjährigen Sohn. „Für ihn ist dies der sicherste Schulweg, weil auf der Bogenstraße weniger Autos als auf der Berliner Straße fahren“, sagt sie. Auch sie selbst nutzt die Abkürzung auf dem Weg zum Täbyplatz oder in das alte Stadtzentrum, wenn sie zu Fuß mit der Kinderkarre für ihre Jüngste unterwegs ist. Für Maria Mall, die nahe der Klosterbergenstraße wohnt, ist der Durchgang mit dem Fahrrad die Direktverbindung nach Bergedorf. „In umgekehrter Richtung ist es für die Menschen an der Bogenstraße die schnellste Verbindung zum Zentrum von Alt-Reinbek“, sagt die 59-Jährige.

Roland Mörschel, Leiter der ADFC-Ortsgruppe, hat bereits am Vorabend, in der Fragestunde der Stadtverordnetenversammlung die Politiker und die Verwaltung aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die jahrzehntealte Verbindung der Bogenstraße zum Geh- und Radweg Richtung Klosterbergenstraße wiederhergestellt wird. Hintergrund ist, dass die Stadt gerade das alte Radwegekonzept per Onlinebefragung aktualisieren will. „Anstatt dass die Stadtverwaltung den Wunsch der Bevölkerung akzeptiert und ihn gleich im Genehmigungsverfahren der Bauplanung der Genossenschaft berücksichtigt, ignoriert sie diesen Wunsch und will die Anwohnerschaft zwingen, unnötige Umwege in Kauf zu nehmen“, kritisiert Mörschel.

Zufahrt zum neuen Parkplatz würde den Weg kreuzen

„Durch eine fachgerechte Bauplanung können die bisher reflexhaft angeführten Hinderungsgründe wie Baumbestand, Buschwerk oder Steigung beispielsweise über eine schräge Anlage des Weges problemlos bewältigt werden“, sagt der überzeugte Radler. „Für diesen Weg muss kein einziger Baum gefällt werden.“ Er schlägt vor, die bislang über die Hamburger Straße laufende Veloroute über die Klosterbergenstraße und die Bogenstraße zu führen, wo es weit weniger Autoverkehr gebe.

Das sehen Bürgermeister Björn Warmer und Falk Hofmann aus dem Bauamt jedoch anders. „Wir haben dort eine maximale Gemengelage“, erläutert Warmer. „Wir mussten die Treppe wegen drei defekter Stufen zurückbauen, obwohl der Weg nicht auf städtischem, sondern auf Kirchengrund befand. Aber zuerst wusste niemand, wer zuständig war. Gleichzeitig hat sich durch die Bautätigkeiten der Baugenossenschaft auch eine neue Verkehrslage ergeben. Durch die Zufahrt des neuen Parkplatzes im Wendehammer ist die Möglichkeit eines neuen Zugangs vollends zerstört worden.“ Denn beide Verbindungen würden sich sonst überkreuzen und wären so zu gefährlich.

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Auflage für 36 neue Wohnungen: Parkplätze schaffen

„Wir möchten mit dem Parkplatz doch niemanden ärgern“, betont Stefan Ellendt, einer der beiden Vorstände der Baugenossenschaft Sachsenwald. „Wir haben neue bezahlbare Wohnungen für die Bevölkerung geschaffen und müssen dafür die Auflagen erfüllen.“ Der neue Parkplatz werde noch Richtung Nathan-Söderblom-Kirche erweitert und danach umzäunt. Der Zaun werde auch den Durchgang unpassierbar machen. Die Kirche sei für den Verbindungsweg nicht mehr verantwortlich“, sagt Pastorin Bente Küster. „Ich verstehe zwar die Sorgen der Anwohner, aber dadurch, dass wir das Grundstück in Erbpacht weggegeben haben, können wir aktuell leider nicht mehr darüber entscheiden.“

Bürgermeister Björn Warmer kündigt an, dass die Sachlage noch einmal im nächsten Planungs- und Umweltausschuss dargelegt werden soll. Die Stadt habe schon einmal überlegt, ob Alternativen im nördlichen Wendehammer möglich wären, erklärt er. Sein Mitarbeiter Falk Hoffmann erläutert: „Das Problem ist, dass wir als Stadt uns an die aktuelle Rechtslage halten müssten. Daher müsste ein solcher Weg komplett barrierefrei sein. Statt einer Stufe müssten wir mit dem Weg die Steigung allmählich überwinden. Das wäre nur mit Serpentinen oder einem größerem Bauwerk, auf jedem Fall aber mit Beteiligung der Unteren Naturschutzbehörde möglich.“

Wären die Kosten für einen neuen Weg unverhältnismäßig?

Hofmann geht davon aus, dass in einem solchen Fall sehr wohl Bäume fallen müssten. „Das wollen wir heute doch eigentlich vermeiden“, sagt er. Die Kosten schätzt er auf eine Summe im sechsstelligen Bereich: „Wahrscheinlich müssten wir dann auch den gesamten Wendehammer erneuern, weil wir den Weg dort vernünftig anbinden müssten, und auch dieser entspricht nicht mehr der aktuellen Din-Norm. Das würde die Investition noch mehr in die Höhe treiben.“ Daher wären die Kosten eines solchen Weges unverhältnismäßig.

„Was den sichereren Schulweg angeht, führt dieser von der Bogenstraße ein kurzes Stück entlang der Berliner Straße bis zur Bedarfsampel“, erläutert Hofmann. „Dort können die Kinder die Berliner Straße queren und Richtung Westen entlang der Ampel bis zur Grundschule gehen – ohne Autoverkehr.“