Reinbek. Wegen der Sanierung ist das Bauwerk bis 30. Oktober dieses Jahres gesperrt. Die Gründe, warum alles so lange dauert.

Fragil und leicht wirkt die Holländerbrücke gewöhnlich – wenn sie nicht gerade eingerüstet ist. Über sie gelangen Schulkinder aus dem Stadtteil Hinschendorf sicher zur Grundschule Klosterbergen, sie wird auch von vielen anderen Fußgängern und Radfahrer aus dem Stadtteil gern genutzt, um die Geschäfte, den Wochenmarkt oder auch die Kirche am Täby-Platz zu erreichen.

Jetzt, nach mehr als 13 Jahren, wird die Brücke endlich saniert. Ein Rechtsstreit schwelte zwischen der Stadt Reinbek und der Baufirma wegen Mängeln am Bauwerk, seitdem die Fußgängerbrücke 2010 neu errichtet worden ist. Bis 30. Oktober sollen die Bauarbeiten dauern, die Brücke bleibt solange für alle Passanten und Radfahrer gesperrt. Der Verkehr darunter, auf der Hamburger Straße, wird mit einer Ampel abwechselnd einseitig unter der Baustelle durchgeführt, es geht dabei um die Landesstraße 223. Auch der Fußweg an der Seite am Ladenzentrum ist gesperrt. Die Familien mit Schulkindern müssen jetzt lange Umwege über den Schaumannskamp in Kauf nehmen.

Baumängel an Fußgängerbrücke: Sanierung nach 13 Jahren

„Die Sanierung dauert bis 30. Oktober, weil wir die Brücke abschnittsweise sanieren müssen“, erläutert Falk Hofmann aus dem Reinbeker Bauamt. Dies sei die beste Lösung. „Alternativ hätten wir die Brücke in einem Stück sanieren lassen müssen. Das hätte aber zur Folge gehabt, dass wir die Hamburger Straße komplett hätten sperren müssen“, erläutert der Bauamtsmitarbeiter. Bei einer so wichtigen Verbindung zwischen Reinbek und Hamburg undenkbar.

Die Holländerbrücke ist noch bis 30. Oktober für Fußgänger und für Radfahrer gesperrt.
Die Holländerbrücke ist noch bis 30. Oktober für Fußgänger und für Radfahrer gesperrt. © Jana Tusek | Jana Tusek

Schon der Rechtsstreit hatte sich lange hingezogen, weil zunächst die in der Zwischenzeit insolvente Baufirma auf ausstehende Zahlungen Reinbeks geklagt hatte, die Stadt ihrerseits dann aber Schadensersatz für die Baumängel gefordert hatte. Die Klage des Unternehmens wurde vom Gericht abgelehnt. Zwischendurch hat die Stadt Reinbek 2019 immerhin den Sichtschutz für die Anwohner errichtet. Ein Nachbar hatte diesen bereits seit zehn Jahren gefordert.

Stadt Reinbek erhält Schadensersatz in Höhe von 498.000 Euro

Der Stadt Reinbek wurde schließlich in zweiter Instanz vor dem schleswig-holsteinischen Landesgericht in Schleswig Schadensersatz in Höhe von 498.000 Euro zugesprochen. Ein Gerichtsgutachten hatte ergeben, dass bereits bei der Planung Fehler gemacht worden sind, vor allem aber die Baumängel in der Stahlkonstruktion beim Korrosionsschutz bestätigt. Die Summe sei für die Kosten der Sanierung auskömmlich, sagt Falk Hoffmann.

Eigentlich sollte die Brücke bereits saniert sein. Doch die erste Ausschreibung der Sanierung blieb erfolglos: Denn die Bedingungen des Auftrags waren nicht zu erfüllen, weil zurzeit immer noch stark verzögerte Lieferzeiten herrschen. „Material, das früher nach drei bis vier Wochen eingetroffen ist, kann heute schon einmal bis zu zwölf Wochen brauchen“, bedauert Hofmann. Das liege nicht nur am vielzitierten Fachkräftemangel, sondern auch an den Sanktionen, die das Feld der möglichen Produzenten einschränkten, nicht aber die Nachfrage.

Durch die Hybridkonstruktion wirkt die Holländerbrücke (Archivfoto) besonders leicht und fragil.
Durch die Hybridkonstruktion wirkt die Holländerbrücke (Archivfoto) besonders leicht und fragil. © BGZ | Ann-Kathrin Schweers

Die Mängel sind beim herkömmlichen Stahlbau zu finden

Das etwa 97 Meter lange und mehr als 3,50 Meter breite Bauwerk, das im leichten Bogen in bis auf fünf Metern Höhe über die Hamburger Straße führt, wurde 2010 besonders wegen seiner Hybridbauweise gepriesen. Das Neuartige daran war, dass es sich um eine Kombination aus einer Stahl- und einer GFK-Konstruktion handelt.

„Durch den Belag aus diesem Glasfaser verstärktem Kunststoff ist die Konstruktion wesentlich leichter als aus Beton“, erläutert der Bauamtsmitarbeiter. „Somit wirkt sie besonders fragil und fällt im Stadtbild kaum auf.“ Dies sei 2010 politisch so gewollt gewesen und wurde auch so beschlossen.

Bei den Schweißnähten und beim Korrosionsschutz wurde geschlampt

Dass nun ausgerechnet die herkömmliche Stahlkonstruktion Probleme bereiten würde, damit hatte niemand gerechnet. Bei der aktuellen Sanierung müssen die Schweißnähte nachgebessert und der Korrosionsschutz erneuert werden. „Das lässt sich nicht allein durch Maschinen erledigen, da muss auch viel per Hand gearbeitet werden“, sagt Falk Hofmann. Für die Sanierung muss allerdings auch der GFK-Belag aufgenommen werden und sei danach nicht mehr zu gebrauchen, bedauert Hofmann. Daher müsse auch der Kunststoffbelag erneuert werden. Trotzdem sei die bereitgestellte Summe ausreichend, betont er.