Reinbek. Eigentlich sollten die Arbeiten Ende Oktober abgeschlossen sein. Auch vier Monate später ist kein Ende in Sicht. Woran liegt das?
Diese Baustelle auf der Hamburger Straße ist für viele Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger in Reinbek ein Ärgernis: Seit Juli 2023 saniert die Stadt die Holländerbrücke. Seitdem ist die Fußgängerbrücke gesperrt. Eine Ampel regelt den Autoverkehr, in beide Fahrtrichtungen ist nur eine Spur befahrbar. Auch der Fußweg an der Seite am Ladenzentrum ist gesperrt.
Und: Ein Ende ist erst einmal nicht in Sicht. Ursprünglich sollten die Arbeiten im Oktober des vergangenen Jahres abgeschlossen werden. Daraus wurde bekanntermaßen nichts. Seinerzeit hieß es, die Fertigstellung werde sich um sieben Wochen verzögern, war für das Jahresende angekündigt. Auch diese Frist ist längst verstrichen. Woran liegt das? Und wie geht es weiter?
Holländerbrücke in Reinbek: Bauarbeiten verzögern sich weiter
Bei Falk Hofmann vom Reinbeker Bauamt nachgefragt, nennt dieser „hauptsächlich“ das Wetter als verantwortlichen Faktor für die Verzögerung, da viele Arbeiten nur bei Trockenheit oder geringer Luftfeuchtigkeit vorgenommen werden könnten. „Wegen der sehr nassen Herbst- und Wintermonate konnten viele Arbeiten nicht durchgeführt werden“, so Hofmann.
Das sei aber nicht der einzige Grund. „Aufgrund der Komplexität des Bauwerks können einige Bereiche der Sanierung erst im Zuge der Maßnahme selbst geplant und danach umgesetzt werden. Das betrifft im Wesentlichen die Hauptträger der Brücke, die zum Zeitpunkt der Erstherstellung nicht in der Genauigkeit hergestellt worden sind, wie es erforderlich gewesen ist“, sagt Hofmann.
Wetter und Komplexität der Bauarbeiten sind für Verzögerung verantwortlich
Das habe zur Folge, dass erst nach dem Rückbau der GFK-Paneele (glasfaserverstärkter Kunststoff) eine detaillierte Vermessung der Hauptträger durchgeführt werden konnte. Hofmann: „Erst danach konnten entsprechende Baupläne zur Verlegung der neuen GFK-Paneele erstellt werden. Die Herausforderung dabei ist, dass die Paneele bei der Verlegung nur einen Abstand von 0,3 Millimeter haben dürfen und absolut eben auf die Hauptträger aufliegen müssen, was im Brückenbau Filigranarbeit bedeutet.“
Die Folge: Die Bauarbeiten ziehen sich hin. Nach dem voraussichtlichen Zeitpunkt der Fertigstellung gefragt, wollte Hofmann sich auf kein Datum festlegen, nicht einmal eine grobe Einschätzung abgeben. „Einen fixen Endtermin kann ich noch nicht nennen. Bei anhaltend gutem Wetter gehen die Arbeiten jetzt recht zügig voran und werden wahrscheinlich schneller abgeschlossen sein, als man es vermutet“, so Hofmann. Was genau das bedeutet, teilte er nicht mit.
80 Prozent der Arbeiten sollen bereits erledigt sein
Immerhin: „Auch wenn es nicht den optischen Anschein hat, sind dennoch bereits rund 80 Prozent der Arbeiten vollendet.“ Durch die Verzögerung werde es Kostenerhöhungen geben, die auch bereits im Gesamtbudget mit einkalkuliert seien. „Von daher gibt es keine Überraschungen“, so Hofmann. Um wie viel sich die Kosten erhöhen, sei aktuell noch nicht abzuschätzen.
Bei allem Ärger über die Verkehrssituation: Dass die Brücke nun endlich saniert wird, dürfte Reinbeks Bürgerinnen und Bürger wohl trotzdem freuen. Immerhin ließ das lange auf sich warten. 13 Jahre hat es gedauert, bis an der Brücke endlich die von einer Baufirma verursachten Mängel angegangen worden sind. Denn zuvor schwelte zwischen der Stadt Reinbek und der Baufirma seit 2010 ein Rechtsstreit.
Vor der Sanierung gab es einen langen Rechtsstreit
Dieser hatte sich hingezogen, weil zunächst die in der Zwischenzeit insolvente Baufirma auf ausstehende Zahlungen Reinbeks geklagt hatte, die Stadt ihrerseits dann aber Schadenersatz für die Baumängel gefordert hatte. Die Klage des Unternehmens wurde abgelehnt.
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Der Stadt Reinbek indes wurde in zweiter Instanz vor dem schleswig-holsteinischen Oberlandesgericht in Schleswig Schadenersatz in Höhe von 498.000 Euro zugesprochen. Ein Gerichtsgutachten hatte ergeben, dass bereits bei der Planung Fehler gemacht worden sind, vor allem aber Baumängel in der Stahlkonstruktion beim Korrosionsschutz bestätigt.
Die erste Ausschreibung für die Sanierungsmaßnahme blieb erfolglos
Auch nach Ende des Rechtsstreits dauerte es, bis die Sanierung begann. Denn eine erste Ausschreibung blieb erfolglos. Schuld waren unter anderem stark verzögerte Lieferzeiten und Fachkräftemangel. Bei der aktuellen Sanierung der etwa 97 Meter langen und 3,5 Meter breiten Brücke, die im leichten Bogen auf bis zu fünf Metern Höhe über die Hamburger Straße führt, müssen die Schweißnähte nachgebessert und der Korrosionsschutz erneuert werden. Auch der GFK-Belag muss erneuert werden.
Die Sanierung ist nicht nur für Autofahrer, sondern auch für Fußgänger, darunter viele Schulkinder, eine Geduldsprobe. Denn normalerweise gelangen über die Brücke viele Schulkinder aus dem Stadtteil Hinschendorf zur Grundschule Klosterbergen. Zudem wird die Brücke gern von Fußgängern und Radfahrern aus dem Stadtteil genutzt, um die Geschäfte, den Wochenmarkt oder auch die Kirche am Täby-Platz zu erreichen. Sie müssen nun Umwege über den Schaumannskamp in Kauf nehmen.