Reinbek. Zwölf Euro Miete pro Quadratmeter: Baugenossenschaft Sachsenwald erwartet große Nachfrage. Was Interessenten tun müssen.

Der Reinbeker Dachdecker Sven Matzat und sein Team haben alles gegeben: Pünktlich zum Richtfest war das 870 Quadratmeter große Dach des Neubauprojekts an der Berliner Straße 4 fertig und abgedichtet. Seit November 2021 baut hier die Baugenossenschaft Sachsenwald an zentraler Stelle direkt neben dem Täbyplatz 36 Zwei- und Dreizimmerwohnungen.

Am Donnerstagnachmittag feierte die Genossenschaft zusammen mit Vertretern der Stadt, Kirche und den beteiligten Bau- und Handwerksfirmen Richtfest. „Das allerdings heißt bei einem Flachdachbau wie diesem allerdings Dichtfest“, sagt Dirk Reiche, einer der beiden Vorstände der Baugenossenschaft. Dicht deshalb, weil der Bau dann geschlossen ist.

Reinbek: Vergabe der Wohnungen an Berliner Straße beginnt

Das allerdings war der Rotklinkerbau mit vier Etagen nicht ganz: „Es gibt aktuell Lieferschwierigkeiten bei Türen und Fenstern“, sagt Bauingenieur Holger Heidereich, der sich seit einiger Zeit auf immer neue Herausforderungen bei Bauprojekten einstellen muss und auf die gute alte Vorratswirtschaft zurückgreift.

Zu Verzögerungen kommt es aber nicht: „Pünktlich zum Sommer werden die Wohnungen fertig sein“, sind Dirk Reiche und Holger Heidenreich zuversichtlich. Im August sollen die ersten Mieter einziehen. Die Vergabe der Wohnungen mit Flächen zwischen 59 und 79 Quadratmetern beginnt jetzt. Acht Wohnungen sind öffentlich gefördert. Deren Vergabe liegt in den Händen der Stadt. Hier ist die Miete auf 6,25 Euro pro Quadratmeter begrenzt. Neun der 36 Wohnungen sind barrierearm, im Haus gibt es einen Aufzug.

Angestrebt wir eine bunte Mischung an Mietern für die Wohnungen

Das Interesse an den restlichen 28 Wohnungen ist bereits jetzt riesig. Reiche rechnet damit, dass der Baugenossenschaft in den kommenden Tagen „die Türen eingerannt werden“. „Ich bitte alle Interessenten, sich die Wohnungen zuerst auf unserer Internetseite anzuschauen und sich dann zu bewerben.“ Eine bunte Mischung an Mietern – Jüngere und Ältere, Singles, Paare und Familien – wünscht sich die Genossenschaft in ihrem Vorzeigeneubau.

So sollen die Häuser an der Berliner Straße 4 in Reinbek aussehen.
So sollen die Häuser an der Berliner Straße 4 in Reinbek aussehen. © BGZ | Baugenossenschaft Sachsenwald

Jeder passende Interessent wird zu einem Gespräch geladen und muss nachweisen, dass er sich die Miete von zwölf Euro pro Quadratmeter auch langfristig leisten kann. Für die 59 bis 79 Quadratmeter großen Wohnungen ergibt das eine Kaltmiete zwischen circa 700 und 950 Euro. Zwölf Euro Miete pro Quadratmeter sind für eine Neubauwohnung vielleicht nicht viel. Für einen Durchschnittsmieter der Genossenschaft aber schon: Im Schnitt beträgt die Miete in den rund 800 Wohnungen sieben Euro.

Nebenkosten in dem modernen Neubau sollen „sehr überschaubar“ sein

Ein Großteil dieser Wohnungen ist allerdings in Häusern aus den 1950er- und 1960er-Jahren, deren Energiebilanz entsprechend schlecht ist und wo die Nebenkosten entsprechend hoch sind. „Die Nebenkosten werden in diesem energieeffizienten Neubau mit Photovoltaikanlage auf dem Dach und Wärmepumpe sehr überschaubar sein“, sagt Reiche. Auf dem Parkplatz gibt es E-Ladesäulen, in der Tiefgarage ist viel Platz für Räder.

Der Neubau sei „nicht nur energetisch und ökologisch ein Vorzeigeprojekt“, lobt Andreas Breitner. Er ist Verbandsdirektor von 400 norddeutschen Wohnungsunternehmen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern mit zusammen 750.000 Wohnungen. „Hier in Reinbek stimmen die Rahmenbedingungen“, lobt Breitner.

Wohnungsbauprojekt nach KfW-Standard 55 mit 950.000 Euro gefördert

Er meint zum einen die „hammermäßige Förderquote“ von mehr als zehn Prozent. Rund sieben Millionen Euro investiert die Genossenschaft in den Reinbeker Neubau nach KfW-Standard 55 und erhält eine Förderung von 950.000 Euro. Im vergangenen Jahr wurde diese Fördermöglichkeit von der Bundesregierung gestrichen, ein Grund, warum die Genossenschaft ihre Neubaupläne in Glinde auf Eis gelegt hat.

Zum anderen hebt Breitner die gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Genossenschaft hervor. Die Kirchengemeinde hat das 4400 Quadratmeter große Grundstück unterhalb der Nathan-Söderblom-Kirche für 80 Jahre, bis 2101, per Erbpacht der Genossenschaft überlassen. Ein Schnäppchen war das nicht, die Verhandlungen mit dem Kirchenkreis waren durchaus hart, sagt Reiche. Am Ende wurden sich aber beide Parteien einig. Schließlich verfolgten sie das gleiche Ziel: bezahlbaren und einkommensgerechten Wohnraum in Reinbek zu schaffen.

Lob für Erbbaurechtsvertrag mit der Reinbeker Kirchengemeinde

„In dieser Hinsicht kann Hamburg von Reinbek lernen“, sagt Breitner, der sich solche Verhandlungsergebnisse seiner Unternehmen auch mit der Stadt Hamburg wünscht. Er fordert schon länger, Bodenrichtwerte und Erbbauverträge zu entkoppeln. „Erstere sind in den vergangenen Jahrzehnten so massiv gestiegen, dass bei einer Verlängerung der Verträge die Miete unbezahlbar wird“, sagt Breitner.

Wie es in 78 Jahren mit dem Erbbaurechtsvertrag in Reinbek weitergeht, darüber wollen sich die Beteiligten jetzt noch keine Gedanken machen. Sie freuen sich erst einmal auf das, was da in naher Zukunft kommt: „So sag ich es in aller Klarheit (zur Dichtung gehört auch Wahrheit): Wir freuen uns auf die Nachbarschaft, mit Euch, der Baugenossenschaft“, hat Pastorin Bente Küster das Dichtfest wörtlich genommen und ein Gedicht verfasst.

Gemeinde und Genossenschaft wollen Platz gemeinsam neu gestalten

Die Vorstände der Genossenschaft, Dirk Reiche und Stefan Ellendt, zeigten sich gerührt, insbesondere als Küster ihnen einen leuchtend bunten Blumenkranz an dem grauen Januartag überreichte, selbst gebastelt von den Kindern der evangelischen Kita Bogenstraße. „Frieden für dieses Haus und den Menschen, die darin leben“, wünschte Küster.

Mit der Fertigstellung des Baus wird die Zusammenarbeit nicht beendet sein. So wollen die Gemeinde und die Genossenschaft, den Platz vor der Kirche gemeinsam umgestalten. „Wir wollen einen Ort für alle Reinbeker schaffen, an dem man gern zusammenkommt“, sagt Küster.